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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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und notierte mir dann Tony Gahans letzte bekannte Adresse, ein Haus in Colgate, dem Wohnviertel gleich nördlich von Santa Teresa. Ich spürte schon so etwas wie unterschwellige Angst, wünschte, ich hätte nicht eingewilligt, irgend etwas zu tun. Aber nun hatte ich mich verpflichtet, der Vertrag war unterschrieben, und ich sagte mir, ich würde das Beste daraus machen. Wieviel Ärger wird das wohl geben, dachte ich.
    Er stand auf, ich tat dasselbe und ging mit ihm zur Tür. Als wir jetzt beide standen, konnte ich sehen, wieviel größer als ich er war — vielleicht eins dreiundneunzig gegenüber meinen eins fünfundsechzig. Er blieb stehen, eine Hand auf dem Türgriff, schaute mit demselben entrückten Starren auf mich herab.
    »Eines sollten Sie über Tony Gahan vielleicht noch wissen«, sagte er.
    »Und das wäre?«
    »Er ist fünfzehn.«
    Ich stand da und sah Alvin Limardo nach, als er den Gang entlangging. Ich hätte ihn zurückrufen sollen, Leute. Ich hätte da schon wissen müssen, daß es nicht gutgehen würde. Statt dessen schloß ich die Bürotür und kehrte an meinen Schreibtisch zurück. Aus einem Impuls heraus öffnete ich die Fenstertüren und ging auf den Balkon. Ich beobachtete die Straße, aber von ihm war nichts zu sehen. Unzufrieden schüttelte ich den Kopf.
    Ich schloß den Scheck in meinen Aktenschrank. Am Montag wollte ich ihn in mein Schließfach bei der Bank bringen, bis ich Tony Gahan ausfindig gemacht hatte, und ihn ihm dann übergeben. Fünfzehn?
    Um zwölf Uhr machte ich das Büro dicht und ging über die Hintertreppe nach unten zu dem Parkplatz, wo ich meinen VW abholte, eine uralte Limousine mit mehr Rost als Farbe. Das ist nicht gerade die Art von Auto, die man für eine Verfolgungsjagd aussuchen würde, aber das meiste, was ein Privatdetektiv tut, ist ohnehin nicht so aufregend. Meistens besorge ich Informationen über die früheren Arbeitsstellen eines künftigen Angestellten oder bereite für ein paar Anwälte hier in der Stadt die nächsten Verhandlungen vor, untersuche die Fälle. Mein Büro wird mir von der California Fidelity Insurance gestellt, einem früheren Arbeitgeber von mir. Der Hauptsitz der Gesellschaft befindet sich gleich nebenan, und ich arbeite immer noch sporadisch für sie, im Austausch gegen ein bescheidenes Zweizimmerbüro (ein Innen-, ein Außenraum) mit separatem Eingang und einem Balkon, von dem aus man die State Street überblicken kann.
    Ich ging bei der Post vorbei und ließ die Briefe in den Kasten fallen, dann hielt ich bei der Bank und deponierte Alvin Limardos vierhundert Dollar auf meinem Konto.
    Vier Arbeitstage später, an einem Donnerstag, erhielt ich einen Brief von der Bank, der mich informierte, daß der Scheck geplatzt war. Ihren Unterlagen zufolge hatte Alvin Limardo sein Konto aufgelöst. Als Beweis wurde mir der Scheck selbst mitgeschickt, auf dessen Vorderseite ein Stempel in der speziellen purpurroten Tinte prangte, die ganz klar zum Ausdruck bringt, daß das Mißfallen der Bank erregt wurde.
    Das meine auch.
    Auf meinem Konto waren die vierhundert Dollar wieder abgebucht worden, und man berechnete mir noch drei Kröten zusätzlich, scheinbar um mich zu ermahnen, in Zukunft keine Geschäfte mit Nieten mehr zu machen. Ich griff nach dem Telefon und wählte Alvin Limardos Nummer in Los Angeles. Falsch verbunden. Ich war schlau genug gewesen, die Suche nach Tony Gahan aufzuschieben, bis der Scheck eingelöst war, hatte also noch keine Arbeit geleistet. Aber wie sollte ich den Scheck ersetzt bekommen? Und was sollte ich in der Zwischenzeit mit den fünfundzwanzig Riesen machen? Inzwischen befand sich die Bankanweisung sicher in meinem Schließfach, aber sie war völlig nutzlos für mich, und ich wollte nicht an dem Fall Weiterarbeiten, solange ich nicht wußte, daß ich bezahlt wurde. Theoretisch hätte ich Alvin Limardo einfach nur eine Nachricht schreiben müssen, aber die hätte genauso wie dieser dumme Scheck zu mir zurückkommen können — und dann? Mist. Ich würde nach L. A. fahren müssen. Eines habe ich jedenfalls gelernt, wenn es ums Eintreiben von Schulden geht — je schneller man ist, desto größer sind die Chancen.
    Ich suchte seine Adresse aus meinem Thomas Guide to Los Angeles Streets heraus. Sogar auf der Karte sah es nicht so aus, als handelte es sich um eine gute Gegend. Ich schaute auf die Uhr. Es war 10 Uhr 15. Ich würde neunzigMinuten bis nach L. A. brauchen, wahrscheinlich noch einmal eine Stunde, bis ich Limardo

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