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Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Titel: Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Rechnung, setzte ein Trinkgeld darauf und Unterzeichnete, ehe er sie zurückreichte.
    »Danke, Mr. Eckert«, murmelte der Kellner. »Kann ich Ihnen sonst noch etwas bringen?«
    »Danke, so ist es gut.«
    »Dann noch einen angenehmen Abend.«
    Carl nickte zerstreut, den Blick schon wieder nachdenklich auf mich gerichtet.
    Ich griff in meine Handtasche und nahm eine Kopie von Valbusas Zeichnung. »Ich habe ein Bild, wenn Sie es sehen möchten.« Ich legte das Blatt vor ihm auf den Tisch.
    Er schob seine Zigarette in den Mundwinkel und musterte, die Augen gegen den Rauch zusammengekniffen, Wendell Jaffes Gesicht. Er schüttelte den Kopf. Sein Lächeln war bitter. »So ein Schuft.«
    »Ich dachte, es würde Sie vielleicht freuen zu hören, daß er am Leben ist«, sagte ich.
    »Ich bin seinetwegen ins Gefängnis gewandert. Eine Menge Leute hätten mir mit Freuden den Kragen umgedreht. Wenn Geld den Bach runtergeht, muß einer die Verantwortung übernehmen. Es hat mir nichts ausgemacht, meine eigene Verantwortung zu bezahlen, aber es hat mich verdammt wütend gemacht, auch seine zahlen zu müssen.«
    »Es muß schwer gewesen sein.«
    »Sie haben keine Ahnung. Es war eine einzige Schweinerei. Ich möchte nicht darüber sprechen.«
    »Wenn Wendell Jaffe sich melden sollte, werden Sie mir Bescheid geben?«
    »Wahrscheinlich«, antwortete er. »Ich will auf keinen Fall mit ihm reden, das ist sicher. Er war ein guter Freund. Zumindest glaubte ich das.«
    Wieder schallte lautes Gelächter in unser Gespräch. Eckert schob sein Glas weg. »Gehen wir runter aufs Boot. Hier ist es verdammt laut.«
    Ohne auf meine Antwort zu warten, stand er auf und ging. Verdattert packte ich meine Handtasche und rannte ihm hinterher.
    Der Geräuschpegel sank drastisch, sobald wir ins Freie traten. Die Luft war kalt und frisch. Der Wind hatte aufgefrischt. Krachend schlugen die Wellen an die Kaimauer, und Gischtfontänen übergossen den Fußweg mit Nässe.
    Als wir das verschlossene Tor zum Jachthafen 1 erreichten, nahm Eckert seine Karte heraus und machte auf. Überraschend galant nahm er meinen Arm, um mir die glitschige Holzrampe hinunterzuhelfen. Ich hörte das Knarren der Boote, die schaukelnd im Hafenbecken lagen. Unsere Füße schlugen einen unregelmäßigen Takt auf den Holzplanken der Rampe.
    Die vier Jachthäfen bieten etwa elfhundert Booten Liegeplätze in einem riesigen geschützten Hafenbecken. Der Kai auf der einen Seite ist wie ein gekrümmter Daumen, dem sich die Mole entgegenschwingt, so daß ein beinahe geschlossener Kreis entsteht, in den die Boote eingebettet sind. Neben den Gästen, die hier vorübergehend anlegen, gibt es eine kleine Anzahl Dauermieter, die auf ihren Booten wohnen. Die Waschräume, die nur mit Schlüssel zu öffnen sind, bieten Toiletten und Duschen. Am »J«-Dock bogen wir nach links ab und gingen noch etwa dreißig Meter bis zum Boot.
    Die Captain Stanley Lord war eine Dreißig-Fuß-Fuji-Ketsch, aus einem von John Alden entworfenen Segelboot entwickelt. Der Rumpf war in einem intensiven Dunkelgrün gestrichen, die Verzierungen marineblau. Eckert zog sich auf das schmale Deck hinauf und bot mir die Hand, um mir ebenfalls hinaufzuhelfen. In der Dunkelheit konnte ich das Großsegel und den Kreuzmast ausmachen, aber viel mehr auch nicht. Eckert sperrte die Tür auf und schob die Luke nach vorn. »Seien Sie vorsichtig mit dem Kopf«, ermahnte er mich und stieg zur Kombüse hinunter. »Kennen Sie sich mit Booten ein bißchen aus?«
    »Kaum«, antwortete ich, während ich ihm vorsichtig die steile, mit Teppich belegte Treppe hinunter folgte.
    »Dieses Boot hier hat drei Vorsegel; einen Binnenklüver, einen Klüver und einen Außenklüver; und dann natürlich das Großsegel und das Kreuzsegel.«
    »Warum heißt es Captain Stanley Lord ? Wer war das?«
    »Ach, das war typisch Wendells Humor. Stanley Lord war der Kapitän der Californian, des einzigen Schiffs, wie behauptet wird, das der Titanic so nahe war, daß es hätte Hilfe leisten können. Lord erklärte, er habe die Notsignale niemals empfangen, aber eine spätere Untersuchung legte nahe, daß er das SOS einfach ignoriert hatte. Man gab ihm die Schuld an dem Ausmaß der Katastrophe, und der Skandal ruinierte seine Karriere. Wendell gab der Firma den gleichen Namen: CSL Investments. Ich habe den Witz nie verstanden, aber er amüsierte sich königlich darüber.«
    Unten in der Kabine war es so heimelig und unwirklich wie in einem Puppenhaus. Ich liebe solche

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