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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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funktioniert das System nun mal. Mal kriegst du sie an den Arsch, mal kriegen sie dich an den Arsch. Ich war krankgeschrieben, wegen berufsbedingter Beschwerden und Stress, und bekam mein Krankengeld. Und auf einmal, aus heiterem Himmel, zerren sie mich und ein paar andere vor Gericht wegen krimineller Bandenbildung, Geldwäscherei, Steuerhinterziehung und weiß Gott was noch allem. Sie haben uns durch den Wolf gedreht, und als ich da endlich am anderen Ende wieder raus kam, war mein Krankengeld gestrichen, und sie wollten, dass ich von mir aus den Dienst quittiere. Aber das hat nicht funktioniert. Nicht mit mir. Ich habe mir einen Anwalt gesucht und geklagt.«
    »Nachdem sie dich freigesprochen hatten?«
    »Ja, verdammt noch mal. Das lasse ich mir doch nicht bieten. Sie sind der Ansicht, dass ich nur aus formalen Gründen davongekommen bin. Ich bin als Einziger freigesprochen worden, aber ich hab’ die ganze Scheiße genauso über mich ergehen lassen müssen wie die anderen, warum soll ich mich zweimal bestrafen lassen? Das Gericht hat mich für unschuldig erklärt.«
    »Warst du’s denn?«
    »Natürlich nicht, aber das ist nicht der Punkt«, sagte er. »Die Justiz hat mir nichts anhängen können, also ist das Thema erledigt. Egal, ob ich es getan habe oder nicht. Das Gericht sagt, ich bin rein und unschuldig. Das ist es, was zählt.«
    »Sie haben dich also gefeuert?«
    »Im Effekt ja. Faktisch haben sie mir das Krankengeld gestrichen. Sie fanden, ich mache zu viel Ärger, und wollten mich deshalb loswerden. Also haben sie mir den Hahn abgedreht. Sie meinten, ich hätte nicht die richtige Einstellung. Aber das lasse ich nicht mit mir machen. Also hab’ ich sie bluten lassen. Letzte Woche ist es zum Vergleich gekommen. Siebenhundertfünfzigtausend. Wenn das Geld anrollt, sahnt mein Anwalt natürlich noch seinen Teil ab, aber mir bleiben am Ende immer noch dreihundertfünfundsechzigtausend. Meine kleine Alterskasse. Nicht schlecht, was?«
    »Fantastisch.«
    »Im Moment bin ich allerdings total pleite, aber was will man
    machen?«
    »Und Bibianna? Weiß sie, dass du ein Bulle bist?«
    »Weiß sie, dass du Privatdetektivin bist?«
    Ich schüttelte den Kopf und sah weg. Sein Lächeln verschwand, als er meinen Gesichtsausdruck bemerkte. »Du bist doch nicht hinter ihr her?«
    Ich sagte nichts, was Antwort genug war.
    »Weswegen?«
    Ich dachte, ich könnte ihm ebenso gut reinen Wein einschenken. Er würde es früher oder später doch aus mir herausholen. »Versicherungsbetrug«, sagte ich. Ich beobachtete seine Reaktion. Wenn ich mir eingebildet hatte, ihn überraschen zu können, sah ich mich enttäuscht.
    »Für wen arbeitest du?«
    »Für die California Fidelity.«
    »Kannst du ihr was nachweisen?«
    »Wahrscheinlich schon. Jedenfalls, wenn ich so weit bin.«
    Er wandte die Augen von mir ab und ließ sie zur Jukebox hinüberwandern. Ich folgte seinem Blick und entdeckte Bibianna. Ein Regenbogen aus buntem Licht spielte über ihr Gesicht. Sie hatte irgendwas an sich — eine dunkle Schönheit, eine bestimmte Form körperlicher Vollkommenheit — , was sie offenbar unwiderstehlich machte. Ich sah sie den Kopf in den Nacken werfen und lachen, wenn der Ton auch nicht bis zu uns drang. Sie flirtete mit dem Schlagzeuger, und ihre eine Hand ruhte — in einer Geste, die gleichzeitig intim und beiläufig war — leicht auf seinem Arm. Der Drummer war groß und hager und hatte ein Gesicht wie ein Collie. Seine eng zusammenstehenden Augen glitzerten von Substanzen, die der menschliche Körper eindeutig nicht selbst produziert. Er starrte auf ihre Brüste und emittierte vermutlich das hohe, freudig erregte Winseln eines Welpen beim Anblick eines Milchtropfens. Sie sah nicht zu uns herüber, aber jedes Wort ihrer Körpersprache sagte, dass sie wusste, wie gespannt Jimmy sie beobachtete. Wie du mir, so ich dir, dachte sie wohl. Sie wandte sich der Jukebox zu, warf mehrere Münzen ein und drückte achtlos ein paar Tasten. Gleich darauf ertönte ein Gebummere und Gedröhne, irgendein Pop-Song, der nur aus Bass und Schlagzeug bestand. Bibianna ging zur Tanzfläche, den Drummer im Schlepp. Ihm ging fast einer ab vor Aufregung.
    »Ich habe Undercover-Arbeit immer gehasst«, sagte Jimmy, der jetzt die Stimme erheben musste, um zu mir durchzudringen. Seine Augen hingen immer noch an Bibianna, die inzwischen begonnen hatte, sich zu dem hämmernden Rhythmus zu bewegen und ihr Becken rotieren zu lassen, als absolviere sie eine

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