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Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Titel: Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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ich keine Beweise hatte. Was würde ihr so eine Nachricht ohne Wendell Jaffes Leiche schon nützen? Es sei denn, sie hatte ihn selbst getötet, und dann wußte sie sowieso schon mehr als ich.
    Michaels gelber VW stand in der Einfahrt. Ich klopfte an die Tür, und Juliet ließ mich ein. Brendan lag tief schlafend an ihrer Schulter.
    »Sie sind in der Küche. Ich muß ihn hinlegen«, sagte sie leise.
    »Danke, Juliet.«
    Sie ging durch das Zimmer zur Treppe, wahrscheinlich war sie froh, sich entziehen zu können. Eine Frau hinterließ gerade in ihrem salbungsvollsten Ton eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. »Also dann, Dana. Das wollte ich dir nur sagen. Wenn wir etwas tun können, dann ruf uns an, ja! Wir sprechen uns. Bis bald. Tschüß.«
    Dana saß bleich und schön am Küchentisch. Ihr silberblondes Haar glänzte wie Seide im Licht. Sie trug eine hellblaue Jeans und ein langärmeliges Seidenhemd in einem Stahlblau, das mit ihrer Augenfarbe übereinstimmte. Sie drückte eine Zigarette aus und sah ohne ein Wort zu mir auf. Der Rauchgeruch hing in der Luft und mischte sich mit einem schwachen Hauch des Schwefelgeruchs der Streichhölzer. Michael war dabei, ihr eine Tasse Kaffee einzuschenken. Während Dana wie abgestorben wirkte, schien Michael tiefe Schmerzen zu leiden.
    Ich war in letzter Zeit ein so häufiger Gast gewesen, daß niemand gegen mein ungebetenes Erscheinen protestierte. Er goß sich eine Tasse Kaffee ein, machte den Schrank auf und nahm noch eine Tasse für mich heraus. Ein Karton Milch und die Zuckerdose standen auf dem Küchentisch. Ich dankte ihm und setzte mich.
    »Etwas Neues?«
    Dana schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht glauben, daß er das getan hat.«
    Michael lehnte sich an die Anrichte. »Wir wissen nicht, wo er ist, Mom.«
    »Genau das macht mich wahnsinnig. Erst kommt er und bringt uns alle durcheinander, und dann verschwindet er spurlos.«
    »Haben Sie mit ihm gesprochen?« fragte ich.
    Stille. Sie senkte den Blick. »Ja, er war mal kurz hier«, antwortete sie in einem Ton, als müßte sie sich verteidigen. Sie nahm sich eine Zigarette und zündete sie an. Sie würde früh alt aussehen, wenn sie damit nicht aufhörte.
    »Wann?«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht — nicht gestern abend. Am Abend davor. Donnerstag, denke ich. Danach ist er zu Michael gefahren, um sich das Kind anzusehen.«
    »Haben Sie lange mit ihm gesprochen?«
    »Lang würde ich das nicht nennen. Er sagte, es täte ihm leid. Er hätte einen schrecklichen Fehler gemacht. Er sagte, er würde alles geben, um diese fünf Jahre ungeschehen machen zu können. Es war alles Gerede, aber es klang gut, und wahrscheinlich hab’ ich es gebraucht. Ich war natürlich wütend. Ich sagte: >Wendell, so geht das nicht. Du kannst jetzt nicht einfach das Rad zurückdrehen, nach allem, was du uns angetan hast. Was kümmert es mich, daß es dir leid tut? Uns allen tut es leid. So ein Blödsinn.<«
    »Glauben Sie, er war aufrichtig?«
    »Er war immer aufrichtig. Er konnte nicht eine Minute bei dem bleiben, was er sagte, aber er war immer aufrichtig.«
    »Danach haben Sie nicht wieder mit ihm gesprochen?«
    »Einmal hat gereicht, das können Sie mir glauben. Damit hätte eigentlich alles erledigt sein müssen, aber ich bin immer noch wütend«, sagte sie.
    »Es gab also keine Versöhnung.«
    »Kein Drandenken. >Tut mir leid<, kann jeder sagen. Das kommt bei mir nicht an.« Sie sah mich an. »Und jetzt? Ich nehme an, die Versicherungsgesellschaft will ihr Geld zurückhaben.«
    »Das, was Sie schon ausgegeben haben, werden sie nicht zurückfordern, aber sie können Ihnen nun wirklich nicht eine halbe Million Dollar lassen. Es sei denn, Ihr Mann ist tot.«
    Sie erstarrte. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Früher oder später erwischt es jeden.« Ich schob meine Kaffeetasse weg und stand auf. »Rufen Sie mich an, wenn Sie von ihm hören sollten. Sein Verbleib interessiert einige Leute. Zumindest eine Person.«
    Michael brachte mich zur Tür. Schmal und grüblerisch.
    »Alles in Ordnung?« fragte ich.
    »Kann man nicht gerade sagen. Wie würden Sie sich fühlen?«
    »Ich glaube nicht, daß das schon das Ende ist. Ihr Vater hatte für das, was er getan hat, seine eigenen Gründe. Es ging nicht um Sie. Es ging um ihn selbst«, sagte ich. »Sie sollten es nicht persönlich nehmen.«
    Michael schüttelte heftig den Kopf. »Ich will ihn nie wiedersehen. Niemals!«
    »Ich kann Sie verstehen. Und ich versuche auch gar nicht, den Mann in

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