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Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Titel: Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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diesem Dinner hielt sich in Grenzen. Und wenn ich’s mir genauer überlegte, was, zum Teufel, ging es mich überhaupt an? Jewel war eine reizende Frau, aber ich kannte sie wirklich nicht besonders gut. Außerdem fühlte ich mich nicht wohl, und — um der Sache auf den Grund zu gehen — ich hatte nichts anzuziehen. Das Kleid-für-alle-Gelegenheiten, mein einziges, war beim Unfall im Wagen gewesen. Mir fiel ein, dass ich in der Werkstatt in Brawley ein paar durchnässte Sachen in einen Karton gepackt hatte, der bisher noch nicht in Santa Teresa eingetroffen war. Wenn das Kleid hier ankam, würde es wahrscheinlich wie ein Sumpf riechen und zur Brutstätte urtümlicher Lebewesen geworden sein, die aus der Feuchtigkeit gekrochen kamen. Ich konnte natürlich Vera bitten, mir ein paar Klamotten zu leihen. Sie war zwar viel größer als ich und hatte gut zwanzig Pfund mehr auf den Rippen, doch ich hatte sie eine mit Ziermünzen besetzte Tunika tragen sehen, die so kurz war, dass sie gerade ihren Po bedeckte. Mir würde sie wahrscheinlich bis an die Knie reichen. Allerdings konnte ich in meinem derzeitigen Zustand sowieso keinen Rock anziehen. Mein verletztes Bein sah aus wie eine verfaulte Frucht. Und — optimistischer gedacht — sobald ich mich mit meinem Panzer gewappnet hatte, würde es nicht mehr ins Gewicht fallen, dass ihr Busen doppelt so groß war wie meiner.
    Dietz war mit der näheren Umgebung des Hotels offenbar zufrieden; als Nächstes kamen wir zu den Einzelheiten. Wir bogen in den Hotelparkplatz ein, und er übergab den Porsche zusammen mit einem zusammengefalteten Geldschein dem Parkwärter. »Stellen Sie den Wagen gleich hier vorn ab, und sagen Sie mir Bescheid, wenn sich jemand dafür interessiert.«
    Der Mann warf einen Blick auf den Schein. »Jawoll, Sir! Aber klar doch.«
    Dietz und ich gingen auf den Hoteleingang zu.
    »Warum so still?«, fragte er und steuerte mich am Ellenbogen durch die Halle, als bediente er ein Ruder.
    Automatisch entzog ich ihm den Arm. »Tut mir Leid«, sagte ich. »Ich habe über das Bankett nachgedacht, und das hat mir die Laune verdorben.«
    »Kann ich was für Sie tun?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wie ist Ihnen dabei zu Mute?«
    »Wobei? Bei diesem Job?«
    »Ja. Überall mit mir rumzutrotten. Geht Ihnen das nicht auf die Nerven?«
    »Ich habe keine«, sagte er.
    Ich drehte mich um und sah ihn forschend an, denn ich fragte mich, ob das stimmte.
    Er machte sich auf die Suche nach dem Hotel-Manager und redete lange mit ihm über den Bankettsaal, die nächste medizinische Versorgungsmöglichkeit und Ähnliches. Ich hätte den ganzen Plan gern fallen lassen, doch inzwischen hatten wir so viel Zeit und Energie investiert, dass ich mich verpflichtet fühlte, ihn durchzuziehen. Inzwischen rief Dietz alle unerfreulichen Aspekte meines Charakters in mir wach. Mir fielen allerlei Eigenschaften ein, die vermutlich zu meinen Scheidungen beigetragen hatten. Natürlich rede ich mir am liebsten ein, dass die Schuld allein bei meinen Exmännern lag, doch wem wollen wir hier was vormachen...
    Ich ließ Dietz im Büro des Managers und schlenderte den Korridor entlang. Direkt hinter der Eingangshalle gab es eine Menge kleiner Läden, bevölkert von reichen Leuten, die ihr Geld loswerden wollten, ohne das Gebäude verlassen zu müssen. Ich betrat eine Boutique und sah mich darin um. Die Waren kamen mir unwirklich vor, Klamotten mit farblich perfekt aufeinander abgestimmten Accessoires. Meine Vorstellung von Accessoires beschränkte sich auf Sportsocken mit gleichfarbigem Rand. Die Luft duftete nach einem Parfüm, das hundertzwanzig Dollar pro Unze kostet und nur von Filmstars benutzt wird. Nur zum Spaß sah ich mir ein paar Preise im Ausverkaufsregal an. Sogar heruntergesetzt kosteten die meisten Stücke mehr als meine Monatsmiete. Ich ging in die Abteilung, in der die Abendsachen ausgestellt waren: lange Brokatröcke, Tops, über und über mit Ziermünzen besetzt, alles bestickt, handgenäht, handbemalt, mit Spitzen, Perlen oder Edelsteinen verziert. Die Verkäuferin sah mit geübtem Lächeln zu mir her. Dann merkte ich, wie ihre Miene sich leicht veränderte. Das erinnerte mich wieder daran, wie bestürzend mein Anblick auf jemanden wirken musste, der nicht darauf vorbereitet war. Ich konnte nur hoffen, dass ich aussah wie jemand, der eben eine kosmetische Operation hinter sich hatte. Eine kleine Nasenkorrektur, eine Lidstraffung. Schließlich konnte ich mich hier mit einem lieben Gönner

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