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King Stephen

King Stephen

Titel: King Stephen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riding the Bullet
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mit in der
Schlange. Sie hat mit mir schon in einer Menge von
Schlangen angestanden, ich könnte jetzt alle
Argumente dafür und dagegen wieder und wieder
abwägen, aber dafür war jetzt keine Zeit.
“Nimm sie,” sagte ich als die Lichter des Mustang
das erste Haus streiften. Meine Stimme klang
heiser, rauh und laut. “Nimm Sie, nimm meine Ma,
nimm nicht mich.”
Ich warf die Bierdose in den Fußraum des Autos
und verbarg meinen Kopf in meinen Händen. Dann
faßte er mich an, faßte mein Hemd vorne an, seine
Finger nestelten an mir herum und ich dachte - mit
einer plötzlichen glasklaren Gewißheit - daß das
alles ein Test war. Ich hatte versagt und jetzt war er
dabei, mir mein schlagendes Herz aus der Brust zu
reißen, wie ein böses Wesen in einem dieser
grausamen arabischen Märchen. Seine Finger
ließen mich los - es war, als ob er seine Meinung in
der letzten Sekunde noch einmal geändert hätte
und er griff hinter mich. Für einen kurzen
Augenblick füllten sich meine Nase und meine
Lunge mit seinem Todesgeruch, ich war mir sicher,
tot zu sein. Dann klickte der Türöffner und frische
Luft strömte herein, verdrängte den Geruch des
Todes.
“Angenehme Träume, Al,” grunzte er in mein Ohr
und schubste mich raus. Ich kugelte raus in die
Oktoberdunkelheit, meine Augen geschlossen, die
Hände angehoben und mein Körper angespannt für
den knochenbrechenden Aufprall. Ich habe
wahrscheinlich geschrien, bin mir aber nicht mehr
sicher. Der Aufprall kam nicht und nach einen
endlos erscheinenden Moment wurde mir klar, daß
ich schon lag - ich konnte den Boden unter mir
fühlen. Ich öffnete meine Augen und schloß sie im
gleichen Augenblick wieder. Der glänzende Mond
blendete. Er verursachte einen heftigen Schmerz in
meinem Kopf, nicht dort hinter den Augen, wo man
normalerweise den Schmerz fühlt nach einem
unerwarteten Blick in etwas Helles, sondern im
Hinterkopf, genau im Nacken, kurz über dem
Haaransatz. Mir wurde bewußt, daß meine Beine
und mein Hintern kalt und naß waren. War mir
egal. Ich war auf dem Boden und das war alles
worüber ich mir Sorgen gemacht hatte.
Ich stützte mich auf meine Ellenbogen und öffnete
meine Augen wieder, diesmal etwas vorsichtiger.
Ich glaub, ich wußte bereits, wo ich war und ein
Blick um mich herum bestätigte dies auch: ich lag
auf dem Rücken auf dem kleinen Friedhof auf der
Kuppe der Ridge Road. Der Mond stand fast
unmittelbar über meinen Kopf, grimmig hell aber
um einiges kleiner als er es kurz vorher war. Der
Nebel war ebenfalls dichter, er lag nun wie ein
Teppich auf dem Friedhof. Einige Steine ragten
heraus wie Inseln. Ich versuchte aufzustehen und
ein erneuter Schmerz schoß durch meinen Rücken
in den Kopf. Meine Hand tastete nach der Stelle
und ich fühlte eine Beule. Obendrein etwas
klebriges Feuchtes. Ich sah meine Hand an. Im
Mondlicht sah das über meine Handfläche laufende
Blut schwarz aus.
Bei meinem zweiten Versuch aufzustehen hatte ich
mehr Erfolg und stand schwankend zwischen den
Grabsteinen, knietief im Nebel. Ich drehte mich
um, sah das Loch in der Steinmauer und die Ridge
Road dahinter. Meinen Rucksack konnte ich nicht
erkenne, weil der Nebel darüber lag, aber ich
wußte, er war dort. Wenn ich auf der linken
Radspur zur Straße ginge, würde ich ihn finden.
Zur Hölle, wahrscheinlich würde ich über ihn
stolpern.
Das also war meine Geschichte, alles nett verpackt
und festgezurrt: für eine Rast hatte ich auf der
Hügelkuppe angehalten, bin auf den Friedhof
gegangen, um mich umzusehen, und beim Grab von
Georg Staub stolperte ich rückwärts über meine
großen und dummen Füße. Ich fiel hin, knallte mit
meinem Kopf auf eine Grabplatte. Wie lange war
ich wohl bewußtlos? Zu ungenau war es, dies
minutengenau durch die veränderte Position des
Mondes zu bestimmen, aber es war mindestens eine
Stunde. Lang genug, um zu träumen, ich sei von
einem toten Mann mitgenommen worden. Welcher
toter Mann? Georg Staub, natürlich, das war der
Name, den ich gelesen hatte, kurz bevor das Licht
ausging. Es war das klassische Ende, oder nicht?
Oh-was-für-eine-schrecklichen-Traum-hatte-ich.
Und was, wenn ich in Lewiston angekommen und
meine Mutter tot vorfinde? Ein Hauch von
Vorahnung in der Nacht, um es mal so
auszudrücken. Es war die Art von Geschichte, die
Du Jahre später wieder erzählen könntest, am Ende
einer Feier, die Gäste würden nachdenklich mit
ihren Köpfen nicken und ernst daherschauen und
diejenigen mit Lederflicken an den Ellbogen

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