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Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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schlossen sich die Halbblutkinder ihnen in der Hoffnung auf irgendwelche Nachrichten an.
    Zu Hause hatten sie nichts weiter als vage Gerüchte über eine neue Rasse von Menschen gehört, die sich über die große, von Gletschern gekrönte Insel nach Süden bewegte. Tauno und Eyjan lernten sie als zäh, geschickt, hilfreich, freigebig und fröhlich kennen. Auch waren sie bessere Liebhaber als die meisten Küstenbewohner Europas, Heiden, die sich keiner Schuld bewußt waren, wenn sie Feenleute in ihrer Mitte aufnahmen. Aber nach ein paar Monaten wurde das Leben unter ihnen eintönig. Bruder und Schwester hatten etwas von ihrer Sprache gelernt und so in Erfahrung gebracht, daß keiner unter ihnen die sehnlich erhoffte Kunde besaß. Da sagten sie den Inuit Lebewohl und kehrten ins Meer zurück.
    Bald hatten sie auf ihrem Weg nach Süden durch frühes Treibeis alle Spuren der Inuit hinter sich gelassen, denn diese waren noch nicht so weit vom Norden heruntergekommen. Das Paar umrundete das Kap an der Spitze der Insel und traf Delphine, die ihnen etwas mitteilten, das sie in einige Aufregung versetzte: Weiter oben an der westlichen Küste gehe Magie um. Die Delphine konnten kaum mehr berichten; bis an diese Orte kamen sie nicht, und was sie gehört hatten, war nur Geschwätz von der Art, wie sie es weiterzuverbreiten liebten. Auch hatten sie keine Lust, selbst nachzusehen; es wurde geflüstert, daß das eine sehr gefährliche Zauberei sei.
    Das mochte den Delphinen nur so vorkommen, entschieden Tauno und Eyjan. Zum Beispiel konnte die Gründung eines Neu-Liri Geschöpfe, die von einer Unterwasserstadt niemals gehört oder geträumt hatten, durchaus in Furcht versetzen. Und was auch vorgehen mochte, sie mußten unbedingt Näheres darüber erfahren.
    Von Menschen in der Heimat, die ihnen nahegestanden hatten, wußten sie, wie die Dinge auf Grönland standen. Die Norweger besaßen drei Siedlungen auf dieser Seite, wo das Klima weniger rauh war als anderswo. Die älteste, größte und am weitesten südlich gelegene war Ostri Bygd. Nicht weit davon entfernt lag Mid Bygd. Ein gutes Stück weiter nördlich, ungeachtet ihres Namens, befand sich eine spätere westliche Siedlung, genannt Vestri Bygd. Die Erzählungen von etwas Bedrohlichem bezogen sich auf diese.
    Tauno und Eyjan schwammen darauf zu. Der Sommer neigte sich bereits dem Herbst entgegen.
     

7
    Ein Umiak fuhr, das Land an Steuerbord, inmitten eines Schwarms von Kajaks dahin. Die Kinder des Wassermanns tauchten eine halbe Meile davon entfernt auf, leerten ihre Lungen und blieben, wo sie waren, um sich aus dieser sicheren Entfernung die Sache genau anzusehen. Haie, Mörderwale, Stürme, Riffe und Springfluten hatten Schwachherzigkeit aus ihrer Blutlinie ausgemerzt, hatten sie aber auch Vorsicht gelehrt.
    »Nach dem, was die Delphine sagten, ist das ... Ding ... in dieser Gegend den weißen Menschen feindlich«, erinnerte Tauno. »Wenn es also nicht einfach daran liegt, daß sich unsere Leute gegen irgendeinen Angriff zu verteidigen hatten, muß es das Werk der Inuit sein. Ich möchte nicht gern eine Harpune in den Körper bekommen, weil man mich für einen weißen Mann hält.«
    »Ach, Unsinn!« antwortete Eyjan. »Ich habe nie ein freundlicheres Volk gesehen als das, bei dem wir zu Gast waren.«
    »Ein anderes Volk dieser Rasse, meine Schwester. Und ich habe Geschichten gehört, daß hin und wieder ein Mord geschieht.«
    »Aber auf jeden Fall werden sie doch merken, daß wir keine Landbewohner sind. Mit einem Angriff brauchen wir nicht zu rechnen; geben wir lieber acht, daß wir sie nicht verscheuchen. Wir wollen langsam auf sie zuschwimmen und dabei unsere fröhlichsten Gesichter zeigen.«
    »Und uns zum Tauchen bereithalten. Also los.«
    Luftatmend schlugen sie einen Weg ein, auf dem sie den Konvoi abfangen konnten. Sie fühlten die Kälte des Wassers, aber nicht als Ziehen und Beißen, wie Sterbliche sie empfunden hätten. Für sie glitt das
    Wasser liebkosend über jeden Muskel, schürte die Wärme in Ihren Körpern an, schmeckte nicht nur nach Salz, sondern auch nach zahllosen unstofflichen Dingen, nach Leben und Tiefen und Entfernungen Die kabbeligen Wellen schaukelten sie – Weißmützen in tannend Schattierungen von Blau-Schwarz und darüber ein Schimmer von Grün. Das Meer rauschte und gurgelte; weit weg an der Küste donner te es. Unter einem silbergrauen Himmel trieb ein Westwind Wolken wie Rauch vor sich her. Möwen füllten die Lüfte mit Schwingen und

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