King of the World
macht dich fertig, Junge!« schrie der King. »Werd mein Partner, Junge. Du kannst mein
Partner
werden!«
Die Kommission wies Pacheco an, Clay regelmäßig den Blutdruck zu messen und Bescheid zu sagen, wenn die Werte immer noch zu hoch waren. Clay ging zurück in die Kabineund kam mit seiner »Bear Huntin’«-Jacke wieder heraus. Dann fuhren er und seine Entourage wieder nach Hause.
»Es war ganz erstaunlich«, sagte Pacheco. »Ein Stunde nach dieser ganzen Aufregung maß ich seinen Blutdruck, und der Puls lag bei fünfundfünfzig, was normal für ihn war, sein Blutdruck war hundertzwanzig zu achtzig, ideal. Es war alles nur gespielt.«
»Warum hast du das gemacht?« fragte Pacheco. »Warum hast du dich da vor allen Leuten wie ein Verrückter aufgeführt?«
Clay beugte sich vor und sagte: »Weil Liston jetzt glaubt, daß ich ein Irrer bin. Er fürchtet sich vor niemandem, aber vor einem Irren fürchtet er sich. Jetzt weiß er nicht, was ich tun werde.«
Die Wetter in der Stadt waren ebenfalls sicher, daß Clay sich als ängstlicher Herausforderer offenbart hatte. Gemeinsam plazierten Sammy Davis Jr., Joe Louis und Ash Resnik bei einem Freund in Las Vegas, dem Spieler Lem Banker, eine Wette. Sie beauftragten Banker, einen riesigen Betrag auf Liston zu setzen.
»Die waren sicher, daß Sonny gewinnt, weil sie Clay für verrückt hielten«, sagte Banker. »Aber Sonny hatte sein Vortraining in Las Vegas im Thunderbird gemacht, und ich hatte ihn mit Foneda Cox und Jesse Bowdry sparren gesehen, und da hatte er einen beschissenen Eindruck auf mich gemacht. Er nahm den Kampf einfach nicht ernst. Hinterm Thunderbird war eine Rennbahn, und auf der ist er zweimal gelaufen. Jedenfalls riefen Ash, Louis und Sammy Davis wegen der Quote für den Kampf an, und ich sagte, wegen dem Wiegen gibt’s keine Quote. Man könne nur auf Clay setzen. Aber ich sagte, es gibt auch eine Vierrundenwette: Geht der Kampf über vier Runden? Ash wollte fünfzigtausend setzen. Aber Ash ließ sich mit dem Zahlen immer Zeit,und Sammy zahlte seine Rechnungen nie, also setzte ich zehntausend auf die vierte Runde. Ich wußte, daß Sonny nicht in Form war. Sonny war mein Freund, aber ich mußte Clay mögen.«
Am Abend war im Radio zu hören, Clay habe so große Angst, daß er schon flüchte, daß er am Flughafen von Miami gesehen worden sei, wie er ein Ticket ins Ausland gekauft habe.
Am Abend, auf dem Weg in die Arena, stieß Mort Sharnik auf Geraldine.
»Sonny hält den Jungen für verrückt!« sagte Geraldine Liston.
»Wen?« sagte Sharnik.
»Diesen Cassius. Verrückt. Wahnsinnig.«
»Sie meinen, er hält Cassius für einen Irren?«
»Für völlig übergeschnappt«, sagte sie. »Und bei so einem weiß man nie, was er macht. Bei einem Irren weiß man nie, was kommt.«
KAPITEL 11
»NEHMT DAS ZURÜCK!«
»Nehmt das zurück!«
Cassius Clay gegen Sonny Liston, 1964.
25. FEBRUAR 1964
Nachdem man Clays Geisteszustand für normal befunden hatte, machte er ein Nickerchen. Und während er schlief, rief sein Arzt Ferdie Pacheco die örtlichen Boxbehörden an, um ihnen mitzuteilen, daß der Zustand des Herausforderers wieder normal sei und daß der Kampf auf jeden Fall stattfinden könne.
Doch dann dachte Pacheco an die bevorstehende Nacht und daran, was passieren
könnte
. Anders als Geraldine Liston, Jack McKinney und sehr wenige andere, die nahe genug waren, um zu sehen, wie komplex Liston in Wirklichkeit war – ein höllisches Gebräu aus Entbehrung und Wut, sein ständiger Drang, sich als würdig zu beweisen –, war Liston für Pacheco bedrohlich, furchteinflößend. Pacheco hatte sich jahrelang in Boxräumen in ganz Florida aufgehalten und dabei keinen gesehen, der auch nur annähernd so schonungslos und stark war, im Ring wie außerhalb. Pacheco war ein ziemlich guter Hobbymaler – er malte Historienbilder von Mexiko, von den Zigarrenrollerinnen in seiner Heimatstadt Tampa –, und wenn er an Liston dachte, fielen ihm als Farben ein rohes Umbra und Preußischblau ein. »Ich hatte nie den Eindruck, daß an Sonny graue Flächen waren«, sagte er. Wie viele andere in Clays Camp machte Pacheco sich Sorgen, daß der Kampf nicht nur mit einer Niederlage, sondern auch mit einer ernsten Verletzung enden könnte.
Dundee hatte da eine ganz andere Einstellung, immer positiv, immer optimistisch; er glaubte eher daran, daß der »Stil den Kampf entscheidet«, und daß Clay den Stil hatte, Liston zu schlagen. »Ich
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