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Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)

Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)

Titel: Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Caberta
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basiert – wie kann es anders sein – auf dem Hubbard’schen Gedankengerüst, Menschen in Arten aufzugliedern. Schlicht und einfach in Gut und Böse. Um dieses deutlich zu machen, formulierte Hubbard in seinem entsprechenden Informationsbrief zur Erkennung der unterschiedlichen Arten folgende Formulierungen:
    »Selbst in den modernen Fernsehfilmen hat man die Cowboys mit den weißen Hüten und die Cowboys mit den schwarzen Hüten.«
    In derselben Hubbard’schen Abhandlung wird es dann doch noch präziser:
    »Manche Denkrichtungen versuchten, den Punkt zu umgehen, indem sie sagten, die frühe Kindheit forme den Charakter. Andere Richtungen hingegen behaupteten, der Mensch sei immer böse, außer er würde persönlich bedroht, was uns das Vorhandensein von Polizei in der Gesellschaft beschert. Doch selbst die Polizei arbeitet manchmal auf der Grundlage, dass es gute und schlechte Menschen gibt.«
    Im Text folgt das, was für Scientologen nach den Trainings logisch erscheint:
    »Und es gibt keine anderen Arten. Es gibt tatsächlich nicht einmal Grauschattierungen.«
    Denn, so schlussendlich:
    »Die Cowboys mit den grauen Hüten sind zu krank, um beim Spiel mit dabei zu sein.«
     
    (Alle Zitate aus: Hubbard-Kommunikationsbüro [Hrsg.]:
Zwei Arten von Menschen. Informationsbrief, East Grinstead 2001)
    So konnte Edwin an diesem Abend sicher sein, dass seine Großeltern nicht als »Cowboys mit grauen Hüten« galten. Er hatte die Hoffnung, sie doch noch überzeugen zu können, denn er hatte die entsprechende »Erkenntnis« verinnerlicht.
     
    Gelernt hatte er ja inzwischen auch, wie man an die Art von Menschen herankommt, sie dazu bringen kann, mitzumachen. Mitzumachen bei der Gewinnung der Einsichten, dass jeder Mensch erst einmal ein »aberrierter Thetan« ist, der dianetischer und scientologischer Behandlung bedarf, um dann »gut« zu sein, wertvoll im Hier und Jetzt und in der Zukunft.
     
    »Wie man Scientology an seine Freunde verkauft«, heißt die Überschrift der entsprechenden internen Anweisung an die Mitglieder der Organisation. Und so agiert Edwin bei der vermeintlich erkannten Chance bei den Großeltern: »Was hast du damals gefühlt, Opa, als du den Autounfall hattest, wer hat dir damals geholfen?«, eröffnete er das Ritual zum Gespräch.
    Der Autounfall seines Großvaters war immer einmal erwähnt worden, weil sein Opa ab und zu noch Beschwerden im Knie hatte. Laut Anweisung ist ein »Button«, also ein »Knopf« bei seinem Gesprächspartner zu finden, den man »drücken« muss, um die Kommunikation zu eröffnen und – wenn möglich – Hilfe anzubieten. Edwin lächelte seinen Großvater verbindlich an und wartete darauf, dass dieser auf sein »Angebot« einging. Doch Opa reagierte eher irritiert: »Warum willst du jetzt über den Autounfall sprechen? Mich interessiert vielmehr, wann du in das englische Internat sollst?« Und genau das war natürlich nicht die Reaktion, die Edwin ermutigt hätte weiterzumachen, um den Großvater in die gewünschten »Kommunikationswege« zu führen. Im Gegenteil: Das, was danach kam, wird ihn in Kürze vor weitere Probleme stellen. Denn sein Großvater sagte einen entscheidenden Satz: »Dein Papa hat uns gebeten, heute Abend mal vorbeizuschauen und zu sehen, wie es dir geht. Und wir werden jetzt öfter mal kommen, oder du besuchst uns. Du solltest allerdings darüber mit deiner Mutter oder anderen noch nicht sprechen. Du weißt ja, dass wir mit deiner Mutter immer mal wieder Diskussionen haben, wegen eurer Geschichte in der Scientology. Versprichst du uns das? Und wir wollten dir noch sagen, dass, wenn du etwas besprechen möchtest, du immer zu uns kommen kannst – aber das weißt du ja auch, oder?«
     
    Wie Edwin den Rest des Besuches überstanden hatte, wusste er später nicht mehr so genau, aber ausgerechnet seine Großeltern erwarteten von ihm, dass er über ein Gespräch nicht redete. Er verdrängte dies zunächst, doch holte ihn der Vorfall wieder ein – und zwar gar nicht viel später, in der Scientology-Organisation.
    Die Organisation kennt zur Kontrolle ihrer Mitglieder die so genannten »Security (Sicherheits)-Checks«, die dazu da sind, eventuelle Probleme, die sich auf die gesamte Organisation auswirken können, schnell zu erkennen und ihnen dann entgegenzutreten. Insbesondere bei vom System eingestuften »Verfehlungen« treten die so genannten »Ethik-Maßnahmen« (Ethik bedeutet bei Scientology, Fremd- oder Gegenabsichten aus der Umgebung zu

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