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King of the World

King of the World

Titel: King of the World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Remnick
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einwilligte. Er fand, daß ihm das als Weltmeister zustand.
    Als Resnik und Liston mit dem Schneider fertig waren, gingen sie wieder ins Kasino, wo Geraldine Freudenschreie ausstieß und Luftsprünge vollführte.
    »Charles! Charles! Du glaubst nicht, was passiert ist! Ich hab den Jackpot erwischt!
Zwei
Jackpots!«
    Einer von Resniks Lakaien stand dabei und lächelte wissend.
    Liston verstand, was da ablief, aber wer sonst machte ihm schon Angebote? Als Nilon darauf beharrte, daß sie in die Wüste gingen und in asketischer Abgeschiedenheit trainierten, fuhr Liston ihm über den Mund.
    »Halt die Klappe«, sagte er zu Nilon. »Wir bleiben hier.«
    Und so kam es, daß Liston Ash Resniks Gastfreundschaft annahm. Nachdem er Patterson das letzte Mal in zwei Minuten und sechs Sekunden abgefertigt hatte, machte er sich um das Training für den Revanchekampf keine weiteren Gedanken. Er zog sein übliches Ritual durch – Seilspringen zum Klang von »Night Train«, gegen Bretterbirne und Sandsack schlagen –, doch er sparrte wenig und auch nichtsehr hart. Wenn sich ein Boxer für jeden Kampf voll austrainiert, hält er nicht lange durch, und obwohl Liston seinen Titel noch nicht verteidigt hatte, war er gewillt, es sich gutgehen zu lassen. Liston aß im wesentlichen immer das gleiche zu Abend: Krabbencocktail, mindestens ein großes Steak, Ofenkartoffel und Käsekuchen. Liston liebte Käsekuchen.
    Es würde nicht leicht sein, das Interesse an dem Rückkampf zu wecken. Jerry Izenberg, ein bedächtiger Kolumnist vom Newarker
Star-Ledger
, entwickelte ein ungewöhnliches Vertrauensverhältnis zu Liston und wagte es daher, ihm die Frage zu stellen, die allen Reportern auf der Seele brannte.
    »Der Mann hat Sie im ersten Kampf ja gar nicht getroffen«, sagte Izenberg. »Kann der Kampf jetzt denn besser werden?«
    Liston machte eine lange Pause, ein Gesprächstick von ihm, und sagte dann sehr deutlich: »Wer für diesen Kampf Eintritt bezahlt, ist dumm. Dieser Kampf wird noch schlechter als der erste.«
    Je mehr Liston mit Resnik zusammensteckte, desto weniger schien er geneigt, die Vorsätze, die er gegenüber der Presse und im Flugzeug von Chicago nach Philadelphia geäußert hatte, in die Tat umzusetzen. Gegenüber der Presse wurde er sogar noch gereizter, und die Hilfskräfte behandelte er wie Dreck. Robert H. Boyle, ein Reporter von
Sports Illustrated
, der über den Kampf berichten sollte, schrieb: »Liston trägt den Titel jetzt seit beinahe einem Jahr, und in dieser Zeit ist er unerträglich geworden. Alle Beleidigungen, die er je einstecken mußte, zahlt er jetzt zurück. Gutes Benehmen betrachtet er als Zeichen von Schwäche, wenn nicht gar Feigheit, und Geschenke und Gefälligkeiten nimmt er so gut gelaunt entgegen wie ein Sultan, der seinenTribut einfordert. Die meiste Zeit ist er verdrießlich. Ein verächtliches Grunzen gilt als Redebeitrag. Fast jedem gegenüber verhält er sich so. Natürlich kann er der Presse zu Recht vorwerfen, daß er wegen seiner Vergangenheit unfair behandelt wurde. Was jedoch zählt, ist sein Verhalten gegenüber Schuhputzern, Gepäckträgern, Zimmermädchen, Kellnerinnen. Da er ja selbst einmal ein Nichts war, sollte man meinen, daß er weiß, wie man sich da fühlt. Dennoch zeigt er auch in seinem öffentlichen Leben die schikanöse und überhebliche Art, mit der er seine Gegner im Ring einzuschüchtern pflegt.« Der Reporter zitierte einen ungenannten Hilfskellner aus dem Thunderbird Hotel: »Sonny Liston ist einfach zu mies, um unter anständige Menschen gelassen zu werden. Man sollte ihn nach Afrika zurückverfrachten. Nein, lieber nach Mississippi.«
    Nicht einmal den Konventionen der alten Boxwelt wollte er sich fügen. An einem Abend in New York, als Liston im Toots Shor’s gerade ein Steak verzehrte, kam der Publicity-Mann Harold Conrad in Begleitung Shors an den Tisch des Champions. Jahrzehntelang hatte Shor alle bedeutenden Kolumnisten und Sportler bewirtet: Jimmy Cannon und Joe DiMaggio, Earl Wilson und Joe Louis waren allesamt gute Freunde von ihm. Zudem hatte Shor, bevor er sein eigenes Geschäft aufmachte, in einer Schummerkneipe namens Five O’Clock Club angefangen, die den Mobstern Owney Madden und George »Big Frenchy« LaMange gehörte. Er und Liston hatten also wahrlich ein paar gemeinsame Interessen. Und dennoch fand Liston nicht die Zeit, von seinem Steak aufzublicken.
    »Ich geb keinem die Hand, wenn ich beim Essen bin«, sagte Liston.
    Shor stapfte wütend davon.

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