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Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Titel: Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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spärlich beleuchtet. Die Vorgärten waren nichts als Schmutzflecken, die gelegentlich mit Palmen verziert waren. An den Bordsteinen parkten Autos — gespachtelte und neu lackierte Kleinwagen mit abgefahrenen Reifen und bedenklichen Beulen. Da paßte mein VW genau hin. Ungefähr jedes dritte Grundstück protzte mit einem nagelneuen Maschendrahtzaun, errichtet, um Gott weiß was für Bestien einzusperren. Als ich an einem Haus vorbeiging, hörte ich, wie etwas häßlich und bissig Klingendes bis zum Ende seiner Würgekette vorschoß und heiser winselte, als es nicht ganz an mich herankam. Ich beschleunigte meinen Schritt.
    Gus wohnte in einem winzigen Holzhäuschen, das in einem U-förmigen, von Einfamilienhäusern umgebenen Hof lag. Ich ging durch einen verzierten Eingang, über den sich in Regenbogenform die schmiedeeiserne Hausnummer wölbte. Zusammen gab es dort acht Wohneinheiten, drei auf jeder Seite des Mittelwegs und zwei an seinem Ende. Alle waren cremefarben und sahen sogar im Dunkeln rußverschmiert aus. Ich erkannte das Haus von Gus an der Musik, die dort herausdröhnte und sich genauso anhörte wie die am Telefon. Aus der Nähe klang sie nicht annähernd so gut. Als Eingangsvorhang hatte er ein Bettlaken über eine Gardinenstange geschlungen, und den Türknauf bildete eine leere Holzspule auf einem Nagel. Ich mußte auf eine kurze Pause zwischen zwei Stücken warten, bis ich an den Türrahmen klopfen konnte. Die Musik donnerte wieder los, aber er hatte offenbar mein Klopfen gehört.
    »Jaaa«, rief er. Dann öffnete er die Tür und hielt den Vorhang zurück. Ich trat in das Zimmer, erschlagen von Hitze, lautem Rock und dem strengen Geruch nach Katzenklo.
    »Kannst du diesen Mist leiser drehen?« brüllte ich.
    Er nickte, ging zur Stereoanlage und stellte sie ab. »Tut mir leid«, meinte er verlegen. »Setzen Sie sich.«
    Seine Wohnung war ungefähr halb so groß wie meine, aber mit doppelt so vielen Möbeln vollgestopft. Ein französisches Bett, eine große Kommode, die mit Pekanholz imitierender Plastikfolie überzogen war, zwei Polstersessel mit zerschlissenen Seiten, ein Radiator, eines dieser Anbaumöbel in der Größe einer Fernsehtruhe, ein Abwaschbecken, ein Herd und ein Kühlschrank. Das Badezimmer war vom Hauptzimmer abgeteilt durch Stoffbahnen, die von einer Art Wäscheleine herabhingen. Die beiden Lampen im Zimmer waren mit roten Frotteehandtüchern verdeckt, die ihre Zweihundertfünfzig-Watt-Glühbirnen zu einem rosigen Schein dämpften. Beide Sessel waren mit Katzen belegt, die er im selben Moment wie ich wahrzunehmen schien.
    Er packte sie sich auf den Arm, als wären sie alte Lumpen, und ich setzte mich auf den freigewordenen Platz. Sobald er die Katzen aufs Bett geworfen hatte, machten sie sich auf den Weg zurück zu ihren ursprünglichen Plätzen. Eine von ihnen knetete meinen Schoß, als handele es sich um Brotteig, und rollte sich dann zusammen, als sie mit ihrer Arbeit zufrieden war. Eine andere drängte sich neben mich, und eine dritte ließ sich auf der Sessellehne nieder. Sie schienen einander zu beäugen, um herauszufinden, wer von ihnen den besten Fang gemacht hatte. Alle wirkten ausgewachsen und entstammten wahrscheinlich demselben Wurf, denn alle trugen dicke Schildpattfelle zur Schau und hatten Köpfe von der Größe eines Softballs. Zwei weitere erwachsene Katzen lagen zusammengerollt in dem anderen Sessel, eine braune und eine schwarze, die wie vertauschte Socken ineinander verknäult waren. Eine sechste Katze kam unter dem Bett hervor und blieb stehen, abwechselnd beide Hinterpfoten streckend. Gus beobachtete diese Katzenbewegungen mit einem schüchternen Lächeln und einem vor Stolz geröteten Gesicht.
    »Sind sie nicht großartig?« freute er sich. »Ich bekomme einfach nie zuviel von diesen kleinen Scheißerchen. Nachts stapeln sie sich auf meinem Bett wie eine Decke. Eine schläft immer auf dem Kopfkissen, die Pfoten in meinen Haaren. Ich kann jederzeit ihre kleinen Köpfe küssen, wenn ich will.« Er schnappte sich eine und schaukelte sie wie ein Baby, eine Entwürdigung, die die Katze mit überraschender Passivität ertrug.
    »Wie viele hast du?«
    »Im Moment sechs, aber Luci Baines und Lynda Bird sind schwanger. Ich weiß nicht, was ich da machen soll.«
    »Vielleicht könntest du sie sterilisieren lassen«, schlug ich vor.
    »Ja, wenn dieser Wurf geboren ist, sollte ich es wohl machen lassen. Obwohl ich wirklich gut darin bin, die kleinen Kätzchen unterzubringen,

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