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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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dunkelgrünen Ford hinüber, in dem Bibianna saß. Sie hockte hoch aufgerichtet auf dem Rücksitz und flocht sich unter Zuhilfenahme des Rückspiegels Zöpfchen in ihr dunkles, glänzendes Haar. »Soll mir recht sein«, sagte ich.
    Ich stieg in den Caddy.
    Raymond setzte sich ans Steuer und klipste seinen Gurt zu. »Anschnallen«, sagte er. »Es wird gleich scheppern.«
    »Ist der Wagen denn versichert? Wir haben das Ding doch gerade erst gekauft«, sagte ich erstaunt.
    »Kein Problem. Das kann ich später mit meinem Agenten regeln. Er macht alles, was ich will.«
    Ich legte den Gurt an und versuchte, mir meinen Hals in einem Stützkragen vorzustellen.
    Der Wagen hatte Automatik, elektrische Türverriegelung und Fensterbedienung und Servo-Bremsen. Raymond drehte den Zündschlüssel, und der Motor sprang tuckernd an. Er stellte den Rückspiegel ein und wartete, bis ein silberner Toyota an uns vorbeigezogen war, um dann auszuparken und loszufahren.
    Ich probierte die Fensterbedienung aus. Die Scheiben hoben sich mit leisem Surren. »Und was passiert jetzt?«, fragte ich.
    »Werden Sie gleich sehen.«
    Wir fuhren scheinbar ziellos durch die Gegend, erst auf dem Venice Boulevard durch Palms, dann rechts ab, über den Sepulveda in einen Stadtteil namens Mar Vista. Dieses Viertel bestand aus kleinen Steinbungalows mit kleinen Gärtchen und schlaffen Bäumen, deren Blättern der smogbedingte Sauerstoffmangel sichtlich zusetzte. Raymond beobachtete die Straße wie ein Polizist, der nach Indizien für eine kriminelle Handlung sucht.
    »Und worin besteht so eine Tour?«
    »Das heißt einfach, dass wir rumfahren, um einen Unfall zu bauen. Der Wagen hier ist eine Schleuder. Ich hab’ eine ganze Flotte von Schleudern und eine ganze Crew von Fahrern, die das Gleiche tun wie wir jetzt. Und Sie sind ein Geist.«
    Ich grinste. »Wieso das?«
    »Weil Sie nicht bezahlt werden. Deshalb gibt’s Sie gar nicht.«
    »Und wieso werd’ ich nicht bezahlt?«
    »Sie sind in der Ausbildung. Sie sind nur da, um Masse abzugeben.«
    »Oh, vielen Dank«, sagte ich. Ich wandte mich ab und sah aus dem Beifahrerfenster. »Und was genau suchen wir?«
    Raymond warf einen durchdringenden Blick zu mir herüber. Seine Züge waren scharf von Misstrauen.
    »Ich will ja nur lernen«, sagte ich.
    »Ein Opfer«, beantwortete er jetzt meine Frage. »Irgendeinen Trottel, der ein Stoppschild überfährt oder einfach rückwärts aus der Einfahrt setzt oder ausparkt...«
    »Und dann?«
    Er grinste leise. »Dann halten wir drauf. Man muss immer versuchen, ihn seitlich am Heck zu erwischen, weil man da ordentlich was sieht und keinem was passiert.«
    Wir fuhren eine Stunde durch die Gegend, konnten aber partout keinen Verkehrssünder finden. Ich sah, dass Raymond langsam die Geduld ausging, aber seltsamerweise überkam ihn in der ganzen Zeit nicht das kleinste Zucken. Vielleicht war die Arbeit ja Balsam für sein Nervenkostüm. »Darf ich mal?«, fragte ich.
    »Is’ das Ihr Ernst?«
    »Wenn ich einen erwische, will ich auch Geld. Was ist der Satz?«
    »Hundert am Tag.«
    »Sie wollen mich wohl verscheißern? Ich wette, Sie machen die dicke Kohle, und ich will einen fairen Anteil.«
    »Freches Aas«, sagte er milde.
    Wir tauschten die Plätze. Ich musste zuerst den Fahrersitz ein Stück vorschieben, um an Gas und Bremse heranzukommen. Dann parkte ich aus. Inzwischen waren wir über den Lincoln Boulevard in die Randbezirke von Santa Monica vorgedrungen. Am Pico Boulevard hielt ich mich links, um dann am San Vi-cente die Ocean Avenue zu nehmen. Raymond hatte nicht weiter darauf geachtet, wo ich hinfuhr, aber jetzt sah er mich erstaunt an. »Wieso nicht Venice?«
    »Wieso nicht Beverly Hills?«, fragte ich. Zuerst schien ihm der Gedanke nicht zu behagen, aber dann erkannte er wohl die Möglichkeiten. Wir arbeiteten uns bis zum Sunset Boulevard durch und fuhren dann ostwärts, vorbei am Nordrand des wuchernden Universitäts-Geländes. Gleich hinter dem Beverly Hills Hotel bog ich nach rechts in den Rexford Drive. Ich fand es wohltuend, die breiten, von Bäumen gesäumten Straßen entlangzuschnurren. Wir befanden uns jetzt im so genannten »unteren« Beverly Hills. Die überdimensionalen Häuser nahmen die ganze Grundstücksbreite ein. Überall waren die Rasenflächen grün, die Büsche adrett gestutzt, die Gärtner dabei, versprengte Blätter die Einfahrten entlang zu blasen. Auf dem Grasstreifen zwischen Bürgersteig und Straße standen Schatten spendende Bäume:

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