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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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nämlich nichts nachweisen kann. Wenn die Kohle schließlich registriert wird, sind es eben zwanzigtausend weniger. Wer weiß schon, wo die geblieben sind? Wen juckt’s?«
    »Aber nach dem, was in den Zeitungen stand, habt ihr mehr als zwanzigtausend mitgehen lassen. Seid ihr nie auf die Idee gekommen, dass euch jemand eine Falle bauen könnte?«
    »Sergeant Renkes hat doch viermal so viel abgesahnt wie wir, warum sollten wir da auf die Idee kommen, dass er uns reinlegen will? So wie es aussah, hatte er doch viel mehr zu verlieren als wir.«
    »Aber wieso habt ihr so offen mit dem Geld um euch geworfen?«, fragte ich. »In der Zeitung stand was von Rennbooten und Eigentumswohnungen... Luxuswagen. Von einem Polizistengehalt? Habt ihr nie dran gedacht, dass das auffallen muss?«
    Jimmy lachte. »Sagt ja keiner, dass wir besonders schlau waren. Ich wollte auch mal was vom Leben haben. Wir alle, ist ja auch klar, oder? Und dann stellt sich plötzlich raus, das Ganze war eine Falle. Mag ja sein, dass wir da hätten draufkommen können. Jedenfalls hat Bosco sich deswegen die Kugel in den Kopf gejagt. Weil sie uns geleimt hatten und er keinen Ausweg mehr sah. Renkes war der Boss unsrer Einheit... er hat das Spiel angeleiert und uns aufgefordert, alle mitzuspielen, und dann hat er uns hochgehen lassen. Das Ganze war nichts als ein internes Großreinemachen, und Danny Renkes war der Besen.«
    »Wusstet ihr denn, dass da was im Busch war?«
    »Irgendwie schon, klar. Es wurde seit Monaten so was ge-munkelt. Aber niemand wollte es glauben. Ich war damals gerade krankgeschrieben, deshalb war ich nicht dabei, als sie die anderen hochgenommen haben. Aber ich war natürlich auch mit von der Partie gewesen, und Renkes wusste das. Sobald ich zum ersten Mal was läuten hörte, hab’ ich sofort rumgefragt, was ich machen soll. Und alle haben mir dasselbe gesagt. Geh in Deckung junge. Sieh zu, dass du da rauskommst. Such dir einen Anwalt, bevor die ganze Scheiße über dich reinbricht wie ein Hurrikan. Ich habe mir den gerissensten Kerl in der ganzen Branche genommen. Hat mich alles gekostet, was ich besaß, war aber jeden Penny wert. Wilfred Brentnell. Schon mal von ihm gehört?«
    »Wer nicht? So weit ich weiß, hat er nur einmal eine Sache verloren, und das war hier bei uns. Nikki Five, erinnerst du dich? Ich glaube, das Gericht in Santa Teresa hat sich von seinen Künsten einfach nicht so beeindrucken lassen.«
    »Das ist nun mal die Provinz. Der Mann ist ein Fuchs. Einfach genial. In der Szene heißt er >der krumme Willy<, weil er mal einen Unfall hatte und einer seiner Finger krumm geblieben ist.«
    »Und Renkes? Bist du nicht stinksauer auf ihn?«
    »Ach, ich nehm’s ihm nicht übel. Ich meine, ich kann verstehen, warum er’s getan hat. Ich hätte es zwar nicht getan, aber ich saß ja auch nicht in der Klemme. Ich hatte ja nicht die Staatsanwaltschaft auf dem Hals, die mir einen Deal anbietet.«
    »Einen Deal?«
    »Na klar. Sie hatten ihn wegen einer anderen Sache am Arsch. Das wusstest du doch, oder nicht?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe die Geschichte nur bruchstückhaft mitgekriegt.«
    »War aber so. Sie hatten ihn in der Zange. Was Renkes gemacht hat — er ist zusammengeklappt und hat uns verkauft. Er hat kalte Füße gekriegt. Er hätte es auf seine Kappe nehmen sollen, statt uns alle zu verpfeifen. Aber so ist das Leben nun mal.«
    Die Musik hörte auf. Wir schoben uns wieder zum Tisch zurück und kamen unterwegs an Bibianna vorbei. Jimmy stieß eine Art tiefen Knurrlaut aus und packte sie am Nacken. Sie drehte sich lächelnd zu ihm um, und er zog sie an sich, in eine von Beckenschubbern begleitete Umklammerung, die wohl seine Besitzrechte geltend machen sollte. Bibianna stieß ihn zurück, aber sie lachte dabei, und es steckte keine Kraft dahinter. Er schlang den Arm um sie und nahm sie in einen zärtlichen Schwitzkasten. Sie küssten sich wieder. Ich fühlte, wie sich meine Augen verdrehten. Wir setzten uns und orderten noch eine Runde Bier.
    Der Geräuschpegel stieg, da der Alkohol ein hektisches Tohuwabohu aus Lachen und lautem Gerede entfesselte, durchsetzt mit aggressiven Tönen. Die Luft war grau von Zigarettenrauch, und das Slammer-Gebummer hallte jetzt so stetig durch den Raum wie die Hammerschläge eines Zimmermannstrios. Die Musik setzte wieder ein, diesmal begleitet von Lichteffekten, die offensichtlich darauf angelegt waren, uns alle endgültig in den Wahnsinn zu treiben. Ein betrunkener Tänzer

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