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Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Titel: Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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mich, ob es uns so ging wie den Leuten in Santa Ana, wo Wind von der Wüste hereinblies wie die Hitze aus einem Öfen. Es war die falsche Jahreszeit dafür, aber die Luft hatte diesen trockenen, staubigen Touch. Der Schweiß auf meinem Gesicht verdunstete fast augenblicklich, und mein T-Shirt klebte an meinem Rücken wie ein heißer, feuchter Lumpen. Als ich wieder in meine Gegend zurückkehrte, hatte ich das Gefühl, einen Teil der Spannung vertrieben zu haben. Kinsey Millhone, die ewige Optimistin. Ich joggte den ganzen Weg bis zu Henrys Tor, ging dann ein paar Minuten auf und ab, rang nach Atem, kühlte ab. Daniels Auto war fort. Statt dessen stand da ein Fahrzeug, das ich zuvor noch nicht gesehen hatte — den Umrissen nach handelte es sich um einen Kombi, aber er war unter einer hellblauen Autoabdeckplane verborgen. Das Parken abseits der Straße ist in unserer Gegend verboten, und Garagen sind selten. Wenn ich mir jemals einen neuen Wagen anschaffe, werde ich auch in eine Abdeckplane investieren müssen. Ich lehnte mich an den Zaun, dehnte pflichtbewußt meine Sehnen, ehe ich unter die Dusche ging.
    Lance Wood rief mich um 8.00 Uhr an. Im Hintergrund hörte man Verkehr, seine Stimme klang hohl, was auf eine Telefonzelle schließen ließ.
    »Wo sind Sie?« fragte ich, sobald er sich zu erkennen gegeben hatte.
    »An einer Straßenecke in Colgate. Ich glaube, mein Telefon im Betrieb ist angezapft worden«, erklärte er.
    »Haben Sie es überprüfen lassen?«
    »Na ja, ich weiß nicht genau, wie man da Vorgehen muß, und ich komme mir einfach doof vor, wenn ich jemanden von der Telefongesellschaft bitte, herzukommen.«
    »Das kann ich mir denken. Das ist ungefähr so, als wenn man den Fuchs bitten würde, den Hühnerstall zu bewachen. Wie kommen Sie darauf, die Leitung wäre angezapft worden?«
    »Das ist komisch. Ich führe ein Gespräch, und als nächstes bemerke ich, daß irgend etwas, was ich gesagt habe, im ganzen Werk Gesprächsthema ist. Ich meine damit nicht den üblichen Büroklatsch. Es geht um Wichtigeres, wie zum Beispiel um Kommentare, die ich gegenüber Kunden aus anderen Staaten abgegeben habe, Dinge, von denen meine Leute hier keine Ahnung haben können.«
    »Könnte es nicht einfach sein, daß jemand Sie belauscht? Viele Angestellte haben Zugang zu den Telefonen da draußen.«
    »Nicht zu meinem Privatanschluß. Nicht, daß irgend etwas, was wir tun, Top Secret wäre, aber wir sagen alle mal Dinge, von denen wir lieber nicht wollen, daß sie sich herumsprechen. Irgend jemand sorgt dafür, daß ich wirklich sehr schlecht dastehe. Haben Sie die Möglichkeit, das irgendwie mal nachzuprüfen?«
    »Ich kann es versuchen. Was ist mit dem Apparat selbst? Haben Sie schon versucht, das Mikrofon am Hörer abzuschrauben?«
    »Klar, aber ich weiß nicht, wie das Innere eines Hörers aussehen muß. Aber ich habe keine merkwürdigen Geräusche, kein Klicken im Apparat, das kann ich wenigstens sagen.«
    »Das hätten Sie auch nicht, wenn der Apparat sachgemäß angezapft ist. Eine solche Wanze wäre praktisch unauffindbar. Aber vielleicht ist es auch ganz anders«, meinte ich. »Vielleicht ist das Büro selbst angezapft.«
    »Und was dann? Könnten Sie das herausfinden?«
    »Mit etwas Glück, manchmal. Man kann auch ein elektronisches Gerät kaufen, das Wanzen aufspürt. Ich werde mal sehen, ob ich eines auftreiben kann, ehe ich herauskomme. Lassen Sie mir ein paar Stunden Zeit, dann treffe ich Sie in der Fabrik. Da sind noch ein paar andere Sachen, um die ich mich wohl zuerst kümmern sollte.«
    »Alles klar. Danke.«
    In der nächsten Stunde tippte ich meine Notizen, schnitt den Zeitungsartikel über die Explosion aus und heftete ihn in meine Akte. Ich versuchte es unter Lyda Cases Telefonnummer in Texas; es hätte ja sein können, daß ihre Zimmergenossin wider Erwarten von ihr gehört hatte. Es wäre schon eine Hilfe, wenn ich wüßte, wo ich sie hier in Santa Teresa finden könnte.
    Um 9.10 Uhr klingelte mein Telefon. Es war Darcy, die mich von California Fidelity aus anrief. Sie sprach, als hätte sie eine Hand über das Mundstück gelegt. »Gibt Riesenärger«, murmelte sie.
    Ich fühlte, wie mir das Herz in die Hosen rutschte. »Wieso?«
    »Wenn ich plötzlich das Thema wechsle, weißt du, daß Mac reingekommen ist«, flüsterte sie. »Ich habe zufällig ein Gespräch zwischen ihm und Jewel mit angehört. Er sagt, jemand hätte die Bullen geschmiert, wegen des Inventars im Lagerhaus. Sieht so aus, als

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