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Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Titel: Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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ist wirklich kein Trick? Ich zahle tatsächlich nur neununddreißig neunundneunzig? Das ist ja nicht zu glauben.«
    Sie versicherte mir, es handle sich um ein reelles Angebot. Das Reisegepäck koste mich keinen Penny. Ich müßte nur die Versandspesen übernehmen, die ich ja mit Kreditkarte bezahlen könne, wenn mir das lieber sei. Sie erbot sich, innerhalb der nächsten Stunde jemanden zur Abholung des Schecks vorbeizuschicken, aber ich fand, es wäre einfacher, meine Kreditkarte zu belasten. Ich nannte ihr eine erfundene Kontonummer, die sie mir brav noch einmal vorlas. Ihrem Ton merkte ich deutlich an, daß sie ihr Glück kaum fassen konnte. Ich war wahrscheinlich an diesem Tag die einzige Person, die nicht bei ihren ersten Worten prompt aufgelegt hatte.
    Zum Mittagessen führte ich mir einen Magerjoghurt zu Gemüte und hielt dann in meinem Sessel ein kleines Nickerchen. Zwischen Autojagden und wilden Schießereien gibt es für uns Privatdetektive auch mal so einen geruhsamen Tag. Um zwei riß ich mich aus der Beschaulichkeit, griff zum Telefon und versuchte noch einmal mein Glück bei Harris Brown.
    Beim vierten Läuten hob jemand ab. »Harris Brown.« Sein Ton klang verdrossen, und er schien außer Atem zu sein.
    Ich nahm meine Füße vom Schreibtisch und stellte mich vor.
    Sein Ton änderte sich, sein Interesse erwachte. »Ich bin froh, daß Sie anrufen. Ich war ganz überrascht, als ich hörte, daß der Bursche aufgetaucht ist.«
    »Na ja, wir haben noch keine Bestätigung, aber es sieht gut aus. Wie lang hatten Sie mit dem Fall zu tun?«
    »Ach, Gott, sieben Monate vielleicht. Ich habe keinen Moment lang geglaubt, daß er tot ist, aber ich hab’s nicht geschafft, jemanden von meiner Meinung zu überzeugen. Es tut gut zu hören, daß man doch recht gehabt hat. Aber wie dem auch sei, sagen Sie mir, was für Hilfe Sie brauchen.«
    »Das weiß ich selbst noch nicht genau. Ich habe wahrscheinlich einfach auf ein Brainstorming gehofft«, antwortete ich. »Ich bin der Frau auf der Spur, mit der er gereist ist. Sie heißt Renata Huff und hat ein Haus auf den Perdido Keys.«
    Das schien ihn zu verblüffen. »Wie haben Sie denn das rausbekommen?«
    »Hm, so deutlich möchte ich das lieber nicht sagen. Ich habe eben so meine Methoden«, versetzte ich.
    »Scheinen gut zu wirken«, meinte er.
    »Man tut, was man kann«, sagte ich. »Das Problem ist nur, daß sie mein einziger Anhaltspunkt ist, und ich weiß nicht, an wen ich mich sonst noch wenden kann.«
    »Wozu?«
    Ich machte unwillkürlich einen Rückzieher; es behagte mir nicht, meine Theorie über Wendell Jaffe preiszugeben. »Na ja, ich weiß nicht, aber ich denke, er wird von Brian gehört haben...«
    »Von dem Ausbruch und der Schießerei.«
    »Richtig. Ich glaube, er kommt zurück, um seinem Sohn zu helfen.«
    Einen Moment blieb es still. »Aber wie denn?«
    »Das weiß ich noch nicht. Ich weiß einfach keinen anderen Grund, warum er es riskieren sollte zurückzukommen.«
    »Hm, klingt ganz plausibel«, meinte er nach einiger Überlegung. »Sie glauben also, er nimmt entweder mit seiner Familie oder alten Freunden Kontakt auf?«
    »Genau. Ich kenne inzwischen seine ehemalige Frau und habe mit ihr gesprochen, aber sie scheint keine Ahnung zu haben.«
    »Und das glauben Sie?«
    »Ja, ich glaube, sie ist ehrlich.«
    »Weiter. Tut mir leid, daß ich Sie unterbrochen habe.«
    »Das macht nichts. Soweit es Jaffe betrifft, sitze ich eigentlich hauptsächlich herum und hoffe, daß er sich zeigt, was er aber bisher nicht getan hat. Und darum dachte ich, wenn wir zwei uns mal zusammensetzen, kämen wir vielleicht auf ein paar andere Möglichkeiten. Haben Sie ein wenig Zeit für mich?«
    »Ich bin im Ruhestand, Miss Millhone. Zeit ist das einzige, was ich habe. Leider habe ich heute nachmittag schon etwas vor. Aber morgen ginge es gut, wenn es Ihnen paßt.«
    »Ja, gern. Zum Mittagessen? Sind Sie da frei?«
    »Wäre machbar«, sagte er. »Wo sind Sie?«
    Ich nannte ihm meine Büroadresse.
    »Ich bin hier draußen in Colgate«, sagte er, »aber ich habe sowieso etwas in der Stadt zu erledigen. Wo wollen wir uns treffen?«
    »Da kann ich mich ganz nach Ihnen richten.«
    Er schlug ein großes Lokal in der State Street vor, nicht gerade das beste zum Essen, aber ich wußte, daß wir dort zum Mittagessen keinen Tisch zu bestellen brauchten. Ich notierte mir den Termin in meinem Kalender, nachdem ich aufgelegt hatte. Dann versuchte ich es spaßeshalber noch einmal bei Renata

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