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Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Titel: Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Jack Daniels, zwei Flaschen Weißwein und eine Sechserpackung Bier zu kaufen. Ich muss beschämt zugeben, dass ihr Anblick meine Stimmung beträchtlich verbesserte. Bei dem Grad, den meine Angst inzwischen erreicht hatte, brauchte ich dringend einen Schluck Alkohol. Ich stellte das Bier weg und holte den Korkenzieher heraus.
    Dietz kam aus dem Bad, in Jeans und Hemd, barfuß und von einer Rasierwasserwolke umweht. Mit dem Handtuch rieb er sich die Haare trocken, die ihm wie Stroh vom Kopf abstanden. Das Grau seiner Augen war so rein wie Eis. Er entdeckte das Radio auf der Küchentheke, schaltete es ein und suchte sich einen Westernsong mit einer Unmenge von Dur-Akkorden im Schaukelpferd-Rhythmus, der mich wahrscheinlich zum Wahnsinn treiben würde. Mein Problem mit der Westernmusik ist, dass ich genau die Situationen zu vermeiden trachte, die in ihren Texten beklagt werden. Doch nachdem ich schon gegen seine Zigaretten Einspruch erhoben hatte, war mir nicht wohl bei dem Gedanken, auch seinen Musikgeschmack zu kritisieren. Er war über unser enges Zusammenleben vermutlich auch nicht glücklicher als ich.
    Ich schenkte mir Wein ein. »Wollen Sie auch welchen?«
    »Aber immer.«
    Ich reichte ihm das Glas und füllte ein zweites. Dabei hatte ich das Gefühl, wir sollten anstoßen und auf etwas trinken, aber mir fiel nicht ein, worauf. »Haben Sie Hunger? Ich habe gemerkt, dass Sie Speck und Eier mitgebracht haben. Die kann ich schnell in die Pfanne schlagen, wenn Sie wollen.«
    »Fein. Ich wusste nicht so recht, was ich sonst noch besorgen sollte. Hoffentlich sind Sie keine Vegetarierin. Ich hätte fragen sollen.«
    »Ich esse alles — außer Kutteln«, sagte ich und stellte das Weinglas ab, damit ich die Eier herausnehmen konnte.
    »Rührei, wenn’s recht ist. Wenn ich sie brate, geht immer was schief.«
    »Ich kann sie zubereiten.«
    »Ich tu’s gern.«
    »Sie sollten sich nicht für mich verantwortlich fühlen. Ich bin nicht Ihr Gast.«
    Ich hasse es, mich darum zu zanken, wer der Nettere ist. Deshalb holte ich kurzerhand die Bratpfanne aus dem Schrank und wechselte das Thema. »Wir haben noch gar nicht über Geld gesprochen. Lee hat nicht erwähnt, was Sie für eine Stunde nehmen.«
    »Zerbrechen wir uns darüber nicht den Kopf. Wir werden uns schon einigen.«
    »Ich würde mich wohler fühlen, wenn wir jetzt zu einer Übereinkunft kämen.«
    »Wozu?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Weiß ich nicht. Es ist einfach professioneller.«
    »Von Ihnen will ich nichts, tu’s nur zu meinem Vergnügen.«
    Ich drehte mich um und starrte ihn an. »Sie halten das für ein Vergnügen?«
    »Sie wissen schon, was ich meine. Ich hab das Geschäft sowieso schon aufgegeben, also geht das, was ich für Sie tue, auf meine Rechnung.«
    »Das gefällt mir nicht«, sagte ich. »Ich weiß, Sie meinen es gut, und glauben Sie mir, ich bin sehr dankbar für Ihre Hilfe, aber ich bin nicht gern jemandem etwas schuldig.«
    »Sie sind mir nichts schuldig.«
    »Ich werde Sie bezahlen«, sagte ich.
    »Großartig. Tun Sie das. Ich bin gerade teurer geworden — fünfhundert Dollar die Stunde.«
    Ich sah ihn, und er sah mich an. »Das ist Quatsch.«
    »Hab ich doch gesagt. Es ist Quatsch. Wir werden uns etwas überlegen. Jetzt habe ich Hunger, also hören wir auf zu streiten.«
    Kopfschüttelnd wandte ich mich wieder der Pfanne zu. Das Leben als Single hat ungeheuer viel für sich — man kann immer tun, was man will.
    Um neun ging ich erschöpft zu Bett. Ich schlief unruhig, denn ich merkte, dass Dietz bis tief in die Nacht wach blieb und rastlos hin und her ging.

11

    Um sechs Uhr morgens wachte ich automatisch auf und ließ mich aus dem Bett rollen, um meinen Morgenlauf zu absolvieren. Oh, Mist, tat das weh! Auf allen vieren hegend, sog ich Luft durch die Zähne und starrte den Fußboden an, weil mir einfiel, was Dietz angeordnet hatte. Kein Jogging, kein Fitnesstraining. Über das Aufstehen hatte er kein Wort gesagt. Ich war aber ohnehin zu keiner körperlichen Ertüchtigung fähig. Der zweite Tag ist — egal, um was es sich handelt — immer der schlimmste. Ich rappelte mich mühsam auf die Beine, hinkte zum Geländer hinüber und schaute hinunter ins Wohnzimmer. Es duftete nach frischem Kaffee. Dietz war schon aufgestanden, das Sofabett bereits gemacht, und ich erhaschte einen Blick auf ihn. Er saß an der Küchentheke, und vor ihm lag aufgeschlagen die L. A. Times. Wahrscheinlich sehnte er sich jetzt nach der ersten Zigarette. Aus

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