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Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)

Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)

Titel: Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Caberta
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Zustand, der jedoch von den Personen nicht als belastend empfunden wurde. Schwer zurückrufbar waren insbesondere die eigenen Antworten auf die Fragen des Auditors, obwohl diese doch eigentlich zum Ergebnis geführt haben dürften. Allerdings berichten fast alle Betroffenen auch, dass sie in diesen Sitzungen etwas über sich erfahren hätten, was sie später als Tatsache für sich verinnerlichen konnten. Bei Aussteigern löste sich jedoch viel später dieser »scientologische Erkenntniswert« in ein Nichts auf.

Konflikt 2
     
    »Wer bei Scientology ist, befindet sich in einem raffiniert aufgebauten System. Man arbeitet von neun Uhr morgens bis Mitternacht und hat schon aus Zeitgründen keine Alternative.«
    Ein Scientologe befinde sich in einer eigenen Welt, er verändere seine Persönlichkeit, werde zum Roboter. Dieses berichtet das Hamburger Abendblatt Nr. 172 im Juli 1992 auf Seite 14 über einen jungen Mann, der schon als Kind über seine Mutter in die Organisation geraten war. Seine Angaben werden in dem Artikel folgendermaßen dargestellt: Weil seine Mutter in der Sekte führend tätig war (und ist), sei er, »da langsam reingewachsen«, er habe als Zehnjähriger seinen ersten Kursus gemacht und natürlich gar nicht erfasst, worum es ging. Für ihn sei das »ganz natürlich« gewesen.
     
    Hineingewachsen ins System ist inzwischen auch Edwin. Das Verhalten seiner scientologischen Umgebung und auch sein eigenes sind Norm. Da dieses ihn entsprechend denken und handeln lässt, sieht er sich immer wieder in einer Konfliktsituation – speziell immer dann, wenn die nicht-scientologische Außenwelt in sein Leben tritt. Besonders gravierend sind solche Konfliktsituationen nach allen Berichten immer dann, wenn es sich um nicht-scientologische Personen aus dem engeren Familienkreis handelt. So bei unserem Edwin zum Beispiel im Kontakt mit den Großeltern.
     
    Die Großeltern, die immer einmal wieder – wie es seine Mutter ausdrückte und wie es für ihn inzwischen auch klar geworden ist – »gehandhabt« werden müssen, damit sie keinen Stress bereiten -, hatten ihn überraschend allein zu Hause am Abend angetroffen. Die Eltern waren wie üblich nicht vor Mitternacht zu erwarten, und Edwin hatte sogar etwas wie Freude empfunden, als Oma und Opa in der Haustür standen. Seine Großeltern hatten natürlich für ihn ein Geschenk dabei, Kleidung und neue Schuhe. Oma kommentierte das Geschenk dieses Mal nicht kritisch – wie sonst manchmal, z. B. dass seine Jacke vom Vorjahr natürlich schon viel zu klein war, von den Schuhen ganz zu schweigen. Etwas Süßes gab es auch, und dann die Frage, wie es in der Schule liefe. Edwin hat ihnen dann erzählt, dass er demnächst auf ein Internat in England wechseln würde. Dass er sich darauf schon sehr freue und viele Freunde von ihm schon dort seien. Die Großeltern schienen ihm auch nicht beunruhigt. Sie fragten nach, was das kosten würde und ob seine Eltern das denn finanzieren könnten. Klar, hatte er selbstbewusst gesagt, schließlich wusste er ja, dass seine Eltern gute Fortschritte machten und seine Mutter demnächst eine höhere Position einnehmen würde. Wie sollte er auch ahnen, dass sein Vater vor einiger Zeit Kontakt zu den Schwiegereltern aufgenommen und seine Unsicherheit und Sorge über sein Leben in der Scientology-Organisation mit ihnen besprochen hatte. Für Edwin waren seine Großeltern »Wogs« (Begriff aus Scientology für Nicht-Scientologen), die immer einmal wieder Stress verursachten und für einige Probleme im Fortkommen der scientologischen Familie auf der Brücke verantwortlich gemacht werden konnten. Aber an diesem Abend schien es ihm so, als könnte keine »PTS-Situation« (PTS = Potential Trouble Source/mögliche Schwierigkeitsquelle, Scientology-Begriff) für ihn daraus entstehen. Sie hatten auch dieses Mal keine »Entheta-Presse« (Scientology-Begriff für kritische Berichterstattung in der Presse) dabei, was schon häufiger vorgekommen war. Fast keimte in ihm die Hoffnung auf, dass seine Großeltern auch endlich positiv mit Scientology umgehen wollten – aber das würde er klären können …
     
    Der Abend schien günstig, und er stellte sich schon seinen Triumph vor, wenn er mit seinen Großeltern in das Gebäude der Scientology eintreten und alle ihn bewundern und beklatschen würden für das, was er geleistet hatte.
     
    Für ihn gab es also Hoffnung, Wege, sie zu interessieren und seine Hilfe anzubieten. Die Idee, die Edwin da entwickelte,

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