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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Bibianna Diaz fragte, sagte er, sie sei nicht da. Punkt.
    Als nichts weiter kam, gab ich ihm ein Stichwort: »Rechnen Sie denn damit, dass sie demnächst wiederkommt?«
    »Ich rechne mit gar nix«, blaffte er zurück. »Sie hat gesagt, sie bleibt die ganze Woche weg. Wegen Rückenschmerzen, hat sie gesagt. Und ich werd den Teufel tun, was zu sagen, wenn jemand was mit’m Rücken hat. Eh ich weiß, wie mir geschieht, hab ich noch ‘ne gottverdammte Entschädigungsklage am Hals. Was glauben Sie, was mich das kostet? So blöd bin ich nicht. Wer sind Sie?«
    »Ihre Cousine, Ruth. Ich bin gerade auf dem Weg nach Los Angeles, und ich habe ihr versprochen, sie zu besuchen, wenn ich hier vorbeikomme. Könnten Sie mir vielleicht ihre Privatadresse geben? Sie hat sie mir letzte Woche am Telefon gesagt, aber ich habe mein Adressbuch zu Hause liegen lassen.«
    »Nee. Tut mir Leid. Nix drin. Und wollen Sie wissen, wieso? Weil ich Sie nich’ kenne. Könnt’ ja jeder kommen. Geht nich’ gegen Sie, aber woher soll ich wissen, dass Sie nich’ rumlaufen und junge Mädels mit dem Schlachtermesser abstechen? Verstehen Sie, was ich meine? Ich rücke die Adresse von jemandem raus, der hier arbeitet, und schon bin ich für alles verantwortlich, was passiert. Einbruch, Belästigung, Vergewaltigung. Nee, nee. Nix da. So halt ich’s, und dabei bleibt’s.« Er klang wie ein Mann in den Sechzigern, dem ständig die Gerichtsbarkeit im Nacken saß.
    Ich wollte noch etwas sagen, aber er knallte den Hörer auf. Ich schnitt eine Grimasse in die Muschel, wie ich fand, eine reife und effektive Form, meinen Ärger herauszulassen. Ich zahlte das Benzin, stieg in meinen VW und fuhr zur Polizei, wo ich elf Dollar für eine Kopie des Unfall-Protokolls blechen musste. Darin stand die gleiche nicht-existente Adresse wie in meinen Unterlagen. Ich kannte die Zivilangestellte nicht, die mich abfertigte, und konnte sie nicht dazu bewegen zu prüfen, ob sich nicht noch irgendwas über Bibianna herausfinden ließ.
    Ich ließ den Wagen vor dem Revier stehen und ging zu Fuß den halben Block bis zum Gerichtsgebäude, wo ich es beim Sekretariat der höheren Instanz versuchte. Ich forschte im Urteilsregister nach irgendeiner Spur einer Miss Bibianna Diaz. Nichts. Schade. Es hätte mich enorm aufgemuntert, darauf zu stoßen, dass sie irgendwann schon einmal wegen eines schwerwiegenderen Delikts verknackt worden war. Auch ohne sie je gesehen zu haben, ging ich inzwischen fest davon aus, dass sie kein Unschuldslamm war. Ich wollte ihre Adresse, und ich konnte einfach nicht glauben, dass es keine bürokratische Fährte geben sollte. Ich fand nichts beim Stadtgericht, nichts im Wählerregister. Ich versuchte es bei der Staatsanwaltschaft, wo mir eine Freundin von mir versicherte, dass Bibianna weder mit irgendwelchen Unterhaltszahlungen im Verzug noch sonst wie aktenkundig war. Wieder ein Schuss in den Ofen. Ich hatte jetzt so ziemlich alle Möglichkeiten erschöpft, die mir einfielen.
    Ich ging wieder zu meinem Wagen und fuhr über die Schnellstraße zum County Sheriffs Department. Ich stellte das Auto auf dem kleinen Parkplatz vor dem Gebäude ab und marschierte durch die Glastür in eine kleine Anmeldung, wo ich mich in das Besucherregister eintrug. Ich ging ein kurzes Stück den Flur entlang, zu einem Kabuff, an dessen Tür »Strafregister und Haftbefehle« stand. Die diensthabende Zivilangestellte wirkte nicht gerade wie eine ideale Quelle für vertrauliche Informationen. Ich schätzte sie auf Anfang dreißig, etwa mein Alter. Ihr Kopf war von einer Pyramide aus dichtgekräuseltem Blondhaar umgeben und ihr Zahnfleisch viel zu breit im Vergleich zur Größe ihrer Zähne. Sie bemerkte, wie mein Blick an ihrem dentalen Ungemach hängen blieb, und kniff verlegen die Lippen zusammen. Ich hielt Ausschau nach einem Namensschild, aber sie trug keins.
    »Könnten Sie über den Computer feststellen, ob diese Frau hier jemals in Santa Teresa festgenommen wurde?« Ich griff mir den Block mit Notizzetteln vom Tresen und malte Bibiannas Namen und Geburtsdatum darauf. Ich nahm meine Brieftasche heraus und legte die Fotokopie meiner Lizenz neben den Zettel.
    Ihre blassen Augen sahen mich jetzt erstmals wirklich an. »Es ist uns nicht gestattet, solche Informationen herauszugeben. Die Justizbehörden haben da sehr strenge Richtlinien.«
    »Sehr beruhigend«, sagte ich. »Aber vielleicht hilft es ja, wenn ich Ihnen erzähle, worum es geht. Ich stelle Ermittlungen über diese

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