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Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Titel: Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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könnte?«
    Ein Moment Schweigen. »Warten Sie.«
    Eine Hand wurde über die Sprechmuschel gelegt, und ich hörte eine gedämpfte Unterhaltung im Hintergrund.
    Offenbar wurde der Hörer von jemandem übernommen, denn eine andere Stimme fragte: »Sie wünschen?«
    Dieses Mal war sie weiblich und vom Alter her nicht einzuordnen.
    »Delia?« fragte ich zurück.
    »Wer ist da bitte?« Die Stimme klang alarmiert, als sei dies ein obszöner Anruf.
    »Oh, Entschuldigung«, meinte ich. »Hier spricht Lucy Stansbury. Das bist aber nicht du, oder, Delia? Es klingt nicht wie deine Stimme.«
    »Hier spricht eine Freundin von Delia. Sie ist im Moment nicht da. Kann ich etwas für Sie tun?«
    »Tja, das hoffe ich.« Meine Gedanken überschlugen sich. »Es ist nämlich so, daß ich aus Kalifornien anrufe. Ich habe Delia kürzlich kennengelernt, und sie hat ein paar Sachen auf dem Rücksitz meines Wagens vergessen. Mir fiel keine andere Möglichkeit ein, sie zu erreichen, als es mit dieser Telefonnummer zu versuchen, die auf einer Kreditkartenquittung für einen Einkauf in Las Cruces stand. Ist sie noch in Kalifornien oder schon wieder zu Hause?«
    »Einen Moment.«
    Erneut eine Hand über der Muschel und das Summen eines Gesprächs im Hintergrund. Die Frau kam wieder ans Telefon.
    »Vielleicht geben Sie mir einfach Ihren Namen und Ihre Telefonnummer, dann werde ich ihr ausrichten, sie möchte Sie zurückrufen.«
    »Ach ja, das ist prima«, stimmte ich zu. Ich nannte ihr noch mal meinen Namen und buchstabierte ihn umständlich. Dann erfand ich eine Telefonnummer mit der Vorwahl von Los Angeles. »Soll ich ihr das Zeug denn jetzt zurückschicken oder soll ich es erst mal hierbehalten? Ich will nur nicht, daß sie nicht weiß, wo es abgeblieben ist.«
    »Was genau hat sie denn vergessen?«
    »Nun, das meiste sind Kleidungsstücke. Ein Sommerkleid, von dem ich weiß, daß sie es mag, aber das wird wohl nicht so wichtig sein. Und ich habe diesen Ring von ihr, den mit dem eckig geschliffenen Smaragd und den kleinen Diamanten«, erklärte ich, indem ich den Ring beschrieb, den ich Lila an jenem ersten Nachmittag in Henrys Garten hatte tragen sehen. »Erwarten Sie sie bald zurück?«
    Fast ohne Zögern kam die kühle Erwiderung der Frau: »Wer spricht dort?«
    Ich legte auf. Soviel also zu dem Versuch, die Leute von Las Cruces zu verarschen. Ich konnte mir immer noch nicht vorstellen, was sie im Schilde führte, aber auf jeden Fall gefiel mir der Gedanke an diese Grundstücksspekulation nicht, die sie Henry vorgeschlagen hatte. Er war so verknallt, daß sie ihn wahrscheinlich zu allem Möglichen überreden konnte. Außerdem ging sie sehr zielstrebig vor, deshalb sollte ich besser einige Antworten herausfinden, bevor sie ihn mit Haut und Haaren verspeist hatte. Ich langte nach einem Stapel leerer Karteikarten in meiner oberen Schreibtischschublade. Als einen Moment später das Telefon klingelte, zuckte ich zusammen. Mist, hatte denn jemand so schnell eine Fangschaltung arrangiert? Sicher nicht.
    Vorsichtig hob ich den Hörer auf und lauschte nach dem blassen Geräusch einer Ferngesprächsverbindung. Es gab keines.
    »Hallo?«
    »Miss Millhone?« Männlich. Die Stimme klang vertraut, obwohl ich im Moment nicht ausmachen konnte, wer es war. Dröhnende Musik im Hintergrund zwang ihn zu brüllen, und auch mir blieb nichts anderes übrig.
    »Am Apparat.«
    »Hier ist Gus«, schrie er, »Bobbys Freund vom Rollschuhverleih.«
    »Äch, Sie sind’s. Hallo. Schön, daß Sie anrufen. Ich hoffe, Sie haben ein paar Informationen für mich. Ich könnte wirklich Hilfe gebrauchen.«
    »Nun, ich habe über Bobby nachgedacht und glaube jetzt, daß ich ihm das schuldig bin. Ich hätte schon heute nachmittag reden sollen.«
    »Machen Sie sich darüber keine Sorgen. Ich danke Ihnen, daß Sie sich überhaupt noch mal melden. Sollen wir uns treffen oder einfach am Telefon darüber reden?«
    »Mir ist beides recht. Etwas möchte ich noch erwähnen — ich weiß nicht, ob Ihnen das eine Hilfe ist oder nicht — , aber Bobby hat mir so ein Adreßbuch gegeben, in das Sie vielleicht mal einen Blick werfen könnten. Hat er jemals darüber gesprochen?«
    »Aber natürlich. Ich habe auf der Suche nach diesem Ding die ganze Stadt auf den Kopf gestellt«, lachte ich. »Wo sind Sie?«
    Er gab mir eine Adresse in der Granizo, und ich sagte, daß ich gleich da sei. Dann legte ich auf und schnappte mir Handtasche und Autoschlüssel.

    Die Gegend, in der Gus wohnte, war

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