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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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klar.«
    »Normalerweise werde ich angerufen. Oder einer der Schadensschätzer weist mich auf einen bestimmten Fall hin. Ich schaue zwei- bis dreimal in der Woche hier rein.« Er schaffte es, genauso schnell zu schreiben, wie ich sprach. Ich schwieg. Sein Füllfederhalter verharrte.
    »Zusätzlich zu den Besprechungen?«, fragte er.
    »Welchen Besprechungen?«
    »Ich nehme doch an, Sie nehmen an den regelmäßigen Belegschaftsbesprechungen teil. Etat-Fragen. Umsätze...«
    »Das habe ich noch nie getan.«
    Er ging seine Notizen durch, schlug ein, zwei Blätter um. Er zog die Stirn in Falten, aber ich hätte schwören können, dass seine Ratlosigkeit nur gespielt war. »Ich kann Ihr 206er nicht finden.«
    »Ach«, sagte ich. »Das wundert mich.« Ich hatte keine blasse Ahnung, was ein 206er war, aber ich fand, es sollte ruhig sein Problem bleiben, da er davon angefangen hatte.
    Er schob mir über den Schreibtisch ein Formular zu. »Um Ihr Gedächtnis aufzufrischen«, sagte er.
    Das Blatt enthielt jede Menge Felder zum Ausfüllen. Daten, Uhrzeiten, Personalnummern, Kilometerstände, ganz offensichtlich ein formelles Berichtsblatt, in das ich jeden Pups und jeden Rülpser während meiner Arbeitszeit eintragen sollte. Ich gab ihm das Formular kommentarlos zurück. Da würde ich nicht mitspielen. Und wenn er sich auf den Kopf stellte.
    Er machte sich wieder Notizen, die Nase über den Block gebeugt. »Ich muss Sie bitten, uns die Durchschläge aus Ihren Akten auszuhändigen, damit wir unsere Unterlagen auf Vordermann bringen können. Wir werden dann einen Termin ausmachen, um sie gemeinsam durchzugehen.«
    »Wozu?«
    »Wir brauchen Belege über Ihre Arbeitseinteilung, damit wir Ihr Honorar berechnen können«, sagte er.
    »Das kann ich Ihnen auch so sagen. Dreißig Dollar die Stunde plus Spesen.«
    Er schaffte es, Erstaunen zum Ausdruck zu bringen, ohne auch nur eine Augenbraue zu heben. »Abzüglich der Miete für Ihren Büroraum natürlich«, sagte er.
    » Statt Miete für meinen Büroraum.«
    Totenstille.
    Schließlich sagte er: »Das kann nicht sein.«
    »Das war von Anfang an mein Arrangement mit der CF.«
    »Das ist völlig ausgeschlossen.«
    »Es ist seit sechs Jahren so, und bisher hat sich noch nie jemand beschwert.«
    Er hob die Feder vom Papier. »Nun, dann werden wir zusehen müssen, wie wir das korrigieren.«
    » Was korrigieren? Das ist unsere Vereinbarung. Ich bin damit zufrieden. Und die CF kann damit auch zufrieden sein.«
    »Haben Sie irgendein Problem, Miss Millhone?«
    »Nein, nicht das geringste. Warum?«
    »Ich glaube, ich verstehe Ihre Einstellung nicht ganz«, sagte er.
    »Meine Einstellung ist ganz simpel. Ich sehe nicht ein, wieso ich mich auf diesen ganzen Bürokratiekram einlassen soll. Ich bin nicht bei Ihnen angestellt. Ich bin eine freie Mitarbeiterin. Wenn Ihnen meine Arbeit nicht passt, dann suchen Sie sich jemand anderen.«
    »Ich verstehe.« Er steckte die Kappe auf seinen Füllfederhalter. Er begann abrupt und mit forschen Bewegungen, seine Papiere zusammenzupacken. »Vielleicht sprechen wir ein andermal weiter. Wenn Sie etwas ruhiger sind.«
    Ich sagte: »Gut. Vielleicht sind Sie dann ja auch ruhiger. Ich muss jetzt sowieso an meine Arbeit gehen.«
    Er trat vor mir aus dem Glaskasten hinaus und steuerte geradewegs auf Macs Büro zu. Alle CF-Angestellten in Sichtweite waren emsig und mit konzentriertester Miene bei der Arbeit.
    Ich legte den ganzen Vorgang in einem inneren Schubkasten ab. Ich würde dafür büßen müssen, aber im Moment war mir das schnuppe.

    Bibianna Diaz’ angebliche Adresse entpuppte sich als ein unbebautes Grundstück. Ich saß in meinem Auto und starrte verdattert auf das Geviert aus nacktem Erdboden, den hier und dort ein paar Büschel Unkraut, Palmen, Steinbrocken und in der Sonne blinkende Flaschen zierten. Ein Kondom baumelte schlaff von einer umgestürzten Palme wie die abgestreifte Haut einer anämischen Schlange. Ich überprüfte noch einmal die Angaben aus der Akte und anschließend die Hausnummern auf der anderen Straßenseite. Nichts zu wollen. Ich klappte das Handschuhfach auf, zog einen Stadtplan heraus, breitete ihn auf dem Steuerrad aus und überflog die alphabetisch aufgelisteten Straßennamen auf der Rückseite. Es gab keine andere Straße, keine Avenue, keinen Drive gleichen oder auch nur ähnlichen Namens. Ich hatte die Diaz-Akte vor meinem Treffen mit Titus im Büro liegenlassen, deshalb hatte ich jetzt nur ein paar handschriftliche Notizen

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