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Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Titel: Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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hätte Lance Wood die ganze Ware an einen anderen Ort schaffen lassen, ehe das Lagerhaus abbrannte. Die Sachen, für die er Entschädigung verlangte, das war alles nur wertloses Zeug.«
    »Blödsinn«, widersprach ich. »Ich hab’ ’nen Teil davon selbst gesehen. Ich muß fünf oder sechs Kisten durchgesehen haben, als ich die Brandstätte überprüft habe.«
    »Na ja, ich schätze, er hatte ein paar richtige Kisten unter die falschen geschmuggelt. Er wird angeklagt, Kinsey. Brandstiftung und Betrug, und du wirst als Mittäter benannt werden. Mac hat heute morgen alles dem Bezirksstaatsanwalt übergeben. Ich dachte, du würdest das gern wissen, falls du mit einem Anwalt sprechen mußt.«
    »Wie sieht der zeitliche Ablauf aus? Weißt du das?«
    »Mr. Motycka ist heute nicht im Haus, aber ich kann eine Nachricht für ihn entgegennehmen«, sagte sie.
    »Ist das Mac?«
    »Er hat nichts Genaues gesagt, aber wir erwarten ihn heute im Laufe des Tages. Hm-hm. Ja, das mache ich. Gut, danke«, sagte sie und legte auf.
    Ich rief Lonnie King an und erzählte ihm von der Sache. Er versprach, im Büro des Bezirksanwalts anzurufen und herauszufinden, ob ein Haftbefehl ergehen würde. Er riet mir, mich freiwillig zu stellen, um so die Unannehmlichkeit einer öffentlichen Gerichtsverhandlung zu vermeiden.
    »Herrje, ich kann einfach nicht glauben, daß das wirklich passiert«, sagte ich.
    »Nun, ist es auch noch nicht. Mach dir keine Sorgen deswegen, bis ich es dir sage«, beruhigte er mich.
    Ich schnappte meine Handtasche und meine Autoschlüssel und hastete hinaus. Wieder war ich völlig durcheinander. Aber es hatte keinen Sinn zuzulassen, daß mir meine Angst im Weg stand. Ich sprang ins Auto und fuhr in ein Elektrogeschäft drüben in Granita. Meine Kenntnisse in bezug auf elektronische Überwachungsgeräte mußten veraltet sein, denn sie beschränkten sich auf alles, was ich in einem Crash-Course der Police Academy vor etwa zehn Jahren mitbekommen hatte. Die Fortschritte im Bereich der Miniaturisierung hatten wahrscheinlich eine Revolution auf dem gesamten Gebiet bewirkt, aber ich vermutete, daß die grundlegenden Dinge sich niemals ändern würden. Mikrofon, Übertragungsgerät, irgendeine Art von Aufzeichnungsgerät, das heutzutage wahrscheinlich durch eine Stimme in Betrieb gesetzt wurde. Ein Techniker, verkleidet als Angehöriger irgendeiner öffentlichen Einrichtung, könnte das Gerät installieren: als Zählerableser, als Angehöriger der Telefongesellschaft, als Installateur des Kabelfernsehens. Elektronische Überwachung ist teuer, illegal, wenn sie nicht vom Gericht genehmigt wurde, und sieht im Fernsehen viel leichter aus, als sie in Wirklichkeit ist. Aber das Aufspüren ist wieder eine ganz andere Sache. Es war natürlich möglich, daß Lance Wood sich alles nur einbildete, aber das bezweifelte ich.
    Das kleine Empfangsgerät, das ich kaufte, hatte ungefähr die Größe eines tragbaren Radios. Es reichte aus, um die meisten Abhörfrequenzen abzudecken: 30-50 MHz und 88-108 MHz. Wenn das Abhörgerät in seinem Büro über Draht lief, würde ich den selbst finden müssen, funktionierte es jedoch drahtlos, würde mein Empfangsgerät ein schrilles Pfeifen von sich geben, sobald ich in Reichweite kam.
    Mit herabgelassenen Fenstern fuhr ich nach Colgate hinaus. Heiße Luft peitschte durch das Innere des VWs. Der Mann von der Wettervorhersage im Autoradio schien genauso verblüfft zu sein wie ich. Man hatte das Gefühl, es wäre August. Der Asphalt flimmerte in der Hitze. Normalerweise ist der Januar in Santa Teresa unser bester Monat. Alles ist grün, die Blumen stehen in voller Blüte, die Temperaturen sind angenehm mild. Jetzt zeigte das Thermometer am Bankgebäude unterwegs schon 35 Grad, und es war noch nicht einmal Mittag,
    Ich parkte vor dem Gebäude von Wood/Warren und ging hinein. Lance kam aus seinem Büro, in zerknittertem Hemd, mit aufgerollten Ärmeln.
    »Müssen wir aufpassen, was wir sagen, wenn wir erst da drin sind?« wollte er wissen und zeigte auf die Bürotür.
    »Ich glaube nicht. Sollen die ruhig wissen, daß wir ihnen auf der Spur sind. Vielleicht kriegen wir sie damit aus der Deckung.«
    Ehe wir mit der Arbeit anfingen, überprüfte ich sowohl die Innen- als auch die Außenwände des Büros, nur für den — allerdings unwahrscheinlichen — Fall, daß jemand ein kleines Mikrofon angebracht hatte, das man zwischen die Steine schiebt oder in einen hohlen Türrahmen, wobei die Tür selbst als Membrane

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