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Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Titel: Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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herausfinden.«
    »Hoffentlich. Es tut mir nur leid, daß ich nichts davon gesagt habe, als Sie mich fragten. Wenn ich noch irgend etwas für Sie tun kann, lassen Sie es mich wissen.«
    »Danke«, nickte ich. Dann schob ich die Katze von meinem Schoß, stand auf und gab ihm die Hand.
    Ich ging zu meinem Wagen. Unterwegs klopfte ich meine Jeans ab und zog mir ein Katzenhaar aus dem Mund. Es war jetzt zehn Uhr abends, und ich hätte nach Hause fahren sollen, doch ich fühlte mich aufgedreht. Die Episode bei Moza und das plötzliche Auftauchen von Bobbys Adreßbuch wirkten stimulierend auf mich. Ich wollte mit Sufi sprechen. Vielleicht sollte ich bei ihr vorbeifahren. Wenn sie noch wach war, könnten wir einen kleinen Plausch halten. Sie hatte einmal versucht, mich von dieser Untersuchung abzulenken, und ich fragte mich jetzt, was das wohl zu bedeuten hatte.

19

    Ich parkte im Schatten auf der anderen Straßenseite vor Sufis Haus in der Haughland Road im Herzen von Santa Teresa. Zum größten Teil waren die Häuser, an denen ich vorbeigekommen war, zweistöckige Kombinationen aus Holz und Stein und befanden sich auf großen, mit Zedernzypressen und Eichen geschmückten Grundstücken. Viele Grünflächen protzten mit der allgegenwärtigen kalifornischen Feldfrucht Marke Wachschutzgesellschaft-Schilder, die vor heimlicher Überwachung und bewaffneten Patrouillen warnen.
    Sufis Hof wurde von den verschlungenen Ästen darüber verdunkelt. Nach hinten erstreckte sich das Grundstück in einem Durcheinander von Büschen, umgeben von einem Lattenzaun mit weißen Pfählen. Die Wände des Hauses waren mit dunklen Schindeln verkleidet, die wahrscheinlich einen gedämpften Braun- oder Grünton hatten, obwohl das zu dieser Tageszeit schlecht zu beurteilen war. Die Seitenterrasse war niedrig und weit zurückgelegen. Eine Außenbeleuchtung war nicht zu sehen. In der Einfahrt zur Linken parkte ein dunkelgrüner Mercedes.
    Es war eine ruhige Gegend. Die Bürgersteige waren wie ausgestorben, und es gab keinen Verkehr. Ich stieg aus dem Wagen und ging zur Vorderseite des Hauses hinüber. Aus der Nähe konnte ich erkennen, daß das Gebäude massiv war, eines der Sorte, die jetzt zunehmend zu Bed-and-Breakfast-Unternehmen mit seltsamen Namen umgewandelt werden: Zur Eselsmütze, Die Blaue Schwalbe, Zur Quacksalberei. Es gibt sie heutzutage in der ganzen Stadt: renovierte viktorianische Villen, unglaublich malerisch, in denen man für neunzig Dollar die Nacht in einem Bett mit unechtem Messingrahmen schlafen kann. Und am nächsten Morgen darf man dann mit einem frisch gebackenen Croissant kämpfen, das einem die Blätterteigkrümel wie Schuppen auf dem Schoß verteilt.
    Vom Aussehen her schien Sufis Haus noch ein Einfamilienhaus zu sein, und es hatte etwas Schäbiges. Vielleicht hatte sie, wie viele Frauen in ihrem Alter, den Punkt erreicht, an dem das Nichtvorhandensein eines Mannes sich in tropfenden Wasserhähnen und reparaturbedürftigen Regenrinnen ausdrückt. Eine alleinstehende Frau in meinem Alter würde noch eine kräftige halbe Drehung ausführen oder zur Dachrinne hochklettern und dabei die seltsame Freude verspüren, die Unabhängigkeit mit sich bringen kann. Sufi hatte ihr Eigentum in einen fortschreitend baufälligen Zustand verkommen lassen, was mich auf die Frage brachte, was sie mit ihrem Gehalt anfing. Ich dachte immer, Operationsschwestern verdienten nicht schlecht.
    Auf der hinteren Seite des Hauses befand sich eine mit Glas eingefaßte Terrasse. Die Fenster flackerten in den blaugrauen Spiegelungen eines Fernsehapparates. Ich tastete mich mehrere bröckelnde Betonstufen hinauf und klopfte an die Tür. Einen Moment später wurde das Verandalicht eingeschaltet, und Sufi sah durch den Vorhang.
    »Hallo, ich bin’s«, rief ich. »Kann ich mit Ihnen sprechen?«
    Sie ging noch näher an die Scheibe heran und spähte hinaus. Wahrscheinlich wollte sie sichergehen, daß ich nicht von einer herumziehenden Schlägerbande begleitet war.
    In Morgenmantel und Hausschuhen öffnete sie mir die Tür. Mit einer Hand schlug sie das Revers zum Hals hoch, den anderen Arm hatte sie um die Taille gelegt. »Mein Gott, Sie haben mich zu Tode erschreckt«, stöhnte sie. »Was machen Sie hier um diese Zeit noch? Ist etwas passiert?«
    »Nein, nein. Tut mir leid, daß ich Sie beunruhigt habe. Ich war gerade hier in der Gegend, und ich muß mit Ihnen reden. Kann ich hereinkommen?«
    »Ich war auf dem Weg ins Bett.«
    »Dann können wir uns auch

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