Kinderfrei
»Happily Childfree«.
Ich war etwa 12, als mir klar wurde, dass ich keine Kinder will, und Anfang 20 hat sich diese Entscheidung bei mir zementiert. Die Leute haben mir immer wieder gesagt: ›Du wirst es dir anders überlegen, wenn du erst mal erwachsen wirst und heiratest.‹ Ich dachte, sie haben wahrscheinlich recht – nur um festzustellen, dass meine kinderfreie Überzeugung stärker denn je war, als ich geheiratet habe!
Mein Mann und ich haben vor unserer Beziehung über die Kinderfrage gesprochen, etwas, was ich für absolut wichtig halte, denn in der Frage ist ja kein Kompromiss möglich. Er ist genauso kinderfrei wie ich.
Kinderfreie und Kinderlose werden in den USA ziemlich benachteiligt. Auf viele Sozialleistungen hat man zum Beispiel nur dann Anspruch, wenn man Kinder hat. Es ist also nicht gerechtfertigt, dass wir auch noch mehr Steuern zahlen müssen. Auch in der Arbeit hat man oft bestimmte Nachteile in Kauf zu nehmen. Als man einmal vier Leute aus unserer Abteilung für einen humanitären Einsatz brauchte, wurden nur Leute ohne Kinder ausgewählt. Darunter ich. Es war eine tolle Erfahrung, also bin ich froh, dass ich auf die Mission geschickt wurde, aber das Auswahlkriterium – Kinder oder keine – an sich war falsch.
Auf die Idee, meine eigene Website zu betreiben, bin ich vor ungefähr zehn Jahren gekommen. Zu der Zeit habe ich gelegentlich auf einigen kinderfreien Seiten im Internet einen Hinweis auf ein kinderfreies Buch oder eine andere kinderfreie Website gesehen, aber es gab keine umfassende Liste kinderfreier Ressourcen. Als ich nach dem Grund gefragt habe, bekam ich immer wieder die Antwort, dass keiner Zeit oder Lust hatte, so eine Liste zu erstellen. Also habe ich beschlossen, es selbst zu tun. Ich habe eine Liste zusammengestellt, zuerst nur für mich, dann habe ich sie auf eine Webseite gestellt, damit auch andere etwas davon haben. Im Laufe der Jahre ist die Seite gewachsen, und ich habe angefangen, das Blog zu schreiben. Den Leuten scheint zu gefallen, was ich so online stelle. Natürlich ist es alles in allem ziemlich zeitintensiv, die Seite zu betreiben, aber es ist wie bei jedem Hobby, das einem Spaß macht: Der Zeitaufwand macht einem nichts aus. Das Schönste daran ist, dass ich jede Menge E-Mails bekomme, in denen sich andere Kinderfreie bedanken, dass ich ihnen eine Stimme gebe.
8 Der Elefant im Wohnzimmer
Während ich diese Zeilen schreibe, Anfang 2011, leben auf der Erde etwas mehr als 6,9 Milliarden Menschen. 56
› Hinweis
Nicht nur diese Zahl an sich ist schwindelerregend, sondern vor allem die Geschwindigkeit, mit der sie erreicht wurde: 1950 betrug die Anzahl der Menschen, die auf der Erde lebten, noch 2,5 Milliarden. 57
› Hinweis
In sechzig Jahren hat sich die Weltbevölkerung also nahezu verdreifacht. Benötigte die Menschheit einen Zeitraum bis zum Jahr 1800, um die Größe von 1 Milliarde zu erreichen, so sind in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Schnitt alle 13 bis 14 Jahre 1 Milliarde weiterer Menschen hinzugekommen. Allein das Bevölkerungswachstum in den 1990er-Jahren hat die Gesamtbevölkerung, die um 1600 auf der Erde lebte, überstiegen. 58
› Hinweis
Und die Menschheit wächst weiter, wenn auch nicht mehr ganz so rapide: Jede Minute kommen 155 Menschen hinzu, das entspricht pro Jahr mehr als 81 Millionen – oder einem neuen Deutschland. Gegen Ende des Jahres 2011 wird die Weltbevölkerung voraussichtlich die Sieben-Milliarden-Marke reißen. Bis 2050 wird die Weltbevölkerung nach Prognosen der Bevölkerungsabteilung der Vereinten Nationen auf 9,1 Milliarden Menschen ansteigen – ausgehend von einem Rückgang der Geburtenrate von derzeit durchschnittlich 2,56 Kindern pro Frau auf 2,02 Kinder pro Frau zwischen 2045 und 2050 (sogenannte Mittlere Variante). Sänke die Geburtenrate stattdessen nur auf 2,52 Kinder pro Frau, würde die Weltbevölkerung 2050 schon 10,5 Milliarden betragen, bei einem Absinken auf 1,52 Kinder pro Frau würde die Weltbevölkerung bis 2050 dagegen »nur« auf ca. 8 Milliarden ansteigen. 59
› Hinweis
Bliebe die Geburtenrate auf dem heutigen Niveau, würden sich 2050 knapp 12 Milliarden Menschen auf diesem Planeten drängeln. 60
› Hinweis
Während sich die Menschheit munter vermehrt, schrumpfen gleichzeitig die Lebensgrundlagen, von denen sie abhängig ist.
Boden: Nach Schätzungen der UNO gehen jedes Jahr sechs Millionen Hektar produktiven Bodens allein durch Versteppung verloren – das pro Person
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