Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)
entfernen) in Kraft. Am bekanntesten sind die »Security-Checks« bei den Mitgliedern der Organisation – und damit auch bei Kindern. Sie werden vor Aufnahme in die »Elite-Einheit«, der »Sea-Organisation«, die Edwin nun bevorsteht, durchgeführt. Er sollte schließlich nach England, in das Internat.
Und genau dort holte ihn dieses Gespräch mit seinen Großeltern wieder ein. Wahrscheinlich nicht nur dieses Gespräch, denn in seiner bisherigen »Scientologen-Laufbahn« hatte es wahrscheinlich einiges gegeben, was ihn bei dem Sicherheits- Check und der Beantwortung der Fragen Schwierigkeiten machen wird.
Diese Sicherheits-Checks werden in der Regel ebenfalls am Hubbard-E-Meter durchgeführt, der insbesondere in diesen Fällen wohl als eine Art Lügendetektor fungiert. Die Liste der Fragen ist lang: 98 Fragen, auf die befriedigende Antworten zu geben sind. Falls dies nicht erreicht wird, wird die entsprechende Frage wiederholt. So lange, bis die Antwort stimmig und bekannt ist, was für die Organisation interessant ist.
Im einleitenden Satz schon wird klar gesagt: Die erste Frage ist die wichtigste. (Im Original: »The first question is the most potent.«) Und diese ist es denn auch, die Edwin sofort in Probleme stürzte:
1. What has somebody told you not to tell? (Was hat dir jemand gesagt, das du nicht erzählen sollst?)
Auch die Fragen 19 und 21 waren problematisch für ihn.
19. Do you have a secret? (Hast du ein Geheimnis?)
21. Have you ever done anything you were very much ashamed of?
(Hast du irgendwann etwas getan, für das du dich geschämt hast?)
Die endlose Fragerei führt dann schließlich auch zu einer ganz speziellen Frage, die offensichtlich prüfen soll, wie sehr die scientologische Denkweise verinnerlicht ist. Es ist Frage 85:
85. Have you ever done anything wrong according to your own religion?
(Hast du irgendwann etwas getan, das den Grundsätzen deiner Religion zufolge falsch war?)
(Hubbard Kommunikationsbüro [Hrsg.]:
Bulletin vom 21. September 1961, East Grinstead 1961,
in: http://www.ingo-heinemann.de/Scientology-Kinder.htm )
Diese Sicherheitsüberprüfung hatte Edwin beim ersten Mal nicht überstanden, also war es noch nicht so weit mit seiner Reise nach England. Aber seine Mutter hatte inzwischen die Alternative geregelt: das Scientology-Internat gleich hinter der deutschen Grenze in Dänemark.
Beruhigungspille Dänemark
Im scientologischen Elternhaus Edwins gibt es mal wieder etwas Ärger. Edwin war in der Schule morgens eingeschlafen und ist ein paar Tage gar nicht hingegangen. Seine Mutter liest den Brief der Schule, in dem sie gebeten wird vorbeizukommen. Jetzt muss irgendwie gehandelt werden. Als Erstes stellt sie ihren Sohn zur Rede und fragt ihn, ob er sich der Verantwortung nicht bewusst ist, die er hat. Edwin ist sich darüber klar, dass das so ist.
Außerdem haben die Großeltern wieder nachgefragt, wie es in der Schule so liefe. Auch dafür hat seine Mutter ihn verantwortlich gemacht. Aber zum Glück für ihn hat sich eine Lösung aufgetan, das Internat in Dänemark. Seine Mutter wird dort Lehrerin, und er kann dort zur Schule gehen. Ob Edwins Mutter überhaupt eine Ausbildung hat, die sie für ein Lehramt an einer Schule benötigt, wird nicht besprochen, nicht einmal gedacht. Edwin kommt auch gar nicht auf die Idee, dass es außer der Technologie Hubbards noch andere grundlegende Ausbildungen gibt. Warum auch, ist doch in der Organisation niemand, der offen in Frage stellt, was Hubbard zum Thema »Ausbildung« herausgefunden hat. Seine Erkenntnisse sind die Wahrheit, also wird niemand die folgenden Sätze hinterfragen:
»Ausbildung hätte wie folgt definiert werden können: ›Ausbildung ist der Vorgang des Platzierens von Daten in die Rückrufe eines anderen‹. Sehen Sie das? Das war es, was man mit Ausbildung zu tun glaubte. Man dachte, man platziere Daten in die Rückrufe eines anderen und ermögliche ihm einen Rückruf von Daten, die ihm vermittelt worden waren. (…) Nun verhält es sich so, dass wir uns mit Einfachem befassen; und dies ist das erste Mal, dass wir, was Einfachheit angeht, ein Haar in der Suppe finden – es ist eine idiotische Definition -, und das ist es, was sich zur Zeit in den Universitäten Yale, Princeton, Harvard und Columbia abspielt, oder hier unten auf der George-Washington Universität, oder in Oxford, Cambridge und an der Sorbonne – überall auf der Welt, wo die Leute sich als Spitzenexperten in Sachen
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