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King of the World

King of the World

Titel: King of the World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Remnick
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ursprünglich in der Absicht gegründet worden war, die Verträge der führenden Schwergewichtler nach Joe Louis’ Rücktritt 1949 aufzukaufen. Nach und nach verschaffte sich die IBC die Kontrolle über sämtliche Top-Boxer in jeder Gewichtsklasse wie auch über die Madison Square Garden Corporation. Zumindest auf dem Papier war Norris, zusammen mit seinem Partner Truman Gibson, der Herr des Profiboxens. Für Norris war der Vorsitz bei der IBC eine Art Hobby; er hatte von seinem Vater ein Getreide- und Immobilienvermögen geerbt, das sich auf Hunderte Millionen Dollar belief. Und dennoch setzte Norris kaum einmal einen Kampf ohne Carbos Zustimmung an. Hatte Norris Schwierigkeiten mit Boxmanagern, die sich seiner Kontrolle über die Branche widersetzten, bat er Carbo um Hilfe.
    »Jim Norris war nicht zuletzt auch ein Pferdewetter«, sagte mir Truman Gibson. »Er hatte einen Stall namens Spring Hill Farm, war auf allen New Yorker Rennbahnen zu Hause und kannte diverse italienische Buchmacher. Er war ein unverbesserlicher Spieler. In der Pferdewelt begegnete er dann auch Frank Carbo. Langsam, aber sicher wurde Jim mit Carbo vertraut. Das große Rätsel, das keiner lösen kann, ist, warum er
so
vertraut mit Carbo wurde.«
    »Das ist eigentlich gar kein Rätsel, egal, was Truman Gibson glaubt«, sagte Jack Bonomi, der Kongreßanwalt. »Norris und Carbo wurden so vertraut, weil Norris den Madison Square Garden und das Chicago Stadium und das ganze Geld hatte und Carbo die Boxer und die Manager in der Tasche hatte. Sie brauchten einander, und gemeinsam hatten sie die absolute Macht im Boxen.«
    Mit Gewalt und der Androhung von Gewalt brachte Carbo rücksichtslos Hunderte von Boxern in seine Hand. Er setzte Schattenmanager ein (Männer wie Herman »Hymie the Mink« Wallman, Willie »the Undertaker« Ketchum, Al »the Vest« Weill, Joseph »Pep« Barone) und holte sich sein Stück vom Kuchen. Weigerte sich ein Boxer mitzumachen, konnte er lange auf einen Kampf warten, ganz zu schweigen von einem Titelkampf. Die Strafe für Zuwiderhandlung war brutal und unausweichlich. Ray Arcel, ein bekannter Boxpromoter, der schon über achtzig war, weigerte sich, ausschließlich mit Carbo zu arbeiten, und bekam zur Belohnung eine Abreibung mit dem Bleirohr, die er fast nicht überlebt hätte. Carbo überließ nichts dem Zufall. Einem der Promoter, die sich ihm widersetzten, bot er an, ihm persönlich die Augen auszudrücken. Wenn er bei einem Kampf nicht beide Boxer kontrollierte, beauftragte er einen Lakaien, einen Kampfrichter zu bestechen, und machte dann den entsprechenden Einsatz. Über zwanzig Jahre lang beherrschteCarbo im Alleingang die Titel im Leicht-, Welterund Mittelgewicht und steuerte dabei Champions wie Joe Brown, Jimmy Carter, Virgil Atkins, Johnny Saxton, Kid Gavilan und Carmen Basilio. Auch über viele andere Boxer übte Carbo unterschiedliche Formen der Kontrolle aus, bis hin zu Leuten wie Sugar Ray Robinson, Jake LaMotta und Rocky Marciano, bei denen er auch absahnte. Statt die Kämpfer aufzuzählen, die er kontrollierte, wäre es interessanter, die wenigen zu finden, die er nicht beherrschte.
    »Carbo hatte ein Haus in Miami, aber die meiste Zeit lebte er aus dem Koffer«, sagte Bonomi. »Er war ständig unterwegs, reiste von einer Stadt zur nächsten, von einem Hotel zum anderen. Er kam in eine Stadt, traf sich mit seinen Freunden und Geschäftsbekannten, sprach mit zehn, fünfzehn Leuten und zog dann in einen Nachtclub, der ihm gerade gefiel.« Carbo trug stets einen dunklen Anzug, ein weißes Hemd, Schuhe mit Einlegesohlen, die ihn größer machten, sowie Krawatten, die nach Unterwelt rochen: auf einer seiner liebsten prangten Würfel und fünf Asse. Er war einen Meter fünfundsiebzig groß und ein Muskelpaket. Er liebte es, fette Rollen aus Hundertdollarscheinen zu zücken und seine Restaurantbegleiter mit dem Tode zu bedrohen. »Was wollen Sie?« sagte er. »Eine Kugel in den Kopf?«
    Carbo beutete die Boxer aus, wie er nur konnte, und wenn sie verbraucht waren, ließ er sie fallen. Am 5. März 1959 stand Johnny Saxton, ein ehemaliger Weltmeister im Weltergewicht und einer von Carbos ersten großen Namen, vor einem Richter in New York nach einer Anklage wegen Einbruchs, ein Verbrechen, das ihm genau fünf Dollar und zwanzig Cent eingetragen hatte. Saxton, der während seiner Boxzeit über eine Viertelmillion Dollar an Preisgeld verdient hatte, war bankrott und schuldete dem Finanzamt sechzehntausend

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