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Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Titel: Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Fernsehzimmer stießen die Glasränder aneinander. Ich gab die Suche auf und setzte mich beiläufig auf die Couchlehne.
    Ich versuchte, mir eine nette Bemerkung zu ihrem Haus einfallen zu lassen, doch ich war ernsthaft besorgt, daß meine Tetanusschutzimpfung nicht mehr wirksam sein könnte. Dies war eine Art von Wohnung, in der man, wenn man das Klo benutzen muß, lieber vorher Papier auf den Toilettensitz legt. »Ein hübsches Haus«, bemerkte ich.
    Sufi verzog das Gesicht. »Die Reinigungsfrau kommt morgen«, erwiderte sie. »Obwohl die auch nicht viel macht. Sie hat jahrelang für meine Eltern gearbeitet, und ich habe nicht das Herz, sie fortzuschicken.«
    »Wohnen Ihre Eltern bei Ihnen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie sind tot. Krebs.«
    »Beide?«
    »So kann’s kommen«, meinte sie mit einem Achselzucken.
    Soviel zum Thema Familiensinn.
    Sie goß ein Glas Wein ein und reichte es mir. Am Etikett erkannte ich, daß es das gleiche ultramiserable Zeugs war, das ich getrunken hatte, bevor ich zu der Marke der Pappe übergegangen war, auf der vorn das Bild eines unecht wirkenden Weinberges zu sehen ist. Zweifellos hatte keine von uns Geld oder Geschmack zu etwas Anständigem.
    Sie setzte sich in den Lehnstuhl, das Weinglas in der Hand. Die Veränderung in ihrem Wesen war verdächtig. Ihr mußte etwas Gutes eingefallen sein, während sie fort war.
    Sie nahm einen Schluck Wein und starrte mich über den Rand ihres Glases hinweg an. »Haben Sie in letzter Zeit mit Derek gesprochen?« fragte sie.
    »Er kam heute nachmittag bei mir im Büro vorbei.«
    »Er ist ausgezogen. Als Glen heute abend aus San Francisco zurückkam, ließ sie das Mädchen seine Sachen packen und in die Einfahrt stellen. Dann hat sie die Schlösser austauschen lassen.«
    »Oje«, bemerkte ich. »Wie konnte es denn dazu kommen?«
    »Sie täten gut daran, sich erst mal mit ihm zu unterhalten, bevor Sie sich um mich Gedanken machen.«
    »Warum sollte ich?«
    »Er hatte ein Motiv, Bobby umzubringen. Ich nicht, wenn es das war, worauf sie hinauswollten.«
    »Auf was für ein Motiv beziehen Sie sich?«
    »Glen fand heraus, daß er vor achtzehn Monaten eine dicke Lebensversicherung auf Bobbys Namen abgeschlossen hat.«
    »Was?« Mein Weinglas kippte, und mir schwappte Wein über die Hand. Ich konnte die Tatsache nicht verbergen, daß ich sehr überrascht war, doch ich mochte diesen selbstgefälligen Ausdruck nicht, der als Reaktion darauf ihr Gesicht überzog.
    »O ja. Die Versicherungsgesellschaft hat sich an Glen gewandt und um eine Kopie des Totenscheins gebeten. Ich nehme an, der Versicherungsagent hat in der Zeitung von Bobbys Tod gelesen und sich an den Namen erinnert. So hat Glen es herausgefunden.«
    »Ich dachte, man könne keine Police ohne die Unterschrift des Betreffenden auf jemand anderen abschließen.«
    »Theoretisch stimmt das, aber manchmal wird es gemacht.« Ich beschäftigte mich damit, den vergossenen Wein mit einem Papiertuch aufzuwischen. Mitten in dieser Reinigungsprozedur ging mir, wie in einem Comic, ein Lämpchen im Kopf an, und mir wurde klar, daß sie eine ausgesprochene Abneigung gegen Derek hatte. »Was soll das heißen?« fragte ich.
    »Wir haben Derek ertappt«, erwiderte sie. »Er behauptet, er habe die Police bereits vor Jahren abgeschlossen, nachdem Bobby einige Male seinen Wagen zu Schrott gefahren hatte. Er glaubte, Bobby würde sich umbringen. Man kennt ja diese Typen — einen Unfall nach dem anderen, bis der Junge zu guter Letzt dabei umkommt. Das wird langsam eine gesellschaftlich akzeptierte Form von Selbstmord. Ich persönlich bin mir nicht sicher, ob Derek damit so verkehrt gelegen hat. Bobby hat gesoffen wie ein Fisch, und sicherlich hat er auch Drogen genommen. Er und Kitty waren völlig verkommen. Reich und eingebildet und zügellos —«
    »Seien Sie vorsichtig mit dem, was Sie sagen, Sufi. Ich mochte Bobby Callahan. Ich glaube, daß eine Menge in ihm steckte.«
    »Darüber sind wir uns alle im klaren«, gab sie zurück. Sie hatte so einen überlegenen Ton in der Stimme, der mich verrückt machte, doch ich konnte mir in diesem Moment noch keine passende Erwiderung leisten. Sie schlug die Beine übereinander und schaukelte mit einem Fuß. Der Pompon auf ihrem Pantöffelchen bewegte sich wellenförmig im Luftstrom. »Auch wenn es Ihnen nicht gefällt, es ist die Wahrheit. Und noch nicht mal die ganze. Es scheint, daß Derek auf Kitty ebenfalls eine Versicherung abgeschlossen hat.«
    »In welcher

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