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Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Titel: Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Huff.
    Es läutete zweimal, dann hob sie ab.
    Oh, Mist, dachte ich. »Ich hätte gern Mr. Huff gesprochen.«
    »Er ist im Augenblick nicht hier. Möchten Sie eine Nachricht hinterlassen?«
    »Spreche ich mit Mrs. Huff?«
    »Ja.«
    Ich versuchte ein Lächeln. »Mrs. Huff, hier spricht Patty Kravitz von der Firma Telemarketing. Wie geht es Ihnen heute?«
    »Wollen Sie mir etwas verkaufen?«
    »Aber nein, auf keinen Fall, Mrs. Huff. Das garantiere ich Ihnen. Wir sind ein Marktforschungsinstitut. Das Unternehmen, für das ich tätig bin, interessiert sich für Ihre Freizeitbeschäftigungen und Ihre Ausgaben dafür. Die Formulare werden nach Nummern abgelegt, Ihre Antworten bleiben also völlig anonym. Und für Ihre Hilfe bekommen Sie einen schönen Preis, der schon bereitsteht.«
    »Na klar!«
    Lieber Himmel, diese Person war echt mißtrauisch. »Es kostet Sie nur fünf Minuten Ihrer kostbaren Zeit«, sagte ich und hielt den Mund, um sie in Ruhe darüber nachdenken zu lassen.
    »Na gut, aber machen Sie es kurz, und wenn sich herausstellen sollte, daß Sie doch etwas verkaufen, werde ich sehr ärgerlich werden.«
    »Natürlich, das verstehe ich. Also, Mrs. Huff, sind Sie ledig, verheiratet, geschieden oder verwitwet?« Ich nahm einen Bleistift und malte Männchen auf einen Schreibblock, während ich krampfhaft überlegte. Was hoffte ich von ihr zu erfahren?
    »Verheiratet.«
    »Gehört Ihr Haus Ihnen oder ist es gemietet?«
    »Was hat das denn mit Reisen zu tun?«
    »Darauf komme ich gleich. Ist das der Hauptwohnsitz oder ein Ferienwohnsitz?«
    »Ach so.« Sie war beschwichtigt. »Es ist der Hauptwohnsitz.«
    »Und wie viele Reisen haben Sie in den letzten sechs Monaten unternommen? Keine, eine bis drei, mehr als drei?«
    »Eine bis drei.«
    »Wie viele von den Reisen, die Sie in den letzten sechs Monaten unternommen haben, waren Geschäftsreisen?«
    »Würden Sie jetzt bitte endlich mal zur Sache kommen?«
    »Aber gern. Wir lassen einfach ein paar von diesen Fragen aus. Haben Sie oder Ihr Mann vor, in den nächsten Wochen eine Reise zu unternehmen?«
    Totenstille.
    »Hallo?« sagte ich.
    »Warum fragen Sie das?«
    »Nun, damit sind wir am Ende meines Fragebogens, Mrs. Huff«, erklärte ich schnell und glatt. »Als Dankeschön möchten wir Ihnen zwei Flugtickets nach San Francisco und zurück schenken, einschließlich zwei Tage Aufenthalt im Hyatt Hotel. Meinen Sie, Ihr Mann wird bald wieder zu Hause sein, um die Geschenkscheine in Empfang zu nehmen? Es besteht selbstverständlich keinerlei Verpflichtung auf Ihrer Seite, aber er muß den Empfang quittieren, da der Fragebogen ja auf seinen Namen läuft. Wann würde Ihnen die Lieferung der Flugscheine passen?«
    »So geht das nicht«, sagte sie mit einem Unterton von Irritation in der Stimme. »Wir werden voraussichtlich kurzfristig abreisen, sobald — ich weiß nicht, wann er hier sein wird. Im übrigen sind wir gar nicht interessiert.« Damit legte sie auf.
    Mist! Ich knallte meinerseits den Hörer auf die Gabel. Wo war der Mann, und was hatte er vor, das ihm zur kurzfristigem Abreise aus Perdido Anlaß geben konnte? Niemand hatte von ihm gehört. Jedenfalls meines Wissens nicht. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß er mit Carl Eckert gesprochen hatte, es sei denn, das Gespräch hatte innerhalb der letzten sechs Stunden stattgefunden. Soweit ich feststellen konnte, hatte er sich bei Dana und Brian nicht gemeldet. Bei Michael war ich mir nicht so sicher. Das würde ich wohl nachprüfen müssen.
    Was, zum Teufel, trieb Wendell Jaffe? Warum fuhr er erst zu seiner Familie und meldete sich dann nicht? Es war natürlich immer möglich, daß er mit allen dreien gesprochen hatte, und wenn das zutraf, waren sie bessere Lügner als ich. Vielleicht war es an der Zeit, daß die Polizei Renata Huff beschattete. Und es konnte vielleicht nicht schaden, Wendell Jaffes Bild in den lokalen Zeitungen zu veröffentlichen. Warum nicht die Hunde auf ihn hetzen, solange er auf der Flucht war? Inzwischen würde ich noch einmal nach Perdido fahren.

15
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    Ich wartete bis nach dem Abendessen, ehe ich losfuhr. Die Fahrt war angenehm, das Licht um diese Zeit ein Lohgelb, das die Bergketten in Gold tauchte. Als ich am Rincon Point vorbeikam, waren immer noch Surfer im Wasser. Die meisten saßen rittlings auf ihren Brettern und ließen sich von der seichten Dünung schaukeln, schwatzten miteinander, während sie, ohne je die Hoffnung aufzugeben, auf eine große Welle warteten. Die Brandung war

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