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Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)

Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)

Titel: Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Caberta
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andere mit ihm: Für einen ganz alltäglichen Jungenstreich müssen die Kinder gemeinsam vor den »Ethikoffizieren« Rechenschaft ablegen. Auch untereinander ist nicht gerade davon zu sprechen, dass man mit gegenseitigem Respekt gemeinsam lernt. Ein kleiner Junge wird von den älteren, so sieht es Edwin, wirklich fast schon gequält. Er kommt gerade dazu, als zwei ältere Jungen ihn auf dem Boden festhalten, seinen Mund öffnen und hineinspucken. Eklig findet Edwin das und rät seinem Mitschüler, einen Bericht zu schreiben und abzuwarten, ob nicht die »Ethikoffizierin« einschreitet. Doch Edwin verfolgt den Vorfall nicht länger, denn er will sich nicht einmischen. Er erfährt nicht, was aus der Aktion geworden ist.
     
    Nun herrscht zunächst einmal Ruhe an der Familienfront. Edwin ist unter seinesgleichen, und seine Mutter unterrichtet an derselben Schule. Er sieht sie nicht immer, aber öfter als in der Zeit vorher.

Wiedersehen in der Freizeit
     
    Laut Werbung auf der Internet-Seite sollen die Kinder aus dem Internat in Dänemark alle drei Wochen ein Wochenende nach Hause fahren können. Ferien oder Freizeit bedeutete das für Edwin jedoch nicht. Denn auch am Wochenende ist die Rettung der Menschheit angezeigt. Also verbrachte er regelmäßig die »freien« Tage im Scientology-Gebäude und hat wie selbstverständlich »mitgeholfen«, also gearbeitet. Aber nicht nur das, irgendwann gab es Schulferien, und die Kinder durften eine Woche nach Hause. Doch Edwins Mutter schlägt vor, gemeinsam Freunde zu besuchen, die einen Ponyhof unterhalten. Klasse, denkt Edwin, das wird Spaß machen. Auch andere Kinder aus scientologischen Familien werden dort sein. Er kennt einige und freut sich auf die Tage mit den Pferden und den anderen Kindern. Doch auf dem Freizeithof angekommen, erlebt er dann eine kleine Überraschung. Der Junge, den er in seiner Klasse der staatlichen Grundschule vor dem Weggang nach Dänemark kennen gelernt hatte, ist auch auf dem Hof und erzählt ihm, dass die ganze Klasse zur Klassenfahrt dort war. Das habe ihm so gut gefallen, dass er noch einmal herkommen wollte. Edwin ist etwas erstaunt.
     
    Die Erklärung dafür geht ihm erst später auf. Seine Mutter hatte – praktisch als Werbemaßnahme für den von Scientologen geführten Freizeithof – die Klassenlehrerin angesprochen und als Mutter eines ehemaligen Schülers angefragt, ob nicht eine Klassenfahrt auf einen nahe gelegenen Hof in Frage käme. Die Klassenlehrerin war ganz angetan von der Idee, denn die Schüler und besonders einige Schülerinnen schwärmten für Tiere. Auch der Junge, der neben Edwin in der Klasse gesessen hatte, war besonders begeistert, und mit ihm seine Eltern. Edwin hat ihm natürlich voller Euphorie von Dänemark erzählt. Und als sie dann gemeinsam mit allen (Scientologen-Kindern und anderen) ein Video mit dem Titel »Jugend für Menschenrechte« ansahen und darüber mit den älteren Kindern sprachen, war der Junge restlos hingerissen. Auch seine Eltern empfanden das Ganze als ein besonderes pädagogisches Konzept, das neben dem natürlichen Umgang mit Tieren auch noch politische Bildung förderte.
     
    Was diese Eltern und ihr Sohn zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht wussten, war, dass die Scientology-Organisation eine Werbekampagne ins Leben gerufen hatte, genau mit dem Titel »Jugend für Menschenrechte«: eine Aktion, um ganz gezielt junge Menschen anzusprechen. Ziel war, über das Video und die Gespräche – auch über die angebliche Verletzung von Menschenrechten in Deutschland – Interesse für die Organisation zu wecken, die sich damit befasst. Und unser Edwin funktioniert natürlich scientologisch und beherrscht auch die entsprechende Rhetorik. Sein ehemaliger Mitschüler versteht zwar nicht gleich alles, was Edwin ihm erzählt, aber er findet ihn nett und verabredet, mit ihm Kontakt zu halten.
     
    Edwin erreicht dann noch, dass der Junge auch in das Internat in Dänemark möchte. Doch die Eltern erkundigen sich rechtzeitig gezielt über die dänische Schuleinrichtung und bekommen die Information, dass es sich nicht um eine in Deutschland anerkannte Schule handelt. Also scheitert der Versuch, den Jungen zu dieser scientologischen Einrichtung zu überreden. Aber immerhin, der Kontakt hat dazu geführt, dass diese Familie, nachdem sie später erfahren hat, dass auch der Hof quasi in scientologischer Hand ist, Scientology als nicht besonders schlimm empfindet. Es ist ihrem Sohn ja nichts passiert und sie

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