Kinder des Sturms
gelingt, ihr wehzutun, dann ist er ihr wichtig. Aidan, bisher hat ihr noch nie ein Mann wirklich etwas bedeutet. Bisher waren alle Männer, mit denen sie ausgegangen ist, Spielzeug, Unterhaltung, Abwechslung für sie. Wünschst du ihr nicht auch, dass sie einmal jemanden findet, der ihr wichtig ist?«
»Natürlich wünsche ich ihr das. Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ausgerechnet Magee dieser Mann sein soll.« Wieder stapfte er verärgert in der Küche hin und her. »Nicht, solange sie beide mit dem Unterleib denken.« Er schüttelte den Kopf. »Eine Reise nach London. Die beiden kennen einander kaum, und schon ist davon die Rede, gemeinsam nach London zu fahren.«
»Ich bin an einem verregneten Abend in einen rauchgeschwängerten Pub gekommen und habe dich gesehen. Dadurch hat sich mein Leben verändert, ohne dass ich auch nur wusste, wer du warst.«
Er blieb stehen, und vor Liebe barst ihm beinahe das Herz. »So etwas gibt es in einem von einer Million Fälle.« Er setzte sich wieder hin und ergriff ihre beiden Hände. »Außerdem hat auch das Schicksal bei uns beiden mitgespielt.«
»Vielleicht tut es das ja bei den beiden auch.«
Er kniff die Augen zusammen. »Denkst du, dass es etwas mit der Legende zu tun hat? Mit dem letzten Teil?«
»Ich denke, dass noch ein Mitglied eurer Familie übrig ist. Ein Herz, das bisher weder angerührt noch verschenkt wurde. Und ich finde es interessant – nein, eher faszinierend –, dass Trevor Magee hierher gekommen ist. Als Schriftstellerin ...« Sie machte eine kurze Pause, da es sie immer noch erregte, zu wissen, dass sie tatsächlich Schriftstellerin war. »Ich habe Probleme zu glauben, dass das ein reiner Zufall ist. Schließlich gibt es uralte Familienbande. Darcy ist von Seiten
eurer Mutter eine Fitzgerald und somit eine Verwandte der alten Maude, deren große Liebe Trevors Großonkel war. Die beiden haben einander ebenso verloren wie Carrick und die arme Gwen.«
»Jetzt gehen einfach deine Fantasie und deine romantische Seite mit dir durch, Jude Frances.«
»Ach ja?« Sie zuckte die Schultern. »Warten wir’s doch einfach ab, oder was meinst du?«
Sie wartete nicht ab. Alice Mae war bereits unterwegs, und auch Betsy hatte sich über das Angebot, zwei Tage im Pub zu helfen, eindeutig gefreut. Zufrieden fegte Darcy durch die Küche und zur Hintertür hinaus.
Es war ein leichter Schock, nicht mehr direkt nach draußen, sondern in den Durchgang aus soliden, holzgerahmten grauen Mauern zu gelangen, der die Verbindung zwischen den beiden Gebäuden darstellen würde. Doch allmählich, dachte sie, erkannte sie selbst mit ihrem ungeübten Auge eine gewisse Form.
Überall standen Männer auf Gerüsten, hämmerten, bohrten oder nieteten. Wie sollte sie sich bei all dem Lärm Gehör verschaffen können?
Jemand, ihrer Meinung nach ein unheilbarer Optimist, hatte ein Radio angestellt. Alles, was sie hörte, waren irgendwelche schrillen Töne, die vielleicht Musik darstellen sollten.
Sie sah, wie sich das Dach in einer Art Bogen über dem Gebäude schließen würde, dessen dicke, dunkle Balken denen, die das Pub seit über hundert Jahren trugen, nachempfunden waren.
Plötzlich empfand sie Stolz. Das Gallagher’s stellte die Wurzel und das Theater einen Ast des Baumes dar.
Vorsichtig stieg sie über die Kabel und die Seile, die sich über den Boden schlängelten. Sie hatte Trevor längst gesehen. Er stand auf einer Plattform am anderen Ende der Baustelle,
dort, wo der Durchgang breiter wurde. Um seine Hüfte lag lässig der Werkzeuggürtel, und in seiner Hand surrte irgendein elektrisches Gerät. Ebenso zum Schutz vor herumfliegenden Splittern und Betonbrocken wie gegen die helle frühsommerliche Sonne hatte er sich eine leicht getönte Brille aufgesetzt.
Er wirkte tatkräftig, ein wenig derb und einfach vollkommen richtig für die Stimmung, in der sie sich befand.
In dem Bewusstsein, dass zahlreiche Männer bei ihrem Anblick ihre Arbeit unterbrachen, baute sich Darcy unterhalb des Podestes auf.
Mick O’Toole schlenderte, ein Bündel Betonrippenstahl auf seiner Schulter, gemächlich an ihr vorbei.
»Du lenkst die Männer von der Arbeit ab, hübsche Darcy.«
»Ich bin sofort wieder weg. Und, wie kommen Sie mit der Arbeit voran, Mr. O’Toole?«
»Der Kerl weiß nicht nur, was, sondern auch wie er alles haben will. Und da ich immer seiner Meinung bin, könnte es nicht besser gehen.«
»Und, wird es ein schönes Theater
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