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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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ausfindig macht und dafür sorgt, daß er das Geld bekommt. Wenn Sie abschätzen können, was das kosten wird, bezahle ich im voraus.«
    »Das kommt darauf an, wie gut sich Mr. Gahan versteckt. Möglicherweise liegt seine derzeitige Adresse im Kreditbüro vor oder bei der Kfz-Zulassungsstelle. Eine Menge Fragen lassen sich per Telefon klären, aber das kostet immer noch Zeit. Bei dreißig Dollar die Stunde kommt da einiges zusammen.«
    Er holte sein Scheckheft hervor und fing an, einen Scheck auszuschreiben. »Zweihundert Dollar?«
    »Sagen wir lieber vier. Ich kann das Geld immer noch zurückgeben, wenn die Rechnung drunter bleibt«, sagte ich. »Im übrigen habe ich eine Lizenz zu verlieren, es ist also besser, wenn die Sache in Ordnung ist. Ich würde mich wohler fühlen, wenn Sie mir erzählen, um was es hier geht.«
    Und an dieser Stelle legte er mich herein, weil das, was er mir erzählte, nämlich gerade ausgefallen genug war, um überzeugend zu sein. Lügnerin, die ich bin, kam es mir doch nicht in den Sinn, daß sich soviel Falschheit mit der Wahrheit vermischen könnte.
    »Ich bin vor einer Weile mit dem Gesetz in Konflikt geraten und habe einige Zeit im Gefängnis verbracht. Tony Gahan hat mir geholfen, kurz ehe ich eingesperrt wurde. Er hatte keine Ahnung von den Umständen, in denen ich mich befand, war also kein Mittäter bei irgend etwas, und Sie wären es genausowenig. Ich fühle mich in seiner Schuld.«
    »Warum kümmern Sie sich nicht selbst darum?«
    Er zögerte, fast schüchtern, dachte ich. »Das ist ein bißchen so wie in dem Buch von Charles Dickens, Große Erwartungen. Es würde ihm vielleicht nicht gefallen, wenn ein Vorbestrafter zu seinem Wohltäter wird. Die Leute haben da manchmal komische Vorstellungen.«
    »Und wenn er eine anonyme Spende nicht annehmen will?«
    »In dem Fall können Sie den Scheck zurückgeben und die Gebühr behalten.«
    Ich rutschte unruhig auf meinem Stuhl herum. Was stimmt an diesem Bild bloß nicht, fragte ich mich. »Woher haben Sie das Geld, wenn Sie im Gefängnis gewesen sind?«
    »Santa Anita. Ich bin noch auf Bewährung und dürfte überhaupt nicht bei Pferderennen wetten, aber es fällt mir schwer zu widerstehen. Deshalb möchte ich das Geld an Sie weitergeben. Ich bin ein Spieler. Ich kann nicht soviel Geld um mich haben, ohne es zum Fenster rauszuschmeißen.« Er machte den Mund zu und sah mich an, wartete ab, was ich noch fragen würde. Ganz offensichtlich wollte er freiwillig nicht mehr erzählen, als unbedingt nötig war, um meine Bedenken zu zerstreuen, aber er schien überraschend geduldig dabei. Später begriff ich natürlich, daß seine Gelassenheit wahrscheinlich das Ergebnis davon war, daß er mir soviel Unsinn erzählt hatte. Das Spiel, das er spielte, muß ihm Spaß gemacht haben. Lügen macht Spaß. Ich kann damit auch den ganzen Tag zubringen.
    »Weshalb waren Sie angeklagt?« erkundigte ich mich.
    Er schlug die Augen nieder, richtete seine Antwort an die übergroßen Hände, die gefaltet in seinem Schoß lagen. »Ich glaube nicht, daß das wichtig ist. Das Geld hier ist jedenfalls sauber, und ich habe es ehrlich erworben. An der ganzen Transaktion ist nichts illegal, wenn es das ist, was Ihnen Sorgen bereitet.«
    Natürlich machte es mir Sorgen, aber ich fragte mich langsam, ob ich zu anspruchsvoll war. Nach außen hin war an seiner Bitte nichts Ungewöhnliches. Ich ließ mir seinen Vorschlag noch einmal vorsichtig durch den Kopf gehen, fragte mich, was Tony Gahan für Limardo getan hatte, um diese Art von Bezahlung zu verdienen. Es ging mich wahrscheinlich nichts an, solange dabei kein Gesetz gebrochen worden war. Meine Intuition sagte mir, ich sollte den Auftrag ablehnen, aber zufällig war am nächsten Tag die Miete für mein Apartment fällig. Ich hatte das Geld auf meinem Girokonto, aber es kam mir vor wie ein Wink des Schicksals, daß mir so unerwartet Geld in den Schoß fallen sollte. Auf jeden Fall sah ich keinen Grund, abzulehnen. »Also gut«, willigte ich ein.
    Er nickte einmal, erfreut. »Gut.«
    Ich saß da und beobachtete, wie er seinen Namen unter den Scheck setzte. Er riß ihn heraus und schob ihn mir zu, steckte das Scheckheft dabei in die Innentasche seines Jacketts. »Meine Adresse und Telefonnummer stehen drauf, für den Fall, daß Sie sich mit mir in Verbindung setzen müssen.«
    Ich zog einen Standardvertrag aus meiner Schreibtischschublade und brauchte ein paar Minuten, um ihn auszufüllen. Ich bekam seine Unterschrift

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