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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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besetzt. Die Filzflächen wirkten wie grüne, grasige Inseln unter Hängelampen-Sonnen. Die dunkle Decke zierten buntblinkende Weihnachts-Lichterketten, die vermutlich das ganze Jahr dort hängen blieben. Raymond fand eine freie Sitznische, und Bibianna schlüpfte hinein. Ich hing ein Stück hinterher, weil ich mich in dem Getümmel hatte abdrängen lassen. Plötzlich fühlte ich mich von einer Hand auf meinem Arm zurückgehalten.
    »Hey, Babe. Kommst du mit zum Billardspielen?«
    Die Stimme kannte ich.
    Ich drehte mich um. Es war Tate.
    Ich fühlte, wie mein Herz vor Schreck einen Salto schlug. Was würde Raymond tun, wenn er etwas merkte? Ich sah mich unwillkürlich nach Bibianna um. Sie saß eingequetscht in unserer Nische, mit dem Gesicht zu mir. Sie musste Tate wohl auch gerade eben erst bemerkt haben, denn ihr Gesicht war ein paar Schattierungen blasser als sonst.
    »Lass uns ganz locker zum Billardtisch rübergehen«, sagte Tate durch die Zähne. »Hat Raymond schon rausgekriegt, dass ich es war, der Chago umgelegt hat?«
    »Wenn er das wüsste, wärst du ein toter Mann. Sie haben Dawna erwischt, bevor sie ihm alles erzählen konnte. Warum haust du nicht ab, solange du kannst?«, murmelte ich.
    Tate fasste mich am Arm und manövrierte mich in Richtung Billard. »Du scheinst dich nicht gerade zu freuen, mich zu sehen. «
    Ich schloss kurz die Augen. »Großer Gott, Tate. Lass mich. Was machst du hier?«
    Er packte meine Hand. Ich konnte nicht anders, als ihm zu dem Ständer mit den Queues zu folgen, wo ich zusah, wie er sich eins aussuchte. »Ich musste Bibianna sehen. Hat sie dir von uns erzählt?«
    »Klar. Du hättest’s mir auch selber erzählen können — mit etwas mehr Vertrauen.«
    »Wann denn? Ich war doch damit beschäftigt, böse Verbrecher zu erschießen.« Er hob das Queue an die Schulter und visierte darüber hinweg wie über einen Gewehrlauf. »Bumm.«
    »Woher wusstest du, dass wir hierher kommen würden?«
    »Nimm dir ein Queue«, sagte er.
    Ich griff mir irgendeins heraus, weil ich zum einen viel zu sehr auf andere Dinge konzentriert war, um heikel zu sein, und weil ich zum anderen sowieso nicht wusste, woran sich die Qualität eines Queues bemaß.
    »Nicht das.« Er gab mir ein anderes und fuhr dann im Plauderton fort: »Das hier ist Raymonds Stammkneipe. Man braucht nicht unbedingt ein Sherlock Holmes zu sein, um zu erraten, wo er hingeht. Ach, übrigens: falls Raymond rüberkommt und wissen will, woher wir uns kennen, dann sag ihm einfach die Wahrheit — dass wir zusammen in der Grundschule waren.«
    »Wie bist du denn aus dem Knast gekommen? Ich dachte, du wärst total pleite. Wie hoch ist denn die Kaution bei Mord? Doch mindestens zweihunderttausend?«
    »Zweihundertfünfzig. Ein Freund von mir aus Montebello hat mit seinem Haus gebürgt. Mein Anwalt hat sie auf hunderttausend runtergehandelt. So bin ich rausgekommen, auf Kaution und mit der Auflage, mich regelmäßig zu melden...«
    »Aber darfst du denn den Kreis Santa Teresa verlassen?«
    »Nun lass schon gut sein. Es hat alles seine Ordnung. Ich hab’ meinen Bewährungshelfer überredet, dass ich mich nur alle acht Stunden melden muss. Ich hab’ ihm gesagt, meine Frau sei krank. Ich muss morgen früh um sechs wieder in Santa Teresa sein, oder sie buchten mich sofort wieder ein.« Tate legte die Kugeln zurecht und stieß an. Die Kugeln spritzten mit einem satten Klacken auseinander.
    »Was muss ich tun? Ich hab’ seit Jahren nicht mehr Billard gespielt.«
    »Wir spielen mit acht Kugeln. Du bist dran.«
    »Du bist witzig«, knurrte ich. »Sag mir, wo ich draufhalten muss, und lass uns weiterreden.«
    »Meinst du, ich kann Bibianna allein sprechen?«
    »Nein.«
    »Kannst du ihr was ausrichten? Sagst du ihr, dass ich tu’, was ich kann, um sie da rauszuholen?«
    »Klar.«
    Wir spielten weiter. Jimmy tat, als ob er mir Billard beibrächte, und ich tat, als ob ich es mir beibringen ließe. Dabei führten wir ein gehetztes Gespräch, das wir mit strahlendem Lächeln unterlegten. Von weitem, so hoffte ich, würde man uns für Bettgefährten in spe halten, und niemand würde meinen, uns umlegen zu müssen. Tate machte die Sache auch noch Spaß. Das war genau die Art Situation, in der er aufblühte — an der Front, unter Feindheuer, Auge in Auge mit der Gefahr im Namen von Was-weiß-ich-was. Ich hatte das gleiche flaue Gefühl wie vor einer Tetanusspritze. In den nächsten Sekunden würde irgendetwas Schreckliches passieren, und ich sah

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