Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Titel: Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
mit Feinheiten aufhalten, wenn ich noch Mühe mit dem Gesamtbild hatte. »Wie viele Cousins und Cousinen gibt es?«
    »Nur Cousinen. Wir sind drei, Maura hat zwei Töchter, Delia und Eleanor, und Sarah hatte vier Töchter.«
    »Und ihr lebt alle in Lompoc?«
    »Nicht ganz«, erwiderte sie. »Drei von Sarahs Töchtern leben an der Ostküste. Eine ist dort verheiratet, zwei studieren. Was die vierte tut, weiß ich gar nicht. Sie ist so eine Art schwarzes Schaf, weißt du. Mauras Töchter leben beide in Lompoc. Maura und Mutter wohnen im selben Viertel. Das war Teil von Grands großem Plan.« Sie lachte, und ich sah, daß wir beide die gleichen Zähne hatten, sehr weiß und kantig. »Wir sollten das vielleicht lieber in kleinen Dosen abhandeln, sonst stirbst du noch am Schock.«
    »Die Gefahr besteht durchaus, ja.«
    Sie lachte wieder. Irgend etwas an der Frau ging mir auf die Nerven. Sie hatte viel zuviel Spaß an der Geschichte, und ich hatte überhaupt keinen. Ich bemühte mich, all die Neuigkeiten aufzunehmen und zu verarbeiten, höflich zu sein und nicht ins Fettnäpfchen zu treten. Aber ich kam mir wie eine Idiotin vor, und ihre unbekümmerte, rücksichtslose Art war keine Hilfe. Ich hob meine Hand wie ein Schulmädchen. »Könntest du vielleicht erst mal abbrechen und noch einmal zum Anfang zurückkehren?«
    »Ach, entschuldige. Du mußt ja ganz durcheinander sein, du armes Ding. Ich wollte wirklich, Tasha hätte mit dir gesprochen. Sie hätte ihren Flug verschieben sollen. Ich habe ja gleich gewußt, daß ich es wahrscheinlich in den Sand setzen würde, aber eine andere Möglichkeit gab’s eben nicht. Also, daß Rita Cynthia von zu Hause durchgebrannt ist, weißt du wohl. Das werden sie dir doch wohl erzählt haben.« Sie redete so, als handle es sich um eine Selbstverständlichkeit wie etwa, daß die Erde rund ist.
    Wieder schüttelte ich den Kopf. »Ich war fünf, als meine Eltern bei dem Autounglück ums Leben kamen. Danach hat Tante Gin mich großgezogen, aber sie hat mir überhaupt nichts über die Familie erzählt. Du kannst ruhig davon ausgehen, daß ich von nichts eine Ahnung habe.«
    »Du meine Güte! Hoffentlich hab’ ich selbst noch alles im Kopf. Also, ich lege jetzt mal los, und wenn du Erklärungen brauchst, dann unterbrichst du einfach. Unser Großvater Kinsey war ein reicher Mann. Seine Familie besaß ein Unternehmen zum Abbau und zur Verarbeitung von Kieselalgenlagern. Kieselalgen werden im wesentlichen zur Herstellung von Kieselgut verwendet. Weißt du, was das ist?«
    »Eine Art Filtermittel?«
    »Richtig. Die Kieselalgenlager in Lompoc gehören zu den größten und reinsten auf der Welt. Das Unternehmen ist seit Jahren im Besitz der Kinseys. Großmutter muß auch aus einer wohlhabenden Familie stammen, auch wenn sie kaum darüber spricht. Darum weiß ich auch nichts Genaueres. Ihr Mädchenname war LaGrand, und solange ich denken kann, haben alle sie Grand genannt. Aber das habe ich dir ja schon erzählt. Kurz und gut, sie und Großvater hatten sechs Kinder — den Jungen, der gestorben ist, und dann die fünf Mädchen. Rita Cynthia war, wie gesagt, die Älteste. Sie war Grands Liebling. Wahrscheinlich weil sie ihr so ähnlich war. Ich vermute, sie war sehr verwöhnt — so heißt es jedenfalls. Rebellisch und dickköpfig. Sie weigerte sich absolut, Grands Erwartungen zu erfüllen. Darum ist sie in unserer Familie praktisch zu einer Legende geworden. Die Heilige der Befreiung. Wir alle — alle ihre Nichten — haben in ihr immer ein Symbol der Selbständigkeit und des Muts gesehen, eine Frau, die sich nicht gescheut hat, aufmüpfig und trotzig zu sein, die emanzipierte Frau, die unsere Mütter gern gewesen wären. Rita Cynthia ließ sich von Grand überhaupt nichts sagen, obwohl die damals ein ganz schöner Drachen war. Rigide und snobistisch, tyrannisch und herrschsüchtig. Ihre Töchter mußten spuren. Versteh mich nicht falsch. Sie konnte durchaus großzügig sein, aber die Großzügigkeit war immer mit Bedingungen verknüpft. Sie bezahlte einem zum Beispiel das Studium, aber dafür mußte man am Ort studieren oder an der Universität, die sie für richtig hielt. Bei Häusern war es das gleiche. Sie war bereit, einem die Anzahlung zu geben und sogar für die Hypothek zu bürgen, aber dafür mußte man ein Haus in ihrer nächsten Umgebung nehmen. Es hat ihr wirklich das Herz gebrochen, als Tante Rita ging.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, was eigentlich passiert ist.«
    »Ach Gott, ja,

Weitere Kostenlose Bücher