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Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Titel: Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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aus, als sei Wendell Jaffe am Leben.«
    Sein Gesichtsausdruck wurde völlig neutral, und sein Körper ganz reglos, so als wäre alle Belebtheit durch vorübergehenden Energieverlust ausgeschaltet. Flüchtig schoß mir der Gedanke durch den Kopf, daß er mit Jaffe seit dessen Verschwinden in Verbindung gewesen sein könnte. Er war offenbar bereit, mir auf Anhieb zu glauben, dadurch blieb mir der ganze Quatsch erspart, den ich mit Dana hatte durchexerzieren müssen. Er nahm sich Zeit, die Information zu verarbeiten, und verschonte mich mit jeglicher Bekundung von Schock und Überraschung. Ich sah keine Spur von Verleugnung oder Ungläubigkeit. Er schien wieder lebendig zu werden. Er griff in seine Jackentasche und nahm eine Packung Zigaretten heraus, seine Art, Zeit zu gewinnen, um zu überlegen, was ich im Schilde führte. Er hielt mir die Packung hin.
    Ich schüttelte ablehnend den Kopf.
    Er steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. »Stört es Sie, wenn ich rauche?«
    »Überhaupt nicht. Bitte.« Tatsächlich hasse ich Zigarettenrauch, aber ich wollte Informationen von ihm und hielt dies nicht für den geeigneten Moment, meine Abneigung kundzutun.
    Er riß ein Streichholz an und legte seine Hand um das Flämmchen. Dann schüttelte er das Streichholz aus und warf es in den Aschenbecher. Er steckte das Heftchen wieder ein. Ich roch Schwefel und diesen ersten Hauch schwelenden Tabaks, der unvergleichlich widerlich riecht.
    »Möchten Sie etwas trinken?« fragte er. »Ich wollte mir gerade noch etwas bestellen.«
    »Gern, danke.«
    »Was darf es sein?«
    »Ich hätte gern einen Chardonnay.«
    Er hob die Hand, um den Kellner auf sich aufmerksam zu machen. Der kam zu uns an den Tisch und nahm die Bestellung entgegen. Eckert nahm einen Scotch.
    Als der Kellner gegangen war, kehrte seine Aufmerksamkeit zu mir zurück. Er sah mich an. »Wer sind Sie? Polizei? Drogenfahndung? Steuerfahndung?«
    »Ich bin Privatdetektivin und im Auftrag der California Fidelity tätig. Es geht um die Lebensversicherung.«
    »Dana hat sie gerade bekommen, nicht wahr?«
    »Ja, vor zwei Monaten.«
    Eine Gruppe Männer am Tresen brach in johlendes Gelächter aus, so daß Eckert gezwungen war, sich mir zuzuneigen, um sich Gehör zu verschaffen. »Was ist eigentlich passiert?«
    »Ein ehemaliger Angestellter der California Fidelity hat Jaffe letzte Woche in Mexiko gesehen. Daraufhin hat die Gesellschaft mich beauftragt, hinunterzufliegen und die Meldung zu verifizieren.«
    »Und Sie konnten tatsächlich verifizieren, daß es sich um Wendell Jaffe handelte?«
    »Mehr oder weniger«, antwortete ich. »Ich habe Mr. Jaffe nie persönlich kennengelernt, darum könnte ich nicht beschwören, daß er es wirklich war.«
    »Aber Sie haben ihn gesehen.«
    »Oder einen Mann, der ihm verdammt ähnlich sieht. Er hat sich natürlich operieren lassen. Wahrscheinlich war das das erste, was er getan hat.«
    Eckert starrte mich an und schüttelte den Kopf. Dann lächelte er flüchtig. »Ich nehme an, Sie haben mit Dana gesprochen?«
    »Ja. Sie war nicht begeistert.«
    »Das kann ich mir denken.« Er schien in meinem Gesicht zu forschen. »Wie war gleich wieder Ihr Name?«
    Ich nahm eine meiner Karten heraus und schob sie ihm zu. »Sie wußten, daß sein Sohn in Schwierigkeiten steckt?« fragte ich.
    Hinter uns brach wieder Gelächter aus, lauter noch als das letzte Mal.
    Er warf einen Blick auf die Karte und steckte sie ein. »Das von Brian habe ich in der Zeitung gelesen«, sagte er. »Es ist merkwürdig.«
    »Was?«
    »Die Vorstellung, daß Wendell am Leben ist. Ich habe gerade darüber nachgedacht. Da seine Leiche nie gefunden wurde, hatte ich an seinem Tod eigentlich immer gewisse Zweifel. Ich habe nicht viel darüber gesagt. Ich dachte mir, man würde mir nur vorwerfen, ich sei nicht bereit, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Wo war er die ganze Zeit?«
    »Ich hatte keine Gelegenheit, ihn zu fragen.«
    »Ist er jetzt noch da unten?«
    »Aus dem Hotel ist er mitten in der Nacht abgereist. Seither habe ich ihn nicht mehr gesehen. Vielleicht ist er auf dem Weg hierher.«
    »Wegen Brian.« Er stellte augenblicklich die Verbindung her.
    »Das ist meine Vermutung, ja. Auf jeden Fall ist es der einzige Anhaltspunkt, den wir haben.«
    »Und warum erzählen Sie mir das alles?«
    »Für den Fall, daß er mit Ihnen Kontakt aufnimmt.«
    Der Kellner kam mit den Getränken, und Eckert blickte auf. »Danke, Jimmy. Setzen Sie das bitte auf meine Rechnung.« Er nahm die

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