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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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aufgeschürften Fläche hatte sich Schorf gebildet, der jetzt aussah wie ein Bart. »Der ist nicht hier. Ich weiß nicht, wo er ist. Warum suchen Sie ihn?«
    »Er hat mich angestellt, um etwas für ihn zu erledigen, aber er hat mir einen ungedeckten Scheck als Bezahlung gegeben. Ich hatte gehofft, wir könnten das in Ordnung bringen.«
    Sie musterte mich, während sie mehr Informationen verlangte. »Was sollten Sie tun?«
    »Ich sollte etwas zustellen.«
    Sie glaubte kein bißchen davon. »Sind Sie von der Polizei?«
    »Nein.«
    »Was dann?«
    Zur Antwort zeigte ich ihr die Fotokopie meiner Lizenz. Sie drehte sich um und ging von der Tür fort, ließ sie hinter sich offen. Ich schätzte, daß das ihre Art war, mich hereinzubitten.
    Ich trat ins Wohnzimmer und schloß die Tür hinter mir. Der Teppichboden zeigte das Grün, das Wohnungsinhaber überall so lieben. Die einzigen Möbel im Zimmer waren ein kleiner Tisch und zwei einfache Holzstühle. Ein Rechteck an einer Wand, wo der Teppich heller war, verriet, daß hier einmal eine Couch gestanden hatte, und Abdrücke im Teppich zeigten die Stellen, wo zwei schwere Sessel und ein Couchtisch gestanden hatten, angeordnet in dem, was Innenarchitekten als »Konversationsgruppierung« bezeichnen. Statt Konversation zu betreiben, schien Daggett jetzt direkt zur Sache zu kommen. Die einzige Lampe, die ich sah, war aus der Fassung gerissen worden, und die Drähte gingen heraus wie Eingeweide.
    »Wo sind die Möbel?«
    »Hat er letzte Woche alle verpfändet. Hat das Geld gebraucht, um seine Barrechnungen zu bezahlen. Das Auto ist schon vorher abgestoßen worden. War sowieso nur ein Stück Dreck, aber ich hab dafür bezahlt. Sie müßten mal sehn, was ich jetzt als Bett hab. ‘ne alte, vollgepißte Matratze, die er irgendwo auf der Straße gefunden hat.«
    An der Anrichte standen zwei Barhocker, und ich kletterte auf einen und sah zu, wie Lovella in dem kleinen Raum hantierte, der als Küche diente. Ein Aluminiumtopf stand auf dem Gasherd. Das Wasser darin kochte wütend vor sich hin. Auf einer der hinteren Flammen stand ein mitgenommener Aluminiumtopf, in dem Grünzeug siedete.
    Lovella trug Jeans und ein schlichtes, weißes T-Shirt mit der Innenseite nach außen. Das Fruit-of-the-Loom-Schild hing sichtbar am Nacken heraus. Sie hatte das Hemd hochgeschoben und unter der Brust geknotet, so daß es als Oberteil diente und ihr Bauch frei blieb. »Wollen Sie Kaffee? Ich wollte gerade welchen machen.«
    »Ja, bitte.«
    Sie spülte mit fließendem warmem Wasser eine Tasse aus und trocknete sie flüchtig mit einem Papierhandtuch ab. Dann stellte sie sie auf die Anrichte und löffelte Instant-Kaffee hinein, ehe sie dasselbe Papierhandtuch als Topflappen benutzte und damit nach dem Topf griff. Das Wasser sprudelte an der Seitenwand des Topfes, als sie goß. Sie gab noch Wasser in eine zweite Tasse, rührte den Inhalt schnell um und schob sie mir zu, noch mit dem Löffel darin.
    »Daggett is ein Schwein. Die sollten ihn lebenslang einlochen«, bemerkte sie, fast müßig, dachte ich.
    »Hat er Ihnen das angetan?« fragte ich, und mein Blick wanderte kurz über ihr zerschundenes Gesicht.
    Sie starrte mich aus stumpfen, grauen Augen an, ohne sich die Mühe zu machen, zu antworten. Aus der Nähe konnte ich sehen, daß sie kaum älter als fünfundzwanzig war. Sie beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf die Anrichte, den Kaffeebecher mit beiden Händen haltend. Sie trug keinen BH, und ihre Brust war groß, so weich und schwer wie mit Wasser gefüllte Ballons; die Warzen zeichneten sich wie Knoten unter dem T-Shirt-Stoff ab. Ich fragte mich, ob sie eine Nutte war. Ich hatte ein paar kennengelernt, die dieselbe sorglose Art im Umgang mit Sexualität hatten — alles an der Oberfläche, keine Gefühle dahinter.
    »Wie lange waren Sie verheiratet?«
    »Stört es Sie, wenn ich rauche?«
    »Ist Ihre Wohnung. Sie können tun, was Sie wollen«, antwortete ich.
    Das brachte mir ein schwaches Lächeln ein, das erste, das ich bei ihr gesehen hatte. Sie langte nach einer Packung Pall Mall 100, machte den Gasofen an und zündete die Zigarette an der Flamme an, hielt den Kopf dabei schräg, damit ihr Haar nicht Feuer fing. Sie sog tief und atmete aus, blies mir eine Rauchwolke ins Gesicht. »Sechs Wochen«, sagte sie dann, eine verspätete Antwort auf meine Frage. »Wir waren Brieffreunde, nachdem er nach San Louis kam. Haben uns ein Jahr lang geschrieben, und dann hab ich ihn geheiratet, in der Minute,

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