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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Bibianna Diaz an, weil der Verdacht auf Versicherungsbetrug besteht, und die Versicherungsgesellschaft, für die ich arbeite — die California Fidelity — muss wissen, ob sie vorbestraft ist.«
    Sie verarbeitete meine Worte, und ich sah, wie sie innerlich sorgsam eine Antwort formulierte. Sie war nicht die Schnellste, die Gute. Sie operierte mit jener Sorte bürokratischer Bedächtigkeit, die zielsicher darauf angelegt ist, rechtschaffene Bürger (wie mich) auf die Palme zu treiben. »Wenn sie schon einmal rechtskräftig verurteilt wurde, können Sie es beim Gericht erfahren. Es steht in den öffentlich einsehbaren Akten.«
    »Das ist mir bekannt. Ich habe dort schon nachgesehen. Aber mich interessiert, ob es schon einmal zu einer Festnahme oder einer Feststellung der Personalien gekommen ist, ohne dass formell Anklage erhoben wurde.«
    »Wenn sie nie angeklagt oder verurteilt worden ist, wäre jede Festnahme nichtig. Das ist eine Frage des Datenschutzes.«
    »Das verstehe ich vollkommen«, sagte ich. »Aber angenommen, sie wurde schon mal wegen Einbruch- oder Diebstahlverdachts festgenommen, und die Staatsanwaltschaft hat befunden, dass sie ihr nichts...«
    »Dann geht Sie das nichts an. Wenn ihr noch nie offiziell etwas zur Last gelegt wurde — «
    »Ich hab’s kapiert«, sagte ich. Es bringt nichts, sich mit den Fliegengewichten dieser Welt einzulassen. Es bereitet ihnen viel zu viel Genugtuung, einen immer wieder auflaufen zu lassen. Ich schwieg einen Moment und versuchte, mich erst mal wieder in den Griff zu kriegen. Situationen wie diese wecken in mir einen alten und tief sitzenden Wunsch zu beißen. Ich sah den halbmondförmigen Abdruck meiner Zähne im Fleisch ihres Unterarms, das anschwellen und alle Regenbogenfarben annehmen würde. Man würde sie gegen Tetanus impfen müssen und gegen Tollwut. Und vielleicht würde ihr Herrchen sich dafür entscheiden, sie einschläfern zu lassen. Ich lächelte höflich. »Ach, wissen Sie, vielleicht können wir die Dinge ja ein bisschen vereinfachen. Alles, was ich brauche, ist eine aktuelle Adresse. Könnten Sie nicht mal nachsehen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil wir nicht befugt sind, solche Informationen herauszugeben.«
    »Und was ist mit dem Recht auf Informationsfreiheit?«, sagte ich.
    »Was soll damit sein?«
    »Gibt es hier jemand anderen, an den ich mich wenden kann?«
    Meine Hartnäckigkeit gefiel ihr nicht. Mein Ton auch nicht. Und auch sonst gefiel ihr nichts an mir, und das beruhte voll und ganz auf Gegenseitigkeit. Erst Gordon Titus, und jetzt noch sie. An manchen Tagen lohnt es sich wirklich nicht aufzustehen. Sie verschwand, ohne mich eines weiteren Wortes zu würdigen, und kam wenige Augenblicke später mit einer Beamtin zurück, die nett, aber unnachgiebig war. Ich spielte das ganze leidige Spiel noch mal von vorn durch und erreichte gar nichts.
    »Na, trotzdem vielen Dank. War mir ein echtes Vergnügen«, sagte ich.
    Ich setzte mich in meinen Wagen draußen auf dem Parkplatz und versuchte herauszufinden, was ich als nächstes tun sollte. Das kommt dabei heraus, wenn ich die Wahrheit sage, dachte ich empört. Kein Wunder, wenn ich mich gezwungen sehe, zu Lug und Trug und Diebstahl zu greifen. Mit Ehrlichkeit kommt man nicht weiter, schon gar nicht bei diesen Recht-und-Ordnungs-Typen. Ich sah auf das Polizei-Protokoll neben mir auf dem Beifahrersitz. Ich wartete, bis mein Frust sich etwas gelegt hatte, und nahm es mir dann vor.
    Nach Bibiannas Aussage am Unfallort war sie mit dreißig Meilen den Valdesto-Boulevard in südlicher Richtung entlanggefahren, als sie plötzlich eine Vollbremsung hatte machen müssen, weil eine Katze vor ihr über die Fahrbahn gelaufen war. Der Wagen war seitlich weggeschleudert und auf ein parkendes Auto gekracht. Zeugen gab es natürlich keine. Die herbeigerufenen Sanitäter hatten sie zuerst nur wegen leichter Prellungen und Schürfwunden versorgt und sie dann, als sie über Nacken- und Rückenschmerzen geklagt hatte, zum Röntgen in die Ambulanz des St.-Terry-Krankenhauses gebracht. Ich fragte mich, ob die Krankenhaus-Verwaltung vielleicht ihre richtige Adresse hatte. Außerdem war offenbar ja auch noch die Versicherung des Halters des gerammten Wagens betroffen.
    Es konnte sein, dass der dortige Sachbearbeiter irgendetwas in seinen Akten hatte. Irgendwo musste Bibianna schließlich leben, und ich war wild entschlossen, ihr auf die Spur zu kommen. Ich fuhr zurück ins Büro und tätigte die entsprechenden

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