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Kinder des Wassermanns

Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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im allgemeinen mit Achtung, und hätte Mihajlo es sich einfallen lassen, quer über das zarte Grün der sprießenden Felder zu reiten, dann hätte er sich vor seinem Vater verantworten müssen. Als sie an einer Weide vorbeikamen, erschreckte er ein paar Kälber, indem er lustig ins Horn stieß, aber Stangenzäune hinderten sie am Ausbrechen.
    Gleich darauf befand er sich im Wald, auf einem Wildpfad. Hier ragten gewaltige Stämme in die Höhe, verflochten sich die Zweige hoch über ihren Köpfen, flüsterten die Blätter. Die Sonne sprenkelte den Bogen schattiger Dome mit goldenen Flecken. Von fern schallte Vogelgesang herüber und wurde von dem hier brütenden Schweigen verschluckt. Die Luft war warm, doch es lag eine gewisse Schärfe in ihr, und sie war voller Düfte, die nichts mit Haus und Kuhstall zu tun hatten.
    Die Hunde nahmen einen Geruch auf und begannen zu bellen.
    In den nächsten paar Stunden erlegten die Männer einen Hirsch, einen Wolf und ein paar Dachse. Eine Wildsau entkam ihnen, aber sie waren recht zufrieden. Am See angekommen, schreckten sie eine Schar Schwäne auf, ließen ihre Pfeile fliegen, holten drei herunter. Nun dachten sie daran, nach Hause zurückzukehren.
    Es geschah, was Gott zuließ.
    Ein weiterer Hirsch kam ans Ufer, hundert Schritte von ihnen entfernt. Die Sonnenstrahlen des Spätnachmittags ließen goldene Lichter und bläuliche Schatten über sein Fell hinlaufen, denn er war weiß, beinahe so groß wie ein Elch. Schon reckte sich sein sprießendes Geweih wie Bäume zum Himmel.
    „Bei allen Heiligen!“ rief Mihajlo und sprang auf die Füße. Zwei Speere verfehlten den Hirsch, der wartete, bis die Männer wieder im Sattel waren. Dann floh er. Aber er verschwand nicht im dicken Unterholz, wohin ihm die Pferde nicht hätten folgen können. Er blieb auf dem Weg, und ständig schimmerte sein Körper durch die Blätter. Vergebens setzten ihm die Reiter mit Gebrüll nach. Hin und her führte er seine Verfolger, hierhin und dahin und rundherum. Die Zeit verging. Die Pferde waren erschöpft, die Hunde hechelten, als der Hirsch endlich an den See zurückkehrte.
    Der helle Wasserspiegel war in Dunkelheit getaucht. Die Sonne war untergegangen und hatte nur einen Schwefelstreifen am westlichen Himmel zurückgelassen. Im Osten wurde das Purpur schnell zu Schwarz; ein einzelner Stern ging auf. Nebelfetzen zogen dahin.
    Fledermäuse schossen durch die Luft. Es wurde kalt. Stille erfüllte alles.
    Wie ein Gebilde aus Nebel erschauerte das gekrönte Tier und war verschwunden.
    Mihajlo schluckte einen Fluch hinunter. Luka bekreuzigte sich immer wieder, und die Diener taten desgleichen. Beide Bauern sprangen aus den Steigbügeln, fielen auf die Knie, rissen die Hüte ab und beteten laut.
    „Wir sind genarrt worden“, murmelte Sisko, der ältere von beiden. „Aber von wem und warum?“
    „In Gottes Namen, machen wir, daß wir wegkommen“, flehte sein Freund Drazha.
    „Nein, wartet.“ Mihajlo nahm seinen ganzen Mut zusammen. „Unsere Pferde müssen ausruhen. Wir könnten sie umbringen, wenn wir sofort weiterritten. Das wißt ihr.“
    „Willst du – willst du denn die Nacht hier verbringen?“ stotterte Luka.
    „Eine Stunde oder zwei, bis der Mond aufgeht und wir den Weg finden“, antwortete Mihajlo.
    Einer seiner Diener starrte auf das Quecksilber über den Tiefen, auf den zerfetzten Pflanzenwuchs unter der Wasseroberfläche und widersprach: „Herr, das ist kein Ort für Christen. Hier riecht es nach alten, heidnischen Dingen. Das war kein Hirsch, den wir gejagt haben. Es war der Wind, und jetzt ist er dahin entschwunden, wohin der Wind zu gehen pflegt. Warum?“
    „Was, du willst ein Mann aus der Stadt sein?“ spottete Mihajlo. „Unsere Sinne haben uns irregeführt, das ist alles. Zu verwundern ist es nicht, müde, wie wir sind.“ Er spähte durch die Dunkelheit nach ihren Gesichtern. „Es gibt keinen Ort auf der Erde, der nicht für Christen ist, wenn sie den Glauben haben“, erklärte er. „Kommt, rufen wir unsere Heiligen an. Wie könnten uns die Teufel dann ein Leid tun?“
    Ein wenig ermutigt stiegen die aus dem Sattel, die es nicht bereits getan hatten. Sie beteten zusammen, nahmen den Pferden die Sättel ab, begannen, sie mit Tüchern zu reiben. Weitere Sterne erschienen am dunkler werdenden Himmel.
    Mihajlos Lachen brach die Stille. „Seht ihr? Wir brauchen uns nicht zu fürchten.“
    „Nein, niemals“, sang eine Mädchenstimme. „Bist du es wirklich, mein

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