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Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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ließ.
    Junge Bullen:
Schwer erschüttert das Meer
    Der Sturm im Winter,
    Doch warme Wünsche
    Erweckt sein Tosen.
    Auch der Sommer sieht uns
    Suchen nach einander.
    Wir lieben, wir leben
    Und lachen voll Lust!
    Junge Kühe:
Seid ihr das belebende Licht,
    Seid ihr der Wind und der Regen,
    Zeugende Wogen,
    Wir sind das Meer und der Mond,
    Wir sind die Gezeiten, die ewig
    Erneuern eure Mutter.
    Kälber:
Helle, salzige Luft,
    Über uns Flügel, unter uns Schuppen,
    Milchweißer Schaum – neu, neu!
    Alte Bullen:
Die Jahre sind an uns vorübergezogen,
    Aus Tiefen des Himmels zu Tiefen der See.
    Das härteste Riff einmal glätten die Wogen,
    Die Zeit schwemmt hinweg unsern Stolz, unser Weh.
    Wir suchen nach Weiden auf unseren Wegen,
    Wo Orkas lauern mit gierigem Schlund,
    Auf uns ruht der weiten Gewässer Segen,
    Doch sinken auch wir einmal tot auf den Grund.
    Unsre Rasse ist alt, doch auch wir müssen gehen;
    Der letzte Gesang der Wale verklingt.
    Die Erde wird selbst nur so lange bestehen,
    Bis einmal die letzte Flut sie verschlingt.
    Alte Kühe:
Doch wir haben gelebt.
    Junge Bullen:
Doch wir leben.
    Kälber:
Doch wir werden leben.
    Junge Kühe:
Doch wir gebären Leben.
    Alte Bullen:
Es ist genug.
    Leitbulle:
Vorwärts!
     
    Den Pentland Firth durchziehen schreckliche Strömungen, und es gibt Stellen, wo ihre Heftigkeit noch schlimmer wird. Man muß an den Merry Men of Mey vorbei und zwischen Swalchie und den Wells of Swona hindurch und dann rund um die Bores of Duncansbay. Bevor sie sich an dieses Wagnis machten, suchten sich die Kinder des Wassermanns eine geschützte Stelle an der Caithness-Küste, wo sie ihre seemüden Kajaks überholen und ihre seemüden Körper ausruhen konnten.
    Rötliche Klippen erhoben sich zu beiden Seiten eines Meeresarms, der kaum mehr war als eine Spalte darin. An seinem Ende lag ein Streifen Sand, dahinter sumpfiges, aber weiches Grasland. Dann führte ein V-förmiger Abhang nach oben. Ein Fußpfad wand sich durch Felsblöcke und spärliche Kräuter, doch es war deutlich zu sehen, daß an diesen Ort wenige Besucher kamen, und im Winter sicher gar keine.
    Es war hier nicht so kalt, wie man hätte meinen können, und den Reisenden kam die Luft nach dem was sie in den letzten Wochen erlebt hatten, beinahe balsamisch vor. Sonnenlicht fiel nicht herein, so daß die Wellen wie trübes Silber im Schatten heranliefen. Aber seine Widerspiegelung von draußen, vom offenen Meer her verlieh den Felsen etwas Wärme, und sie wiederum strahlten diese Wärme nach unten ab. Der Wind war nur ein Pfeifen, das weiter oben dahinzog. Tauno und Eyjan zogen die Kajaks über die Hochwassermarke. Auf dem Gras breiteten sie ihre neuen Seehundfelle aus. Tran half Feuerstein und Stahl, mit weiter oben gesammelten Zweigen ein Feuer zu entfachen, das mit Treibholz von unten genährt wurde. Außer dem Fleisch hatten sie einen Alk, den sie braten, und Fische, die sie roh essen konnten.
    »Ah«, sagte Tauno. »Das riecht gut.«
    »Ja, das tut es.« Eyjan sah unverwand auf den Bratspieß, den sie, vor dem Feuer hockend, drehte. Tauno zog die Knie unter das Kinn und blickte auf den Firth hinaus.
    »Genieße dieses Wetter, solange es andauert«, meinte er, als das Schweigen zwischen ihnen schon zu lange gedauert hatte. »Es wird nicht lange anhalten.«
    »Nein, das wird es nicht.”
    »Nun, wir brauchen bei unseren Ausbesserungsarbeiten ja nicht herumtrödeln.«
    »Nein. Da hast du recht.«
    »Schließlich haben wir schon ... wieviel? ... zwei Drittel des Weges zurückgelegt?«
    »Vielleicht ein bißchen mehr.«
    Eine Weile fand keiner von beiden mehr zu sagen. Es wurde langsam Nacht.
    Eyjan stach mit einem spitzen Hölzchen in den Vogel. Als sie sich vorbeugte, flog das offene Haar, das sie über ihren Busen hatte fallen lassen, zur Seite und enthüllte weiße Haut und rosige Brustwarzen. »Der Braten ist gleich fertig«, sagte sie. »Du kannst schon anfangen, die Fische zu säubern.«
    »Ja.« Tauno richtete schnell seinen Blick auf die Fische und beschäftigte sich mit ihnen. Jede Bewegung ließ seine Muskeln spielen.
    »Wir brauchen bei der Überholung unserer Kajaks aber auch nicht hastig vorzugehen«, meinte sie Minuten später. »Eine Atempause hier wird uns guttun.«
    »Ja, darüber sprachen wir schon. Trotzdem sollten wir genug Zeit auf Bornholm haben, weil es lange dauern mag, bis Niels von uns hört und kommen kann.«
    »Auch darüber sprachen wir schon.«
    »Denke daran, laß mich mit den Menschen verhandeln.

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