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Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Titel: Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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stempeln. Ich bekomme mehr Geld, aber nicht so regelmäßig.«
    »Und ein bißchen gefährlicher ist es doch wohl auch, oder? Ich kann mich nicht erinnern, daß damals irgend jemand versucht hat, dich in die Luft zu jagen.«
    »Na ja, dafür haben sie aber alles andere probiert. Verkehrspolizei, zum Beispiel. Jedesmal, wenn du jemanden zur Routinekontrolle rauswinkst, überlegst du, ob der Wagen gestohlen sein könnte, ob der Fahrer eine Pistole hat. Gewalttätigkeiten in der Familie sind noch schlimmer. Die Leute saufen, nehmen Drogen. In der Hälfte der Fälle würden sie dich genauso gern umbringen wie sich gegenseitig. Wenn man an eine Tür klopft, weiß man nie, welcher Scheiß einen auf der anderen Seite erwartet.«
    »Wie bist du in eine Mordsache geraten?«
    »Hat erst nicht so ausgesehen. Du kennst die Leute übrigens.«
    »Ich?«
    »Die Woods. Erinnerst du dich noch an Bass Woods?«
    Er zögerte. »Schwach.«
    »Seine Schwester Olive ist die Tote.«
    Daniel stellte seinen Teller hin. »Die Kohler ist seine Schwester? Davon hatte ich keine Ahnung. Was zum Teufel geht da vor?«
    Ich umriß es kurz für ihn, erzählte ihm, was ich wußte. Wenn ich einen Klienten habe, rede ich nicht über den Fall, aber hier konnte ich nicht sehen, wem es hätte schaden sollen. Doch höchstens mir. Und es tat mir gut, eine Theorie bis zu einer gewissen Grenze auszuspinnen. Daniel war ein guter Zuhörer, stellte genau die richtigen Fragen. Kam mir vor wir früher, als noch alles gut war, als wir uns stundenlang über alles mögliche unterhalten haben, was uns gerade einfiel.
    Schließlich verstummte ich. Mir war kalt, und ich war angespannt. Ich langte nach der Decke und zog sie mir über die Füße. »Warum hast du mich verlassen, Daniel? Ich habe das nie verstanden.«
    Er bemühte sich um einen leichten Ton. »Das lag nicht an dir, Baby. Es war nicht persönlich gemeint.«
    »War da eine andere?«
    Er rutschte unruhig hin und her, klopfte mit der Gabel auf den Tellerrand. Dann legte er sie beiseite. Er streckte die Beine vor sich aus und lehnte sich rücklings auf die Ellbogen. »Ich wünschte, ich wüßte, was ich dir erzählen soll, Kinsey. Es lag nicht daran, daß ich dich nicht wollte. Ich wollte etwas anderes einfach noch mehr, das ist altes.«
    »Was?«
    Er musterte mein Gesicht. »Alles und nichts. Was immer ich haben konnte.«
    »Du hast überhaupt kein Gewissen, was?«
    Er unterbrach den Blickkontakt. »Nein. Deshalb haben wir ja auch so schlecht zusammengepaßt. Ich habe überhaupt kein Gewissen, und du hast zuviel davon.«
    »Nein, so nicht. Wenn ich ein Gewissen hätte, würde ich nicht so viele Lügen erzählen.«
    »Ach ja, richtig. Die Lügen. Ich erinnere mich. Das war das einzige, was wir gemeinsam hatten«, sagte er. Sein Blick traf meinen. Der Blick in seinen Augen, klar und leer, ließ mir kalt werden. Ich konnte mich erinnern, wie ich ihn begehrt hatte. Ich konnte mich erinnern, in sein Gesicht geschaut zu haben, überlegt zu haben, ob es einen Mann gab, der so schön aussah. Aus irgendeinem Grund erwarte ich von den Leuten, die ich kenne, niemals, daß sie irgendein Talent haben. Ich war Daniel vorgestellt worden und hatte überhaupt nicht mehr an ihn gedacht, bis zu dem Augenblick, als ich ihn spielen hörte. Dann sah ich ihn mir noch einmal an, lange und gründlich, und zappelte an der Angel. Von da an gab es nur noch einen Weg. Daniel war mit seiner Musik verheiratet, mit Freiheit, Drogen, und — vorübergehend — mit mir. Ungefähr so weit unten stand ich auf seiner Liste.
    Ich bewegte mich unruhig. Seine Haut schien fast greifbar Sexualität auszustrahlen, die jetzt zu mir herübertrieb wie der Duft eines Holzfeuers, das eine halbe Meile entfernt brennt. Es ist ein merkwürdiges Phänomen, aber wahr, daß keine der alten Regeln des Schlafens mit einem Mann mehr gilt, wenn man mit diesem Mann schon früher geschlafen hat. Dieser Mann hatte mich gut trainiert. Sogar nach acht Jahren schaffte er immer noch das, was er am besten konnte... mich zu verführen. Ich räusperte mich, wollte den Bann durchbrechen. »Was war das für eine Geschichte mit deiner Therapeutin?«
    »Keine Geschichte. Sie ist Psychologin und glaubt, sie könnte mich hinkriegen.«
    »Und das gehört dazu? Frieden mit mir zu schließen?«
    »Wir haben alle unsere Wahnvorstellungen. Find das ist eine von ihren.«
    »Ist sie in dich verliebt?«
    »Das bezweifle ich.«
    »Dann müßt ihr noch am Anfang des Spiels sein.«
    Sein

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