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Kindersucher - Kriminalroman

Kindersucher - Kriminalroman

Titel: Kindersucher - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grossman
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noch unten im Aquarium. Und schwammen auch nicht um das Rheinschloss aus Keramik herum, mit seinen Rittern zu Pferde auf der Zugbrücke.
    »Wonach sucht ihr denn?« Elsie, die Akrobatin, tauchte plötzlich aus dem Schatten auf. Ihre Augen funkelten seltsam. »Diese Guppybabys sind verschwunden.« Sie schien sich fast darüber zu freuen. »Weil ihr euch nicht ordentlich um sie gekümmert habt. Neugeborene Guppys brauchen einen Platz, wo sie sich verstecken können, oder sie müssen in ein anderes Aquarium verlegt werden. Sonst«, sie zuckte mit den Schultern, und ihre Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln, »frisst ihre Mutter sie auf.«
    Ihr Vater gab ihr eine Ohrfeige. »Lügnerin!«
    Ihre Mutter packte sie am Arm. »Haben wir dich dazu erzogen, solche Dinge zu sagen?«
    »Das ist keine Lüge!«, weinte das Mädchen. »Nach der Geburt hat die Mutter großen Hunger und frisst ihre Babys. Alle ohne Ausnahme.«
    »Das ist lächerlich!« Die Augen von Herrn Klemper traten fast aus ihren Höhlen. »Das widerspricht allen Naturgesetzen.«
    »Wie kommt das dann in mein Biologiebuch?«, höhnte Elsie.
    Kraus wollte seine Jungs instinktiv abschirmen. Aber der Ältere, Erich, hatte seinem jüngeren Bruder Stefan schon beschützend den Arm um die Schulter gelegt. Und Kraus merkte, dass keiner der beiden auf die Klemper-Tochter achtete. Ihre Blicke waren auf Heinz Winkelmann gerichtet, dessen Haut so weiß wie der Sand in seinem neuen Aquarium geworden war.
    »Stimmt das?«, wollte er wissen. »Frisst die Mutter ihre Babys?«
    Niemand schien das noch abstreiten zu wollen. Nach einem endlos scheinenden Moment presste der dickliche Junge, der heute neun Jahre alt geworden war, seine Hände auf den Bauch, als wäre er gebissen worden, und stieß einen markerschütternden Schrei aus.
    Seine Eltern starrten ihn einfach nur an, zu schockiert, um sich rühren zu können.
    Der Schwager, Klemper, fühlte sich nach einer Weile offenbar genötigt, sein eigenes Kind zu entlasten und eine pädagogische Weisheit zum Besten zu geben. »Wenn du deinem Jungen erlaubst, so weiterzuschreien, Otto, wirst du sein Leben ruinieren, sowohl für ihn selbst als auch für das Vaterland.«
    Heinz kreischte noch lauter.
    »Otto besitzt eben nicht deine erzieherischen Fähigkeiten, Liebster«, erklärte Frau Klemper ihrem Mann.
    »Aber er verwandelt den Jungen noch in eine Schwuchtel.«
    Kraus beobachtete, wie Winkelmann einen Moment lang standhielt, sich dann jedoch der machtvollen Logik seines Schwagers beugte. Sein Gesicht verwandelte sich in einen Steinblock.
    »Das hört jetzt auf.« Dann wandte er sich an seinen Sohn. »Was fällt dir ein, dich so aufzuführen? Wir Deutschen weinen nicht. Wir stellen uns der Wahrheit wie sie ist.« Seine normalerweisesanften blauen Augen waren so kalt wie Stahl, während Heinzi hinter den Beinen seiner Mutter Zuflucht suchte.
    »Vielleicht bist du ein bisschen zu hart mit dem Jungen«, meinte Kraus in dem Versuch, die Wut seines Nachbarn ein wenig zu zügeln.
    Otto warf ihm einen hasserfüllten Blick zu. »Nein. Ein Junge muss lernen, dass das Leben ein Kampf ist ... in dem nur die Kräftigsten überleben. Wenn diese Babys ihn nicht überlebt haben, dann deshalb, weil sie nicht stark genug waren.«
    »Aber seht ... seht doch.« Vicki deutete in das Aquarium. »Eines ist noch da, Otto. Siehst du, hier oben, im Turm des Schlosses.«
    »Rette es, Papa«, jammerte Heinz. »Bevor sie es findet.«
    Nach einem Blick auf seinen Schwager wurden Winkelmanns Augen wieder härter. »Keineswegs. Wenn dieses Baby überlebt, dann deshalb, weil es stark genug ist, nicht, weil wir uns eingemischt haben und ...«
    Wie ein Pfeil schoss die Mutter heran und machte die ganze Diskussion überflüssig.

VIER
    »Sie wissen ja, wie man so sagt: Alles hat ein Ende«, verkündete Herr Strohmeyer, als sie die langen, kalten Räume betraten. »Außer ...« Er neigte den Kopf, um sich davon zu überzeugen, dass Kraus begriff, dass jetzt eine Pointe kam, »... die Wurst. Die hat zwei!«
    Kraus zwang sich zu einem Lächeln. Diese Führung, dachte er, während ein dumpfer Schmerz in seinem Kopf hämmerte, beweist, dass einige Dinge sogar gar kein Ende haben.
    Der große, kahlköpfige Strohmeyer war der Spross von Berlins größter Wurstdynastie, gegründet 1892, und führte Kraus jetzt schon gefühlte Stunden durch seine Fabrik. Dabei plapperte er unaufhörlich Werbeslogans vor sich hin. »Ein guter Wurstfabrikant stellt dieselben hohen

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