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Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Titel: Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Sauvignon blanc?«, fragte der Ober.
    »Chardonnay.«
    »Und Sie, Sir?«
    »Ich nehme ein Bier. Was für Importe führen Sie?«
    »Amstel, Heineken, Beck dunkel und hell, Dos Equis, Pilsener, Corona...«
    »Beck hell«, sagte Dietz.
    »Möchten Sie gleich bestellen?«
    »Nein.«
    Der Ober sah Dietz an, nickte und zog sich zurück.
    »Wahrscheinlich kriegen wir ihn jetzt eine halbe Stunde lang nicht zu sehen«, sagte Dietz, »aber ich hasse es, wenn man mich drängen will.«
    Er fuhr mit seiner Geschichte über die Krähe Bertie fort, die gern lange Spaziergänge zu Fuß unternahm und sich von Süßigkeiten, hart gekochten Eiern und Katzentrockenfutter ernährte. Während Dietz sprach, ließ er die Augen rastlos durch den Raum schweifen. Er sah sich selten Gesichter an, immer nur Hände, suchte nach versteckten Waffen, achtete auf hastige Bewegungen, vielleicht auf geheime Signale. Ein untergeordneter Kellner brachte unsere Drinks, aber der vornehme Ober kam nicht wieder. Dietz schaute sich im Speisesaal nach ihm um, entdeckte ihn jedoch nirgends. Zwanzig Minuten verstrichen. Dietz wurde unruhig, schien sich immer unbehaglicher zu fühlen, warf plötzlich einen Geldschein auf den Tisch und stand auf. »Gehen wir, das gefällt mir nicht.«
    »Vermuten Sie überall ein Komplott?«, fragte ich, hinter ihm hertrottend.
    »Das hält uns vielleicht beide am Leben.«
    Ich zuckte mit den Schultern und ließ es dabei. Als wir ins Freie traten, stand der Porsche direkt bei den Sträuchern. Dietz schnappte sich selbst die Schlüssel vom Brett und half mir in den Wagen. Dann stieg er ein und ließ den Motor an.
    Wir fuhren am Strand entlang nach Hause. Ich war erschöpft, und mein Kopf begann zu hämmern. Vor meiner Wohnung angekommen, nahm Dietz sein tragbares Alarmsystem aus dem Kofferraum, brachte es an der Tür an und zeigte mir, wie man es ein- und ausschaltete.
    »Ich werde Henry sagen, er soll seine Ohren auf Ihre Frequenz einstellen, während ich weg bin.«
    »Sie gehen weg?« Ich fühlte ein leichtes Prickeln, Angst stieg in mir auf, der Beweis dafür, wie schnell ich von ihm abhängig geworden war, wenn es um meine Sicherheit ging.
    »Ich möchte mich noch einmal mit Lieutenant Dolan unterhalten. Er hat mir versprochen, sich mit dem Bezirksstaatsanwalt von Carson City in Verbindung zu setzen, um den Kerl mit dem Kind identifizieren zu lassen. Jemand muss von ihm gehört haben. Vielleicht kriegen wir ein Phantombild von ihm zusammen, damit wir wenigstens eine Vorstellung davon haben, wie er aussieht. Ich bin in einer halben Stunde zurück. Sie sind hier sicher. Legen Sie sich ein bisschen hin. Sie sehen ganz erschlagen aus.«
    Er ging, während ich eine Schmerztablette nahm und dann hinauf in den Schlafraum eilte. Ich hatte versprochen, Irene anzurufen, und ganz leise meldete sich tief in meinem Innern vorwurfsvoll die leise Stimme meines Gewissens. Das Telefon klingelte, als ich mir eben die Schuhe von den Füßen streifte. Dietz hatte zwar gesagt, ich sollte nicht rangehen, wenn er nicht da war, doch ich konnte nicht anders. Ich beugte mich übers Bett und griff nach dem Hörer.
    Es war Irene Gersh. »Oh, gut, Sie sind da! Ich rufe aus dem Pflegeheim an und bin so froh, dass Sie zu Hause sind. Ich habe schon befürchtet, Sie wären noch unterwegs.«
    »Wir sind gerade eingetrudelt. Ich habe schon daran gedacht, Sie anzurufen, konnte bisher aber noch nicht die nötige Energie dazu aufbringen.«
    »Kommt mein Anruf ungelegen?«
    »Nein, nein, nur keine Sorge. Was ist passiert?«
    »Nichts. Das ist ja gerade das Schlimme. Tut mir leid, dass ich so lästig bin, aber ich bin außer mir vor Angst. Mutter ist jetzt seit acht Stunden verschwunden, und wir finden einfach nicht die geringste Spur von ihr. Clyde meint, wir sollten vielleicht selbst die Nachbarn befragen.«
    »Hört sich nach einer guten Idee an«, sagte ich. »Brauchen Sie Hilfe beim Klinkenputzen?« In dieser Sekunde gingen meine eigenen Ängste völlig in der Sorge um Agnes unter.
    »Danke. Wir wären Ihnen sehr dankbar. Je länger Mutter allein unterwegs ist, umso größer wird meine Angst. Jemand muss sie doch gesehen haben.«
    »Sollte man meinen«, sagte ich. »Wann brauchen Sie mich?«
    »Sehr bald, wenn es geht. Clyde hat von zu Hause angerufen und ist unterwegs hierher. Wenn es Ihnen nicht zu viel Mühe macht...« Sie nannte mir eine Adresse im elfhunderter Block auf der Concorde Avenue.
    »Bin schon unterwegs«, sagte ich, legte auf, rief rasch in

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