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King of the World

King of the World

Titel: King of the World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Remnick
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hab ich seinen Wagen gefahren, einen weißen Cadillac«, sagte Liston. »Ich weiß, die war’n eifersüchtig und wollten gleichziehen, indem sie mich da mit reinzogen.«
    Captain John Doherty war ein harter Cop. Ihm unterstand die »hoodlum squad«, die »Rowdytruppe«, als die sie in der Stadt bekannt war, und es dauerte nicht lange, bis er Liston als genau das identifizierte, einen Rowdy. Er machte sich daran, Liston von Vitales Männern abzuschneiden, und befahl seinen Leuten eine Taktik der sorgfältigen Zermürbung. »Jedesmal, wenn wir Liston hochnahmen, ihn finden konnten, taten wir es«, sagte er. »Wir ließen es nicht zu, daß er Bürger verprügelte oder sie ausraubte, wofür er ja bekannt war. Ich habe mit Liston bestimmt zwanzigmal geredet. ›Woher kommen Sie?‹ – ›Weiß ich nicht.‹ – ›Wohin wollen Sie?‹ – ›Weiß ich nicht.‹ Wir versuchten, ihn ordentlich zu behandeln. Ich sagte ihm: ›Sie haben ein Riesenpotential, aber wenn Sie sich mit Vitale und den anderen Knaben abgeben, dann können Sie nicht anständig leben.‹ Er hat meinen Rat nie angenommen. Er ist dumm. Er hat ein böses Naturell.«
    Liston sagte, er sei nicht nur wiederholt geschnappt und gelegentlich auch über Nacht festgehalten worden, auch sein Leben sei bedroht gewesen. Er sagte, Captain Doherty habe ihm schließlich gesagt, er solle aus St. Louis verschwinden, wenn nicht, »liegst du irgendwo auf der Straße«. Die Polizeibestritt die Geschichte in diesem Punkt, nicht aber ihren Grundtenor. James Chapman, der stellvertretende Chef der Truppe, sagte: »Doherty ist fälschlicherweise deswegen angeklagt worden.
Ich
hab das zu ihm gesagt.«
    Während seiner Arbeit für die Gewerkschaft verprügelte Liston Männer auch im Ring. Er konnte es kaum erwarten, sich für seine lachende Niederlage gegen Marty Marshall zu rächen. Er rächte sich dann sogar zweimal, beide Male mit einem schlimmen K. o. Jahre später sagte Marshall: »Niemand sollte solche Treffer kriegen. Noch
jetzt
tut mir alles weh, wenn ich daran denke … Zwei Stellen erinnern mich an Sonny Liston – das Ohr, das er traf, und mein Magen. In der sechsten hat er mich mit einer Linken in den Magen geschlagen. Das war kein Niederschlag. Ging gar nicht. Ich war gelähmt. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Nicht mal genug, um umzufallen.«
    Doch trotz seiner Erfolge brachte Liston die städtische Polizei weiterhin mit seiner Tätigkeit am Tage gegen sich auf. Jedem, der die Lokalzeitungen las, war klar, daß die ständigen kleinen Konfrontationen zwischen Liston und der Polizei eskalieren würden, und die Polizei fürchtete sich auch nicht, dies öffentlich kundzutun. Sergeant James Reddick, ein ehemaliger Golden Gloves-Champion, sagte über Liston: »Er treibt sich mit einem Haufen Misthunde rum, ich würde ihm gern zeigen, wie mies er ist. Wenn er mir je über den Weg läuft, würde ich ihm den Arsch
läutern

    Eines der wenigen guten Dinge, die Liston widerfuhren, ereignete sich 1956 in einem Gewitter. Eine junge Arbeiterin in einer Munitionsfabrik namens Geraldine stand auf dem Gehsteig und wartete auf den Bus. Sie war völlig durchnäßt. Liston fuhr vorbei und sah sie. Was dann geschah, mußte in Listons Buch des Lebens als wahre Ritterlichkeit zählen: Er legte den Rückwärtsgang ein, stieg aus,
hob
Geraldine
hoch
,setzte sie auf den Beifahrersitz und sagte: »Sie sind eine sehr attraktive Frau. Sie sollen nicht da stehen und naß werden.« Noch im selben Jahr heirateten sie.
    Doch 1956 war auch ein Katastrophenjahr. Am Abend des 5. Mai ging Liston auf eine Party. Die Nacht endete damit, daß Liston einen Polizeibeamten verprügelte, was ihm ein gutes Jahr in einem staatlichen Arbeitshaus eintrug.
    Liston wie auch sein Kontrahent, der Streifenbeamte Thomas Mellow, gaben gleichermaßen zu Protokoll, ihr Streit habe in einer Seitenstraße begonnen und sich um ein wartendes Taxi gedreht. Mellow sagte aus, als er das Taxi in der Straße habe stehen sehen, habe er dem Fahrer, einem Schwarzen namens Patterson, gesagt, er solle weiterfahren, sonst werde er eine Anzeige riskieren. Liston tauchte auf und sagte zu Mellow: »Sie können dem doch keinen Strafzettel geben.«
    »Und ob ich das kann«, sagte Mellow und zückte seinen Block.
    Mellow zufolge umklammerte Liston ihn daraufhin und hob ihn hoch. »Ich kriegte gar nicht mit, was los war, bis er mich packte. Hat mich sozusagen überrumpelt. Als sie mich in den dunklen Teil der Straße geschafft haben,

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