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Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Titel: Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Geld?«
    »Hat Wendell Ihnen davon nichts gesagt? Carl Eckert hatte irgendwo auf dem Boot drei Millionen Dollar versteckt.«
    Es dauerte fünf Sekunden, ehe das ankam. Dann warf sie den Kopf zurück und lachte. Es klang nicht gerade glücklich, aber es war besser als Schluchzen. Dann faßte sie sich. »Das kann doch nur ein Witz sein«, sagte sie.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Noch einmal lachte sie kurz auf, dann wurde sie ernst. »Aber das ist ja unglaublich. Soviel Geld soll auf der Lord gewesen sein? Aber jetzt begreife ich endlich, warum er wie besessen von dem Boot war. Er hat eigentlich kaum von etwas anderem gesprochen als von der Lord.«
    »Ich verstehe nicht.«
    Sie rührte ihren Drink mit einem Stäbchen um, das sie dann übermäßig gründlich ableckte. »Na ja, er hat seine Kinder natürlich geliebt, aber das hat ihn vorher nicht daran gehindert, sein eigenes Leben zu führen. Er war knapp bei Kasse, aber was mich angeht, war das nie ein Problem. Ich habe weiß Gott genug Geld für uns beide. Vor ungefähr vier Monaten fing er an davon zu reden, daß er zurück wollte. Er sagte, er wolle an Dana wiedergutmachen, was er ihr angetan hatte. Jetzt glaube ich, in Wirklichkeit wollte er dieses Geld an sich bringen. Soll ich Ihnen mal was sagen? Ich glaube, er hat’s geschafft. Kein Wunder, daß er so verdammt geheimniskrämerisch war. Drei Millionen Dollar. Ich bin wirklich erstaunt, daß ich das nicht geahnt habe.«
    »Sie wirken aber gar nicht erstaunt«, entgegnete ich. »Sie wirken deprimiert.«
    »Das bin ich wahrscheinlich auch.« Sie trank einen großen Schluck. Ich hatte das Gefühl, sie hatte schon vor meinem Erscheinen zu trinken angefangen. Die Tränen traten ihr in die Augen. Sie schüttelte den Kopf.
    »Was ist?« fragte ich.
    Sie lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. »Ich möchte an ihn glauben. Ich möchte glauben, daß ihm außer Geld noch etwas anderes wichtig ist. Denn wenn er wirklich so ein Mensch ist, was sagt das dann über mich aus?« Sie öffnete die dunklen Augen.
    »Ich weiß nicht, ob das, was Wendell Jaffe tut, überhaupt etwas mit anderen zu tun hat«, bemerkte ich. »Das gleiche habe ich Michael gesagt. Nehmen Sie es nicht persönlich.«
    »Hat die Versicherungsgesellschaft vor, ihn zu verfolgen?«
    »Für die California Fidelity steht im Augenblick nichts auf dem Spiel. Ich meine, abgesehen vom Offensichtlichen. Dana ist diejenige, die die Versicherungssumme kassiert hat, und mit ihr wird man sich selbstverständlich auseinandersetzen. Aber abgesehen davon ist der Fall für die Versicherung erledigt.«
    »Und die Polizei?«
    »Die wird ihn vielleicht suchen — ich muß ehrlich sagen, ich hoffe es. Aber ich weiß nicht, was sie an Zeit und Arbeitskraft zu investieren bereit sind. Auch wenn es um Betrug und schweren Diebstahl geht, erst muß man den Mann fassen. Dann muß man ihm die Vergehen nachweisen. Nach all den Jahren? Da muß man sich schon fragen, was eigentlich der Zweck der Übung ist.«
    »Sagen Sie’s mir. Was ist der Zweck der Übung? Ich dachte, Sie arbeiten für die Versicherungsgesellschaft.«
    »Ich habe für sie gearbeitet. Jetzt nicht mehr. Sagen wir so: Ich habe ein persönliches Interesse. In den vergangenen zehn Tagen hat sich mein Leben nur um diese Affäre gedreht. Ich will einen Abschluß. Ich muß wissen, was geschieht.«
    »Ach, du lieber Gott, eine Fanatikerin. Das hat gerade noch gefehlt.« Sie schloß wieder die Augen und drückte das eisgekühlte Glas an ihre Schläfe, als wollte sie ein Fieber lindern. »Ich bin müde«, sagte sie. »Ich würde am liebsten ein ganzes Jahr lang schlafen.«
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich umsehe?«
    »Nein. Schauen Sie nur. Er hat das Haus ausgeräumt, aber ich selbst habe noch gar nicht nachgesehen, was fehlt und was nicht. Sie müssen verzeihen, daß ich emotional nicht ganz auf dem Damm bin. Ich habe Schwierigkeiten zu begreifen, daß er mich nach fünf Jahren verlassen hat.«
    »Ich bin nicht überzeugt, daß es so ist, aber sehen Sie es doch so: Wenn er es Dana angetan hat, warum dann nicht auch Ihnen?«
    Sie lächelte mit geschlossenen Augen. Es wirkte seltsam. Ich war nicht sicher, daß sie mich gehört hatte. Vielleicht war sie schon eingeschlafen. Ich nahm ihr das Glas aus der Hand und stellte es leise klirrend auf den Glastisch.
    In den folgenden fünfundvierzig Minuten durchsuchte ich jede Ecke und jeden Winkel im Haus. Man weiß schließlich nie, was man finden kann: persönliche Papiere,

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