Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
die dahintersteckende zweifelhafte Moral, sondern seine Loyalität und seinen leidenschaftlichen Überlebenswillen. Wir leben in einer Gesellschaft, die sich aufs Eingehendste um die Rechte der Kriminellen sorgt, nachdem diese das Leben ihrer Opfer ohne jede Rücksicht zerstört oder ausgelöscht haben. Wenn Jimmy eine Sache in die Hand nahm, wurde der Gerechtigkeit Genüge getan. Nur wurde nicht immer so genau auf die Mittel geachtet.
    Jimmy und Bibianna kamen jetzt von der Tanzfläche zurück. Die Band machte Pause, und der Lärmpegel sackte so jäh ab, dass man sich vorkam wie plötzlich ertaubt. Ich fixierte Jimmys Gesicht. Ich wusste, er musste mich jeden Moment entdecken, und ich wartete auf den Funken des Erkennens in seinen Augen. Bibianna setzte sich an den Tisch. Sie raffte mit der einen Hand ihr Haar hoch und fächelte sich mit der anderen den bloßen Nacken. Sie war außer Atem und lachte, die Wangen hochrot, das Haar an den Schläfen feucht, die dunklen Strähnen zu kleinen Ranken verklebt. »Das ist die Frau, von der ich dir erzählt habe — die bei mir war wegen der Wohnung«, sagte sie, auf mich zeigend. »Wie war noch mal Ihr Name?«
    Jimmy riss seinen Blick von ihrem Gesicht los und ließ ihn mit einem höflichen Lächeln zu meinem wandern. Ich streckte die Hand aus.
    »Hallo, Jimmy. Ich bin’s. Hannah Moore«, sagte ich. »Du kannst dich doch sicher an mich erinnern.«
    Er konnte es ganz offensichtlich, und sein Blick sagte mir, dass diese Erinnerung auch meinen richtigen Namen umfasste. Was immer er im Augenblick treiben mochte — das Training als Polizist saß zu tief, als dass er mich hätte hochgehen lassen. Er lächelte, nahm meine Hand und ließ mir eine Dosis desselben Spannungsstroms zukommen, den er die ganze Zeit zu Bibianna hatte hinfließen lassen. Er hob meine Hand an die Lippen und küsste mich herzlich auf die Fingerknöchel. »Hey, du bist’s! Wie geht’s dir? Wir haben uns ja ewig nicht mehr gesehen«, sagte er.
    »Ihr zwei kennt euch?«, fragte sie.
    Er gab mir widerstrebend meine Hand zurück. »Wir waren zusammen auf der Grundschule«, sagte er ohne jede Spur von Zögern, und ich spürte, wie ich freudig errötete, weil das die Verbindung war, die mir wichtig war. Die Polizeischule und alles Folgende — das war Erwachsenenrealität. Dem anderen haftete etwas Magisches an, und deshalb würde es im Buch meiner Erinnerungen immer eine Sonderstellung einnehmen.
    Er zog einen zerknitterten Geldschein aus der Hosentasche und sah Bibianna an. »Meine Zigaretten sind alle, Schätzchen. Kannst du mir schnell welche holen?«
    Bibianna zögerte gerade lange genug, um ihm zu bedeuten, dass ihre Kooperation ein Geschenk war. Sie lächelte ironisch, sah mich wissend an, steckte den Geldschein zwischen ihre Brüste und setzte sich wortlos in Gang. Jimmys Blick streichelte liebevoll über ihre Beine und hinauf zu den Hüften. Sie ging mit den raffinierten Beckenbewegungen eines Mannequins, im vollen Bewusstsein ihrer Wirkung. Sie lächelte ihn noch einmal lasziv über die Schulter an und spitzte den Mund halb schmollend, halb verheißungsvoll.
    Ich fühlte ein Lachen in mir emporperlen. »Ich kann’s nicht fassen, dass ich dich hier wiedertreffe«, sagte ich. »Woher kennst du Bibianna?«
    Er lächelte. »Ich habe sie in L. A. bei einer Halloween-Party kennen gelernt. Wir haben uns dort noch ein paar Mal gesehen, und dann sind wir uns hier zufällig wiederbegegnet.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du wieder hier bist. Was machst du?«
    »Nicht viel«, sagte er. Seine Augen huschten über mein Gesicht, während er mich auszuforschen begann. »Und du? Das letzte, was ich von dir gehört habe, war, dass du den Polizeidienst an den Nagel gehängt hast und bei irgendeiner Detektei arbeitest.«
    »Das habe ich am Anfang getan. Inzwischen habe ich selbst eine Lizenz. Jetzt arbeite ich auf eigene Rechnung. Bist du immer noch bei den County Sheriffs in L. A.?«
    »Nicht direkt.«
    »Was treibst du denn? Das letzte, was ich über dich gehört habe, war diese Prozess-Geschichte«, sagte ich.
    »Tolle Frau, was?«, wich er meiner Frage aus.
    »Erzähl, Jimmy.«
    Er stützte das Kinn auf die Faust und lächelte mich mit den Augen an. »Ich bin im Ruhestand. Ich hab’ sie verklagt und zehn Millionen verlangt.«
    »Du hast sie verklagt ?«, fragte ich. »Und was war mit dem Prozess gegen dich?«
    Meine Reaktion schien ihn zu belustigen. Er zuckte die Achseln.
    »Sie haben mich freigesprochen. So

Weitere Kostenlose Bücher