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Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Titel: Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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angeheuert wurde, mich umzubringen...«
    Ich konnte geradezu hören, wie sie die Augen aufriss. »Ich verstehe nicht, meine Liebe. Was bedeutet das?«
    »Genau das, was ich gesagt habe. Ein Killer ist auf mich angesetzt. Jemand, der mich für Geld töten will.«
    Es folgte eine Pause, als müsse sie das, was ich gesagt hatte, aus einer fremden Sprache übersetzen.
    »Sie scherzen wohl, Kinsey.«
    »Ich wünschte, es wäre so.«
    »Nun, er schien alles über Sie zu wissen und war richtig nett. Ich hätte doch nie etwas gesagt, wenn er nicht so vertraut getan hätte.«
    »Ich hoffe nur, Sie haben ihm weder meine Privatadresse noch meine Telefonnummer gegeben«, sagte ich.
    »Selbstverständlich nicht. Wenn er danach gefragt hätte, wäre mir sofort aufgefallen, dass etwas nicht stimmt. Das ist schrecklich. Es macht mich ganz krank.«
    »Keine Sorge, Irene. Es ist nicht Ihre Schuld. Wenn der Kerl sich wieder meldet — oder sonst irgendjemand dann geben Sie mir bitte Bescheid.«
    »Bestimmt. Es tut mir so Leid. Ich hatte ja keine Ahnung...«
    »Ich verstehe schon. Woher hätten Sie es auch wissen sollen? Setzen Sie sich nur mit mir in Verbindung, wenn Sie wieder von ihm hören.«
    Ich legte auf, ging ins untere Bad, stellte mich in die Wanne und schaute aus dem Fenster auf die Straße. Es war noch nicht ganz dunkel, und es herrschte jenes dunstige Zwielicht, das entsteht, wenn Licht und Schatten allmählich ineinander übergehen. In der Nachbarschaft begann es hinter den Fenstern hell zu werden. Ein Wagen fuhr langsam die Straße entlang, und ich zuckte zurück. Ich wimmerte zwar nicht, aber mir war ganz danach zu Mute. Erstaunlich, wie schnell ich die Nerven verlor. Ich halte mich für eine tüchtige Person (draufgängerisch ist das Wort, das mir einfällt), aber mir passte die Vorstellung nicht, dass der Kerl mir praktisch im Nacken saß. Ich ging ins Wohnzimmer und marschierte rastlos im Kreis, auf einer Fläche, die nicht größer war als ein Teppich, der zweieinhalb mal dreieinhalb Meter maß.
    Viertel vor sieben klopfte es leise an der Tür. Mein Herz legte freiwillig einen Zwischenspurt ein, um das Adrenalin schneller durch die Adern zu jagen. Ich spähte durch das Bullauge. Auf der Schwelle stand Dietz, die Arme mit Tüten voller Lebensmittel beladen. Ich schloss auf und ließ ihn ein. Dann nahm ich ihm eine Tüte ab, und er stellte die zweite auf die Küchentheke. Ich weiß nicht, was für einen Ausdruck mein Gesicht hatte, doch er entging ihm nicht. »Was ist passiert?«
    Meine Stimme klang sogar für meine eigenen Ohren nicht ganz normal. »Irgendein Typ hat die Frau angerufen, für die ich gearbeitet habe, und hat nach mir gefragt. Er hat ihr von dem Unfall erzählt und wollte wissen, ob ich schon wieder in der Stadt bin.«
    Dietz griff in die Tasche, in der er die Zigaretten gehabt hatte. Ärger blitzte in seinen Augen auf, doch dieser Ärger galt anscheinend ihm selbst. »Wieso hat er von ihr gewusst?«
    »Keine Ahnung.«
    »Scheiße!«
    »Was hatte die Polizei zu sagen?«
    »Nicht viel. Wenigstens wissen sie jetzt, was los ist. Sie schicken von Zeit zu Zeit den Streifenwagen hier vorbei.«
    »Heureka! Das ist doch fantastisch.«
    »Ersparen Sie sich Ihren Sarkasmus«, sagte er gereizt.
    »Tut mir Leid. Ich habe nicht gewusst, dass es sich so anhören würde.«
    Er begann in einer der beiden Lebensmitteltüten zu kramen und zog ein Kleidungsstück heraus, das wie die blauen Westen aussah, die wir in der High-School beim Sport getragen hatten, damit sich ein Team vom anderen unterschied. »Lieutenant Dolan hat vorgeschlagen, dass Sie das anziehen. Es ist eine kugelsichere Weste — für einen Mann zwar, aber sie müsste ihren Zweck erfüllen. Ein junger Kerl hat sie dagelassen, als er den Polizeidienst quittierte.«
    Ich nahm das Ding, hielt es an einem der Gurte in die Höhe. Es war schwerer, als es aussah, und hatte den Sex-Appeal einer Zwangsjacke. »Und was ist mit Ihnen? Brauchen Sie nicht auch so was?«
    Dietz zog sein Jackett aus. »Ich habe eine im Wagen. Jetzt muss ich mich waschen. Reden können wir nachher beim Essen.«
    Ich verstaute die Lebensmittel, während er im unteren Bad duschte. Wie es aussah, hatte er aus jedem Regal zwei Packungen mitgenommen. Ich war noch nicht lange genug in der Wohnung, um für die einzelnen Dinge schon einen festen Platz zu haben, also amüsierte ich mich mit Schachteln, Dosen, Gewürzen, Kräutern und Putzmitteln. Zum Glück war er so schlau gewesen, eine Flasche

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