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Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Inuit-Kleidung wirkt in Europa bei einem Mann nicht zu ausländisch, aber bei einer Frau ...«
    »Ja, ja, ja!« fauchte sie. Die Röte lief ihr über die Wangen und die Kehle hinunter bis zu ihren Brüsten.
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte er mit undeutlicher Stimme und hob seine goldenen Augen zu ihren grauen empor.
    »Oh, macht nichts«, erwiderte sie eilig. »Ich bin nervös. Mein Magen knurrt.«
    Tauno brachte ein Grinsen zustande. »Meiner auch. Das ist nicht das Meer, was du hörst.«
    Dieser Wortwechsel entschärfte die Spannung ein wenig. Trotzdem verhielten sie sich sehr schweigsam, während sie das Fleisch zubereiteten, und als sie es dann aßen, tauschten sie nur ein paar Worte darüber aus, wie gut es schmecke und wie angenehm das Feuer sei.
    Als sie fertig waren, holte Tauno weiteres Holz und schürte das Feuer. Es wurde früh Nacht, der Streifen Himmels war schwarzblau geworden, ein tiefes Violett erfüllte die Nische. Sie setzten sich auf entgegengesetzten Seiten des Feuers nieder, um sich an dem roten, gelben, blauen Flackern mit der Kohlenglut im Inneren, dem gemütlichen Knistern und dem Geruch des Rauchs zu erfreuen.
    »Ich glaube, wir sollten uns zur Ruhe begeben«, bemerkte Tauno, »aber ich bin noch nicht schläfrig. Leg du dich hin, wenn du möchtest.«
    »Ich bin auch noch nicht schläfrig«, antwortete Eyjan.
    Beide blickten in die Flammen.
    »Ich möchte wissen, wie es Yria geht«, sagte sie schließlich ganz leise.
    »Wir werden es erfahren.«
    »Es sei denn, Niels und Ingeborg ist ein Unglück widerfahren.«
    »In dem Fall können wir irgend jemand anders aufspüren.«
    »Ich hoffe so sehr, es hat sie kein Übel befallen«, flüsterte Eyjan. »Beinahe wünschte ich mir, ich glaubte an einen Gott, der ihnen helfen würde, wenn ich zu ihm betete.«
    »Oh, sie sind zäh«, meinte Tauno. »Ich freue mich richtig darauf, sie wiederzusehen.«
    »Ich auch. Niels ist ... ich mag ihn lieber als jeden anderen Menschen, den ich gekannt habe.«
    »Und sie ...« Plötzlich gab Tauno ein Schnauben von sich, kniff die Augen zusammen und wedelte mit der Hand vor der Nase herum. »Mit einem Mal kommt der ganze Rauch zu mir her.«
    Eyjan hob das Gesicht zu ihm empor. Der Halbmond warf ein frostiges Licht auf seine grünlichen, hellen Locken und ließ die breiten Schultern glänzen, bis zu denen der Feuerschein nicht reichte. »Komm hier herüber«, lud sie ihn ein.
    Er erstarrte. Dann tat er es. Sie saßen nebeneinander, ihre Seiten berührten sich. So hielten sie die Handflächen der Hitze entgegen und sahen geradeaus. Über die Klippen jagte die Zeit dahin.
    »Was werden wir tun, wenn wir auf Bornholm auf Nachricht warten?« fragte Eyjan schließlich.
    Tauno zuckte die Schultern. Die Bewegung übertrug sich von seinem Arm auf ihren, und er mußte heftig schlucken, bevor er antworten konnte: »Es uns bequem machen, natürlich, abgesehen von der Jagd nach Nahrung. Das haben wir uns dann verdient.«
    Ihre bronzefarbene Mähne streifte ihn, als sie nickte. »Ja, wir haben viel geleistet, nicht wahr? ... Du und ich.«
    »Es bleibt uns noch viel zu tun.«
    »Zusammen werden wir es schaffen.«
    Irgendwie drehten sich ihre Köpfe einander zu, irgendwie trank jeder von ihnen des anderen Atem, sog seinen reinen Duft ein, und ihr Mund war einen Zoll von seinem entfernt. Sie wußten nicht, wer von ihnen zuerst die Arme ausstreckte.
    »Ja, ja«, schluchzte sie, als der Kuß endete. »Oh, ja, jetzt!« Er zog sich zurück. »Unsere Mutter ...«
    Sie warf sich gegen ihn. Hinter der Weiche fühlte er ein Herz, das noch schneller klopfte als seins. Ein Lachen stieg aus ihrer Kehle auf. »Zu lange haben wir uns darüber Gedanken gemacht. Wir sind Meerleute, Tauno, Geliebter.« Sie sprang auf die Füße, zog an seiner Hand. Der Feuerschein beleuchtete ihre Schönheit. »Da drüben, auf dem Rasen, haben wir ein Bett ... erst jetzt erkenne ich, wie sehr ich mich nach dir gesehnt habe.«
    »Und ich mich nach dir.« Er stolperte hoch. Beinahe zerrte sie ihn weg und auf den Rasen hinunter ...
    Der Mond war hinter den Klippen untergegangen. Kleine Sterne glitzerten.
    Eyjan stützte sich auf einen Ellenbogen hoch. »Es hat keinen Zweck, nicht wahr?« fragte sie bitter. »Nichts hat irgendeinen Zweck.«
    Tauno blieb liegen und bedeckte sein Gesicht mit einem Arm. »Meinst du, ich bin froh darüber?« murmelte er.
    »Nein, natürlich nicht.« Eyjan schlug sich mit der Faust auf den Schenkel. »Die Christen können uns

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