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Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Titel: Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Boy durchgehen können, leicht dekadent. Sein Haar war fein und dunkel, an den Schläfen leicht zurückgehend. Er trug es etwas zu lang, und dort, wo es sich an einer Stelle seiner Stirn sammelte, war es ziemlich fransig. Er hätte einen Afghanen an seiner Seite haben sollen, ein Wesen mit seidigen Ohren und einer langen, aristokratischen Schnauze.
    »Hallo, Bass. Ich bin Kinsey Millhone. Erinnern Sie sich?«
    »Natürlich.« Er bückte sich und drückte einen flüchtigen Begrüßungskuß auf meine Wange, mehr Laut als Berührung. Sein Gesicht war ausdruckslos. Schweigen senkte sich auf uns, einer dieser ungemütlichen, langgezogenen Augenblicke, in denen man verzweifelt nach etwas sucht, das man sagen kann. Seine Schwester war tot. Dies war kaum der Moment zur Überschwenglichkeit, und doch erstaunte mich die Peinlichkeit unseres Zusammentreffens.
    »Wo ist Terry?«
    Er schaute zur Tür. »Der Verband wird gewechselt. Sie müssen bald fertig sein. Er kommt heim, sobald die Ärztin die Ent-' lassungspapiere unterschrieben hat. Wie geht’s Ihnen? Wir haben gehört, daß Sie weiter unten untergebracht sind.«
    »Ich bin okay. Tut mir leid, mit Olive«, Sagte ich, und das war die Wahrheit.
    »Himmel, das ist alles so schrecklich. Ich weiß nicht, was hier vorgeht.«
    »Wie geht es Ihrer Mutter? Wie trägt sie es?«
    »Sie schafft das schon. Ist ein zäher, alter Vogel. Sie nimmt es hart, aber sie hat ein Rückgrat aus Stahl. Ash ist am Boden zerstört. Sie und Olive standen sich immer sehr nah. Und was ist mit Ihnen? Sie sehen aus, als hätten Sie Prügel bezogen.«
    »Es geht schon. Ich bin zum erstenmal auf und fühle mich beschissen.«
    »Nach allem, was ich gehört habe, können Sie von Glück sagen, daß Sie noch leben.«
    »Das war wirklich Glück. Ich wollte das Paket selbst aufheben, aber da hielt gerade Olives Wagen, und ich ging statt dessen hin, um ihr mit den Einkaufstüten zu helfen. Wohnen Sie bei Ihrer Mutter?«
    Er nickte. »Bin Donnerstag abend gekommen, und dann rief gestern Olive an und sagte, sie wollte eine Party geben. Kommt mir vor, als wäre das Jahre her. Ich bin geschwommen, wollte mich danach anziehen, als Ebony am Pool auftauchte. Ich konnte mir nicht denken, was mit ihr los war. Sie kennen ja Eb. Immer beherrscht, nie auch nur ein Härchen am falschen Platz. Nun, in diesem Augenblick sah sie aus wie eine Wilde. Ich zog mich aus dem Becken, und sie sagte, eine Bombe sei in Olives Haus hochgegangen und habe sie getötet. Ich dachte, sie würde übertreiben. Ich lachte. Es war so weit hergeholt, ich konnte einfach nicht anders. Sie hat mich halb totgeprügelt, und da begriff ich endlich, daß es ernst war. Was ist passiert? Terry kann sich nicht erinnern, und die Polizei schweigt sich aus.«
    Ich erzählte ihm, was ich wußte, ersparte ihm aber die grausamen Einzelheiten von Olives Verletzungen. Allein darüber zu sprechen ließ mich zittern. Ich biß die Zähne zusammen, versuchte, mich zu entspannen. »Entschuldigung«, sagte ich.
    »War meine Schuld. Ich hätte das Thema nicht anschneiden sollen. Ich wollte Sie nicht dem allen noch mal aussetzen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das macht nichts. Ich bin okay. Mir hat auch niemand was erzählt. Ehrlich gesagt, ich glaube, es ist eine Hilfe. Die Erinnerungslücken sind frustrierend.« Ich suchte nach einem roten Faden, an den ich Fragmente koppeln konnte. Die ganze Nacht fehlte mir. Von 16 Uhr 30 an war alles aus meinem Gedächtnis gestrichen.
    Er zögerte kurz. Dann erzählte er mir seinerseits, was er wußte. Ash war abgefahren. Sie war auf dem Weg zu Olive, um bei den Vorbereitungen für die Party zu helfen. Sobald er von der Explosion hörte, hatte er sich angezogen und war mit Ebony ins Auto gesprungen. Als sie ankamen, wurde Terry gerade in den Krankenwagen geschoben. Ich lag halb bewußtlos auf einer Bahre. Olive lag noch in der Nähe der Büsche, unter einer Decke.
    Bass erzählte alles in nüchternem Ton, wie ein Bericht in den Nachrichten. Er war ruhig, unpersönlich. Er mied Blickkontakt. Ich starrte den Gang entlang. Dort sprach ein Arzt mit ernstem Gesicht zu einem älteren Ehepaar, das auf einer Bank saß. Es mußte sich um schlechte Nachrichten handeln, denn die Frau öffnete und schloß krampfhaft die Hände um die Tasche in ihrem Schoß.
    Dann fiel mir ein, daß ich Bass gesehen hatte... eines der Gesichter, die mich musterten, die wie Luftballons über mir schwebten. Zu der Zeit war der Schock bereits eingetreten, und ich

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