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King Stephen

King Stephen

Titel: King Stephen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riding the Bullet
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herausgedrückt wurde, drehte ich
mich um, streckte ich meinen Daumen raus und
setze, wie ich hoffte, ein beruhigendes Lächeln auf.
Und jedesmal rauschte ein herannahendes Auto
vorbei ohne langsamer zu werden. Einmal rief mir
jemand aus seinem Auto heraus zu “Besorg Dir
‘nen Job, Faulpelz” und ein Lachen war zu hören.
    Ich habe keine Angst vor der Dunkelheit - oder
hatte sie noch nicht - aber ich begann Angst zu
haben, den Fehler gemacht zu haben, das Angebot
des alten Mannes nicht anzunehmen, mich direkt
bis zum Krankenhaus zu fahren. Ich hätte ein
Schild machen können S UCHE
M ITFAHRGELEGENHEIT , M UTTER K RANK bevor ich
    losgefahren bin, aber ich bezweifle, daß das
geholfen hätte. Jeder Psycho kann sich ein Schild
basteln.
    Ich ging weiter, die Turnschuhe schlurften im
Schmutz des unbefestigten Seitenstreifens und
vernahm die Geräusche der einnehmenden Nacht:
ein Hund, weit weg, eine Eule, etwas näher, das
Seufzen eines ansteigenden Windes. Der Himmel
war hell durch das Mondlicht, aber ich konnte den
Mond selbst nicht sehen - die Bäume waren hier zu
hoch und verhinderten die Sicht.
    Als ich Gates weiter hinter mir zurückgelassen
hatte, fuhren immer weniger Autos an mir vorbei.
Meine Entscheidung, nicht das Angebot des alten
Mannes anzunehmen, erschien mir von jeder
Minute an, die verstrich mehr und mehr töricht. Ich
begann mir meine Mutter im Krankenhausbett
vorzustellen, ihren Mund zu einem höhnischen
Grinsen verzogen, wie sie dabei ist, den Halt im
Leben zu verlieren aber weiterhin versucht, die
leiserwerdenden Rufe nach mir aufrechtzuerhalten,
ohne zu wissen, daß ich es mir nicht einfach
gemacht habe, nur weil ich die schrille Stimme von
dem alten Mann und dem Gestank nach Pisse
seines Autos nicht leiden konnte.
    Ich erreichte einen steilen Hügel und trat auf der
Kuppe wieder in das Mondlicht ein. Die Bäume zu
meiner Rechten waren verschwunden, abgelöst nun
durch einen kleinen Landfriedhof. Die Grabsteine
glühten im blassen Licht. Irgend etwas Kleines und
Schwarzes kauerte neben ihnen und beobachtete
mich. Ich trat einen Schritt näher, war neugierig.
Das schwarze Etwas bewegte sich und wurde zu
einem Specht. Er beobachtete mich kurz rot-äugig
und vorwurfsvoll und war im nächsten Augenblick
im hohen Gras verschwunden. Mit einem Mal
wurde mir bewußt, daß ich sehr müde war,
genaugenommen nahe am Rand der Erschöpfung.
Ich stand voll unter Adrenalin seit Frau McCurdy
mich fünf Stunden zuvor angerufen hatte, aber das
war vorbei. Das waren die schlechten Neuigkeiten.
Die gute Neuigkeit war, daß der nutzlose Sinn der
verzweifelten Dringlichkeit mich verlassen hatte,
entschieden auf der Ridge Road anstatt auf der
Route 68, und es bestand kein Sinn darin, mich
jetzt darüber aufzuregen - Spaß ist Spaß und vorbei
ist vorbei, sagte meine Mutter manchmal. Sie wußte
eine Menge von diesem Zeug, kleine ZenAphorismen, die meistens einen Sinn ergaben. Sinn
oder Unsinn, dieser hier tat mir gut. Wenn sie tot
sein würde, wenn ich schließlich am Krankenhaus
wäre, dann wär’s das. Aber wahrscheinlich würde
sie es nicht sein. Der Arzt sagte, es sein nicht so
schlimm, um mit Frau McCurdy’s Worten zu reden;
Frau McCurdy sagte auch, sie sei noch eine junge
Frau. Klar, ein wenig von der heftigen Seite, und
eine heftige Raucherin obendrein, aber immer noch
jung.
    Mittlerweile war ich in den Williwags und total
erschöpft - meine Füße fühlten sich an wie in Beton
gegossen.
    Vor dem Friedhof auf der Seite zur Straße hin
verlief eine Steinmauer, unterbrochen an einer
Stelle, an der zwei Spuren sichtbar waren. Ich saß
auf der Mauer, meine Füße in einer dieser beiden
Rillen. Von meiner Sitzposition aus konnte ich ein
gutes Stück der Ridge Road in beide Richtungen
überblicken. Wenn ich Scheinwerfer von Westen
her gesehen hätte, in die Richtung von Lewiston,
hätte ich zurückgehen können bis zur Straßenecke,
um meinen Daumen rauszuhalten. In der
Zwischenzeit saß ich einfach dort mit meinem
Rucksack auf dem Schoß und wartet darauf, daß
meine Beine sich wieder erholten.
Ein feiner glühender Bodennebel entstieg dem
Gras. Die den Friedhof auf drei Seiten
umsäumenden Bäume raschelten im
aufkommenden Wind. Hinter dem Friedhof war
plätscherndes Wasser zu hören und das
gelegentliche Quaken eines Frosches. Der Platz war
wunderschön und merkwürdigerweise beruhigend,
wie ein Bild in einem Buch mit romantischen
Versen.
    Ich schaute in beide Richtungen der Straße. Nichts
zu sehen, noch nicht

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