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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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meinem Job. Natürlich hatte die Sache auch ihre Schattenseiten. Von all den Stößen und Schlägen und Angriffen auf meine Nackenwirbel hämmerte es in meinem Kopf, und den Hals konnte ich auch nicht mehr drehen. Ich massierte mir die eine Schulter. Die Muskeln fühlten sich verspannt an.
    »Was ist los?«
    »Mein Hals ist steif.«
    »Kann ich nachfühlen«, sagte er in einer Anwandlung von Selbstironie. Dann sah er mich scharf an: »Echt?«
    »Raymond, wir haben vier Autounfälle hinter uns! Beim letzten bin ich fast vom Sitz geflogen. Sie hätten mich auch warnen können.«
    »Möchten Sie zum Arzt? Ich kann das arrangieren. Wärmebehandlung, Reizstrom, was Sie wollen. Gehört zum Service.«
    »Mal sehen, wie’s mir geht, wenn wir wieder zu Hause sind. Wo ist eigentlich Bibianna? Ich hoffe doch, ich bin nicht die einzige, die hier draußen rumgurkt und ihren Hals riskiert.«
    »Sie und Luis machen genau das gleiche wie wir.«
    »Schön zu hören.«
    Er sah mich an und versuchte, meine Stimmung zu taxieren. »Wie gefällt’s Ihnen denn so weit?«
    »Auf jeden Fall besser, als arbeiten zu gehen.«
    Er grinste breit und richtete den Blick wieder auf die Straße. »Muss man doch zugeben, was?«
    Wir fuhren zuerst noch zu Buddys Autowerkstatt, schräg gegenüber von Raymonds Wohnung. Die Werkstatt selbst befand sich in der einen Ecke des Geländes, das bis zur nächsten Parallelstraße durchging. In der diagonal gegenüberliegenden Ecke stand ein rostiger Wellblechschuppen, umgeben von einem Chaos aus Chassis-Teilen, Kotflügeln, Stoßstangen, Motoren und Reifen. Ein verlotterter Drahtzaun umschloss ein etwa einen Hektar großes Areal voller Schrottwagen und Haufen verschiedenster Autoteile. Ein Schild besagte: Buddys Auto-Verwertung, GEÖFFNET TGL. AUSSER So., ABNAHME VON PKWs und LKWs zu Spitzenpreisen, umfassendes Ersatzteil-Lager . Ein großer schwarzer Rottweiler mit einem Kopf wie ein runzliger Baumstumpf lag schlafend im Schatten neben einem Abschleppwagen.
    Ich sagte: »Arbeitet Buddy auch für Sie?«
    » Ich bin Buddy. Der Mann, der den Laden hier macht, heißt Chopper. Bin gleich wieder da«, murmelte er im Aussteigen. Offenbar betrieb Raymond sein »Reparatur«-Geschäft im Zusammenspiel mit einer Auto-Verwertung. Wahrscheinlich wurden die Schleudern hier ausgeschlachtet, wenn ein Maximum an Versicherungsgeld aus ihnen herausgeholt worden war.
    Ich wartete, bis er in der Garage verschwunden war, um dann ebenfalls auszusteigen und zu dem Pepsi-Automaten gleich hinter dem Eingang zu schlendern. Ich steckte gemächlich die Münzen in den Schlitz und zog mir ein Pepsi Light. Ich riss die Lasche auf und kippte den Inhalt hinunter. Dabei sah ich mich um. Es war keine Menschenseele zu entdecken, und nichts deutete darauf hin, dass hier irgendwo gearbeitet wurde. Die schräg einfallende Spätnachmittagssonne malte lohfarbene Streifen auf den rissigen Zementboden. Es roch nach Öl, alten Reifen und heißem Metall. Blaue Blechfässer waren zu einer Pyramide aufeinander gestapelt und dienten als Lagerregal für verschiedenartigste rostige Autoteile. Ich konnte Raymond durch die offene Tür eines als Büro gekennzeichneten Raums sehen. Der Flachdachbau war offenbar ein umgebautes kleines Wohnhaus. Als zusätzlicher Büroraum diente ein zwischen Zaun und Werkstatt aufgestellter Trailer. Zwei eingestaubte Lamellenfenster waren schräggestellt, um Luft hereinzulassen. An dem Trailer lehnte eine Holzpalette. Außen an dem improvisierten Büro klebte der Aufkleber einer Alarmanlagen-Firma, aber ich nahm ihn nicht weiter ernst. Der Laden wirkte nicht gerade so, als würde er sich durch besonders wirksame Sicherheitsvorkehrungen auszeichnen.
    Raymond hatte offenbar getan, was er zu tun gehabt hatte, und kam jetzt wieder aus der Werkstatt, zusammen mit einem Mann, den er mir als Chopper vorstellte. Er war Anglo, in den Vierzigern, kahlköpfig und vierschrötig. Er atmete schwer, und auf seinem Gesicht standen Schweißperlen.
    Ich sagte: »Klasse Hund«, in der Hoffnung, mich bei seinem Herrchen beliebt zu machen.
    »Das ist Brutus.« Chopper ließ einen durchdringenden Pfiff los, worauf Brutus pflichtschuldig aufwachte und sich auf die Beine hievte. Das arme Tier war uralt und so arthritisch, dass es sich nur schaukelnd und im Schneckentempo vorwärts bewegte. Von nahem sah ich, dass sein schwarzes Fell wie weiß gepudert schien. Der Hund blieb demütig neben mir stehen. Ich hielt ihm die Hand vor die Schnauze, und er leckte

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