King of the World
hatte, verlangte weitere Einzelheiten, und so stürzten sich am nächsten Morgen einige Reporter auf Clay und Malcolm X, als sie im Hampton House Motel beim Frühstück saßen. Wenn die Reporter glaubten,Clay werde sich von seinen Erklärungen vom Vortag distanzieren, irrten sie sich. Er wurde nur noch deutlicher.
»Ein Hahn kräht nur, wenn er das Licht sieht«, sagte Clay. »Setzt man ihn ins Dunkle, kräht er nie. Ich habe das Licht gesehen, und ich krähe.«
Malcolm erklärte: »Clay ist der hervorragendste Negersportler, den ich kenne, der Mann, der für sein Volk mehr bedeuten wird als jeder Sportler vor ihm. Er ist mehr, als Jackie Robinson war, weil Robinson der Held der Weißen ist. Die weiße Presse wollte, daß er verliert. Sie wollte, daß er verliert, weil er ein Muslim ist. Wie Sie wissen, kümmert sich niemand um die Religion anderer Sportler. Doch ihr Vorurteil gegenüber Clay machte sie für seine Fähigkeiten blind.«
Im weiteren Verlauf des Tages füllte Clay rasch alle Notizbücher, die um ihn herum gezückt waren. So umgeben von Reportern, stand Clay der Sinn nach Aufklärung.
»›Black Muslims‹ ist ein Wort der Presse«, sagte er. »Das ist kein legitimer Name. Der wirkliche Name ist ›Islam‹. Das bedeutet Frieden. Islam ist eine Religion, und auf der ganzen Welt gibt es siebenhundertfünfzig Millionen Menschen, die daran glauben, und ich bin einer davon. Ich bin kein Christ. Das kann ich gar nicht sein, wenn ich sehe, wie all die farbigen Menschen, die für eine erzwungene Integration kämpfen, in die Luft gejagt werden. Sie werden von Steinen getroffen und von Hunden gebissen, eine Negerkirche wird in die Luft gesprengt, und niemand findet die Killer. Jeden Tag bekomme ich Anrufe. Ich soll Schilder tragen. Ich soll demonstrieren. Man sagt mir, es wäre doch wunderbar, wenn ich eine Weiße heiratete, weil das gut für die Bruderschaft wäre. Ich will nicht in die Luft gejagt werden. Ich will nicht in die Kanalisation gespült werden. Ich will einfach nur mit meinesgleichen glücklich sein.
Ich bin der Weltmeister im Schwergewicht, aber im Moment gibt es einige Viertel, in die ich nicht ziehen kann. Ich weiß, wie ich Sprengladungen und Hunden ausweichen kann. Ich weiche ihnen aus, indem ich in meinem Viertel bleibe. Ich bin kein Unruhestifter. Ich glaube nicht an erzwungene Integration. Ich weiß, wo ich hingehöre. Ich werde mich bei niemandem ins Haus drängen …
Die Leute brandmarken uns als Haßgruppe. Sie sagen, wir wollen das Land übernehmen. Sie sagen, wir sind Kommunisten. Das ist nicht wahr. Die Anhänger Allahs sind die liebsten Menschen auf der Welt. Sie haben keine Messer, tragen keine Waffen. Sie beten fünfmal am Tag. Die Frauen tragen Kleider, die bis zum Boden reichen, und sie begehen keinen Ehebruch. Sie wollen nur eins, in Frieden leben.
Ich bin ein guter Junge. Ich habe noch nie Unrecht getan. Ich war nie im Gefängnis … Ich liebe die Weißen. Ich mag mein Volk. Beide können zusammenleben, ohne die Rechte des anderen zu verletzen. Sie können niemanden verurteilen, nur weil er Frieden will. Wenn Sie das tun, verurteilen Sie auch den Frieden selbst …«
An dem Tag, als Clay seinen Übertritt verkündete, beendete Elijah Muhammad auf einer Veranstaltung zum Erlösertag im Chicagoer Coliseum seine öffentliche Ambivalenz gegenüber Clay und nahm ihn in den Schoß der Gemeinde auf. Bis dahin hatte Muhammad Distanz gewahrt, da er glaubte, Clay werde verlieren und die Nation blamieren, doch nun, angesichts seines Sieges, hieß er ihn allzugern willkommen. Elijah Muhammad erklärte sogar, Clay habe den Kampf dank Allah und seinem Sendboten gewonnen. Und indem er sich als Clays Freund und geistliches Licht offenbarte, hatte er auch seinen Zwist mit Malcolm X angeheizt.
So ziemlich die einzigen, die auf die Nachricht von ClaysÜbertritt mit einem Achselzucken reagierten, waren die Männer in seiner Ecke. »Was ist ein Name?« sagte Dundee mit Shakespeare. »Für mich ist er immer noch derselbe Mensch, derselbe Junge. Ich hab gar nicht gewußt, was Muslim ist, ich hab gedacht, das ist ein Stück Stoff.« Vermutlich wäre kein anderer Trainer so töricht gewesen, es sich mit seinem neuen Champion zu verscherzen – dazu ging es um zuviel Geld. Doch Dundee kümmerte es nicht, welcher Religion sein Kämpfer angehörte, solange er nur immer zum Training kam. »Das habe ich schon als Kind gelernt«, sagte Dundee Jahre später. »Es gibt eines, wo du dich bei einem
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