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King Stephen

King Stephen

Titel: King Stephen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riding the Bullet
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war schon immer eine
dicke Frau und das Krankenhausbett war schmal
und eng, trotzdem sah sie verloren darin aus. Ihr
mehr graues als schwarzes Haar war über das
Kopfkissen verteilt. Ihre Hände lagen auf der
Decke wie die eines Kindes, fast wie die einer
Puppe. Kein gefrorenes höhnisches
Herzinfarktlächeln, wie ich er erwartet hatte, aber
ihre Gesichtsfarbe war gelblich. Ihre Augen waren
geschlossen, aber als die Krankenschwester den
Namen murmelte, öffneten sie sich. Tiefblau und
irisierend, der jüngste Teil von ihr und total
lebendig. Für einen Moment starrten sie ins Leere,
dann fanden sie mich. Sie lächelte und versuchte
ihre Arme auszustrecken. Einer reckte sich mir
entgegen. Der andere zitterte, hob sich ein wenig
und fiel zurück. “Al, ” flüsterte sie.
Ich ging zu ihr, dem Heulen nahe. Ein Stuhl stand
an der Wand, aber ich kümmerte mich nicht darum.
Ich kniete mich auf den Boden und schlang meine
Arme um sie. Sie roch warm und sauber. Ich küßte
ihre Schläfe, ihren Hals, ihre Mundwinkel. Sie hob
ihre gesunde Hand und strich eine Träne unter
einem meiner Augen weg.
“Weine nicht,” flüsterte sie. “Es besteht kein Grund
dazu.”
“Ich habe mich sofort auf den Weg gemacht, als
ich es hörte,” sagte ich. “Betsy McCurdy rief an.”
“Bat sie ‘drum …Wochenende,” sagte sie. “Sagte,
das Wochenende wäre ausreichend.
“Ja, und zur Hölle damit,” sagte ich und umarmte
sie.
“Auto repariert?”
“Nee,” antwortete ich. “Bin per Anhalter
gefahren.”
“Meine Güte,” sagte sie. Jedes Wort war eine echte
Anstrengung für sie, aber keines war gelallt,
außerdem sah ich weder Verwirrung noch
Orientierungslosigkeit bei ihr. Sie wußte, wo sie
war, wo ich war, wo wir waren und warum wir hier
waren. Das einzige Zeichen dafür, daß hier etwas
nicht stimmte, war ihr schwacher linker Arm. Es
war alles ein grausamer Scherz von Staub
gewesen…oder wahrscheinlich war da niemals
irgendein Staub, wahrscheinlich war das doch alles
nur ein Traum, abgedroschen bis zum Geht-Nichtmehr. Jetzt war ich hier, kniete mit meinem Armen
um sie geschlungen vor ihrem Bett und vernahm
einen leichten Hauch ihres Lanvin Parfums, die
Traum-Idee schien mir mehr und mehr plausibel.
“Al? Da ist Blut auf Deinem Kragen.” Ihre Augen
bewegten sich unter den geschlossenen Lidern,
dann öffneten sie sich wieder. Ich vermutete, ihre
Lider fühlten sich genauso schwer an wie meine
Turnschuhe, als ich draußen im Flur stand.
“Ich habe mir den Kopf gestoßen, Ma, ist nicht
weiter schlimm.”
“Gut. Hast…auf Dich selber aufzupassen.” Die
Augenlider schlossen sich wieder; öffneten sich
langsamer als zuvor.
“Herr Parker, ich denke, wir lassen sie jetzt besser
schlafen,” sagte die Krankenschwester hinter mir.
“Sie hatte einen extrem schwierigen Tag heute.”
“Ich weiß.” Ich küßte sie noch mal auf den
Mundwinkel. “Ich gehe, Ma, aber morgen bin ich
wieder da.”
“Nicht…Anhalter…gefährlich.”
“Werde ich nicht. Ich werde mit Frau McCurdy
fahren. Schlaf jetzt ein bißchen.”
“Schlafen…alles was ich will,” sagte sie. “Ich war
bei der Arbeit, habe die Spülmaschine ausgeräumt.
Kopfschmerzen kamen. Bin hingefallen. Bin
aufgewacht…hier.” Sie sah mich an. “War ein
Herzinfarkt. Arzt sagt…nicht so schlimm.”
“Dir geht’s gut,” sagte ich. Ich stand auf, nahm
ihre Hand. Ihre Haut fühlte sich fein an, sanft wie
nasse Seide. Die Hand eines alten Menschen.
“Ich träumte, wir waren in diesem
Vergnügungspark in New Hampshire,” sagte sie.
Ich sah hinab zu ihr und fühlte ein kaltes Schauern.
“Wirklich?”
“Hmm. Standen in der Schlange dieses Dinges
gewartet…das so hoch geht. Erinnerst Du Dich
daran?”
“Das ‘Bullet’ “, antwortete ich. “Ich erinnere mich,
Ma”
“Du hattest Angst und ich schrie. Habe Dich
angeschrien.”
“Nein, Ma, Du hast -“
Ihre Hand drückte meine und ihre Mundwinkel
endeten in kleinen Grübchen. Die schemenhafte
Erscheinung ihrer alten ungeduldigen
Ausdrucksweise.
“Ja,” sagte sie. “Habe Dich angeschrien und
geschlagen. Auf den Nacken, war es nicht so?”
“Wahrscheinlich ja,” gab ich auf. “Das war die
Stelle, wo Du mich meistens trafst.”
“Hätte es nicht tun sollen,” bedauerte sie. “Es war
heiß und ich war müde, aber…hätte es nicht tun
sollen. Ich wollte Dir sagen, daß es mir leid tat.”
Tränen schossen wieder in meine Augen. “Ist in
Ordnung, Ma. Es ist verdammt lange her.”
“Du hast Deine Fahrt niemals

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